Innenminister Joachim Herrmann will mit den pensionierten Beamten die Ersterfassung von Flüchtlingen beschleunigen. Das Ministerium hat nach eigenen Angaben 2.651 Ruheständler(innen) angeschrieben. Dabei handelt es sich überwiegend um Polizeibeamte im Ruhestand, nämlich 2.111 Pensionäre.
“Die Regierungen benötigen für die Ersterfassung der Flüchtlinge dringend verwaltungserfahrenes Personal”, heißt es in dem Schreiben. Trotz Einsatzes aller verfügbaren Kapazitäten seien die für die Erstaufnahme zuständigen Regierungen kaum noch in der Lage, die verwaltungsmäßige Erstregistrierung zeitgerecht zu bewältigen. Die ehemaligen Beamten erhielten einen Arbeitsvertrag, die Bezahlung orientiere sich am Tarifvertrag der Länder.
“Bis zu 110.000 Flüchtlinge”
Bayerns Sozialministerin Emilia Müller erklärte, dass die bisherigen Prognosen der Asylbewerberzahlen nicht zu halten seien. Derzeit erreichen jeden Tag im Schnitt 1.500 Flüchtlinge den Freistaat – Tendenz weiter steigend. Seit Jahresbeginn seien insgesamt 117.000 Menschen im Freistaat angekommen. Etwa 50.000 von ihnen blieben in Bayern, teilte Sozialministerin Müller jetzt mit. Wegen dieser hohen Zahl an Menschen hat die CSU-Politikerin frühere Prognosen nach oben korrigiert. Demnach könnten in diesem Jahr erstmals 90.000 bis 110.000 Asylanträge in Bayern gestellt werden. Eine genaue Prognose sei fast unmöglich.
Flüchtlinge aus Bürgerkriegsländern
Viele Flüchtlinge stammen aus dem Bürgerkriegsland Syrien, aus dem Irak aber auch vom Balkan. Die Bundesregierung muss deshalb ihre bisherigen Prognosen wohl ebenfalls erhöhen. Laut einem Zeitungsbericht rechnet das zuständige Bundesamt für Migration und Flüchtlinge statt der errechneten 450.000 Asylbewerber nun mit bis zu 750.000 für ganz Deutschland. Bundesinneminister de Maizière wird die neuen Zahlen wohl noch diese Woche bekannt geben.
Neuer Asylgipfel geplant
Damit werden auch die Rekordzahlen aus den 90er Jahren weit überschritten. 1992 hatte Bayern knapp 60.000 Asylbewerber aufgenommen – vor allem aus Rumänien und den Kriegsgebieten im früheren Jugoslawien. Ministerpräsident Seehofer plant für Anfang September einen weiteren bayerischen Asylgipfel mit Kommunen und Kirchen. Bayernweit sind Unterkünfte mittlerweile so knapp, dass die Landkreise verstärkt auf Provisorien ausweichen.
Traglufthallen und Holzbauten
So hat der Landkreis München mehrere Traglufthallen geordert, wie sie normalerweise von Tennis- und Reitclubs im Winter genutzt werden. Anderswo werden Holzbauten errichtet. Die Kirchen haben mehrfach ihre Bereitschaft erklärt, mehr Flüchtlinge unterzubringen, verweisen aber auf begrenzte Kapazitäten.
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