München – Florian Kohfeldt ist Co-Trainer bei Werder Bremen. Er glaubt zu wissen, wie sein Verein den FC Bayern besiegen kann. Das denkt er über die Stärken und Schwächen des Rekordmeisters.
Da hat sich aber jemand eine ganze Menge vorgenommen, zumindest theoretisch… Florian Kohfeldt ist Co-Trainer bei Werder Bremen, mit 33 Jahren aktuell der jüngste Assistenzcoach der Bundesliga. Erst vor einigen Monaten schloss er die Hennes-Weisweiler-Akademie in Köln ab – als Jahrgangsbester! Nun analysiert der Fußballlehrer die kommenden Gegner seines SV Werder, oder besser: Er seziert die Spielanlage der Konkurrenten geradezu. So auch die Philosophie des FC Bayern und von Pep Guardiola. Die tz hat mal genau hingehört.
Was macht die Bayern so stark und unberechenbar?
Kohfeldt: „Sie haben eine nahezu perfekte Mischung aus Ballbesitzphasen und extrem zielgerichtetem Offensivspiel. Sie haben Elemente vom Konterspiel drin, obwohl sie fast immer gegen tief stehende Gegner spielen. Aber ihnen gelingt es, sich Räume zu schaffen, wo sie dann extrem hohes Tempo gehen können.“
Wie kommt es zu den Räumen?
Kohfeldt: „Durch eine fast perfekte Spielverlagerung. Sie haben immer eine für Bundesliga-Verhältnisse hohe Anzahl von Spielern in Ballnähe. Dahinter steckt das Selbstverständnis, dass man immer Lösungen findet. Jeder hat die absolute Ruhe. Normalerweise ist es durchaus gefährlich, wenn du sechs Mann in die Nähe des Balls bringst, dann fehlen dir woanders Spieler. Aber die Bayern machen das perfekt, lösen in dem Moment die Spielpositionen auf – und manchmal sogar die Spielrichtung. Das macht das Pressing so schwer, weil man dafür eine Richtung braucht.“
Was Kohfeldt meint: Lassen die FCB-Stars den Ball auf einer Seite des Spielfelds im engen Raum zirkulieren, steht auf der anderen Seite ein Spieler frei. In dieser Saison ist das häufig bei Douglas Costa zu beobachten, der sehr eng an der Linie steht und diese Position nie in Richtung Spielfeldmitte verlässt.
Ist das FCB-Spiel frei von Schwachstellen?
Kohfeldt: „Es gibt auch bei Bayern Räume, die man bespielen kann. Auch Bayern wird in dieser Saison Punkte lassen.“ Allerdings: „Bei anderen Gegnern weiß man schon mal, was sie nicht mögen. So eine systematische Schwäche sehe ich bei den Bayern nicht.“
Lassen sich die Bayern von einer ungewöhnlichen Spielweise überraschen?
Kohfeldt: „Es ist nie schlecht, wenn der gegnerische Trainer erst mal gucken muss, was gerade passiert. Aber man darf nichts Verrücktes machen.“
Was Kohfeldt meint: Mannschaften wie Bremen müssen zunächst immer darauf bedacht sein, sich auf die eigene Stärke zu konzentrieren. Ansonsten besteht die Möglichkeit, die eigenen Spieler zu überfordern und die Sicherheit zu verlieren.
Wie geht man bei Werder die Vorbereitung an, gerade bei wichtigen Einzelduellen?
Kohfeldt: „Die Spieler sind da professionell, die gucken sich selbst schon Videos an. Gegen Bayern weiß jeder, was auf ihn zukommt. Und mal ganz ehrlich: Wenn wir Theo (Theodor Gebre Selassie, Rechtsverteidiger) 30 Videos von Costa zeigen, wird es für ihn nicht einfacher.“
Worauf wird es beim Spiel besonders ankommen?
Kohfeldt: „Am Samstag muss vor allem eine Stärke zum Tragen kommen: Unsere Leidenschaft!
Fazit: In der Theorie wird Bremen gut eingestellt sein. Die Erfahrung zeigt, dass spätestens mit dem ersten Tor für den FCB die Praxis leidet.
mic
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