Südtirol will Bayern in den kommenden Tagen bei der Unterbringung ankommender Flüchtlinge helfen und die Kontrollen an der Grenze zu Österreich wieder aufnehmen. Etwa 300 bis 400 Menschen sollten für einige Tage in Turnhallen in Südtirol unterkommen, teilte die Provinz Bozen heute mit. Bayerns Sozialministerin Emilia Müller hatte Italien zuvor um Hilfe gebeten, erklärte die Provinz Südtirol.
In Bayern waren seit Wochenbeginn tausende Flüchtlinge angekommen, allein am Dienstag waren es etwa 2.500. Die meisten kamen über Budapest nach München. Auch über den Brenner versuchen täglich zahlreiche Flüchtlinge, die über das Mittelmeer nach Italien gekommen sind, Deutschland zu erreichen.
Die Situation am Ostbahnhof in Budapest verschärft sich
Circa 3.000 Flüchtlinge warten auf dem Bahnhofsvorplatz in Budapest auf ihre Weiterreise Richtung Deutschland – vorerst allerdings vergebens.
Die hygienischen Bedingungen am Budapester Ostbahnhof seien erschreckend, berichten Journalisten.
Für die vielen Menschen gab es nur vier mobile Toiletten. Nur wenige Freiwillige halfen mit Essen und Kleidern und kümmerten sich um eine notdürftige medizinische Versorgung.
Vorerst keine Weiterreise
Die meisten Flüchtlinge haben bereits Zugtickets nach München gekauft. Aber Ungarn lässt derzeit keine Flüchtlinge gen Westen weiterreisen und beruft sich dabei auf die EU-Regel, dass Asylanträge nur in dem Land gestellt werden dürfen, in dem die Flüchtlinge zuerst erfasst wurden. Noch am Montag war es anders gewesen: Da hatte Budapest kurzfristig alle Kontrollen eingestellt und Tausende Flüchtlinge per Bahn nach Westen ausreisen lassen.
Neben dem Budapester Ostbahnhof soll nun binnen zwei Wochen ein Zeltlager errichtet werden, das vorübergehend 800 bis 1.000 Flüchtlinge aufnehmen kann. Das beschloss das Budapester Stadtparlament und bewilligte dafür etwa etwa eine Million Euro.
“Dies ist zwar nicht unsere Aufgabe, aber wir tun es aus Gewissensgründen, wir müssen die Situation zu unserem eigenen Schutz bewältigen.”
Der Budapester Oberbürgermeister Istvan Tarlos, ein Parteifreund des rechtsnationalen Ministerpräsidenten Viktor Orban
Aktuelle Lage in Bayern
Nach der Wiederaufnahme der Polizeikontrollen am Budapester Ostbahnhof sind heute kaum noch Flüchtlinge aus Ungarn und Österreich in Bayern angekommen. Ein Sprecher der Bundespolizei am Münchner Hauptbahnhof sprach am Mittag von lediglich 50 Flüchtlingen, die bislang eingetroffen seien. In Rosenheim waren es am Vormittag ebenfalls nur 60 bis 70.
“Die Lage hat sich deutlich entspannt.”
Christoph Hillenbrand, Regierungspräsident von Oberbayern
Im Moment erwarten die Behörden keinen neuen Ansturm von Asylbewerbern. Man geht davon aus, dass nicht mehr Flüchtlinge als sonst üblich am Hauptbahnhof in München ankommen würden. Zudem haben die Länder Hessen, Thüringen und Niedersachsen mittlerweile Unterstützung zugesagt.
“Alle beteiligten Stellen, Regierung von Oberbayern, Polizei, Stadt München sowie die Bahn stehen nun in engem Kontakt und werten grenzüberschreitend eingehende Meldungen aus, um die Situation so planbar wie möglich zu machen.”
Christoph Hillenbrand, Regierungspräsident
Die Hilfsbereitschaft am Münchner Hauptbahnhof war groß in den vergangenen Tagen. Am Dienstagnachmittag bat die Polizei sogar, keine Hilfsgüter mehr an den Hauptbahnhof zu bringen. Dort stapelten sich Packungen mit Windeln, Wasserflaschen und Lebensmitteln.
“Heute bin ich vor allem stolz auf die vielen Münchner freiwilligen Helfer.”
Münchens Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD)
Open all references in tabs: [1 – 6]