Hat die deutsche Polizei die französischen Behörden rechtzeitig vor möglichen Anschlägen gewarnt? Am 5. November hatten Rosenheimer Schleierfahnder auf der Autobahn Salzburg-München bei Bad Feilnbach ein Auto gestoppt, in dem sie mehrere Waffen und Sprengstoff fanden. Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) hat dem Bayerischen Rundfunk mittlerweile bestätigt, dass der Fahrer des Wagens möglicherweise zum Kreis der Attentäter von Paris gehört:
“Wir haben eine Verhaftung im Wege der Schleierfahndung, wo es die begründete Annahme gibt, dass es möglicherweise mit der Sache zusammenhängt.”
Horst Seehofer
Mehrere Waffenverstecke im Auto
Die Polizei fand bei einem der Attentäter am “Stade de France” einen syrischen Pass. Ein Mann, der an dem Überfall im Konzerthaus “Bataclan” beteiligt war, konnte ebenfalls identifiziert werden. Der Islamische Staat (IS) hatte sich zu den Anschlägen von Paris bekannt.
[mehr – zum Video mit Informationen: Entwicklung in Paris – Zwei Attentäter identifiziert ]
Bei einer Routinekontrolle hatten die Fahnder einen VW Golf gestoppt, der auf der A8 zwischen Salzburg und München unterwegs war. Fahrer des Wagens war ein 51-jähriger Mann aus Montenegro. Unter der Motorhaube fanden die Beamten zwei Pistolen und eine Handgranate. Die Polizisten holten daraufhin Experten vom Landeskriminalamt dazu. Die fanden bei einer genauen Durchsuchung des Autos acht Kalashnikow-Gewehre mit Munition, mehrere Pistolen, zwei Handgranaten und 200 Gramm Sprengstoff in verschiedenen Verstecken. Der Mann wurde daraufhin festgenommen. Ermittlungen in Montenegro ergaben, dass der 51-Jährige bei der dortigen Polizei nicht bekannt war. Die Ermittler prüfen derzeit, ob und wie er mit der verheerenden Terrorserie in Paris in Verbindung steht, bestätigte Bayerns Innenminister Joachim Herrmann:
“Wenn jemand mehrere Kalaschnikows, Handgranaten und Sprengstoff transportiert, könnte das jemand aus dem Bereich der Schwerkriminalität sein. Der Verdacht liegt aber nahe, dass es sich um terroristische Absichten handelt, beziehungsweise jemand den Terroristen Waffen liefert. Aufgrund der Daten des Navigationssystems des Mannes und seines Handys gibt es deutliche Hinweise, dass der Mann nach Frankreich wollte.”
Innenminister Joachim Herrmann.
Französische Behörden reagierten zurückhaltend
Mindestens 128 Menschen verloren in Paris ihr Leben, viele weitere wurden verletzt. Der “Islamische Staat” bekannte sich zu den Terroranschlägen. Ermittler arbeiten daran, die Hintergründe aufzuklären. Viele Fragen sind noch offen, einige wenige schon geklärt
[mehr – zum Artikel: Fakten zu den Anschlägen – Was weiß man bisher – und was nicht? ]
Unmittelbar nach der Festnahme hat das Bayerische Landeskriminalamt über das BKA mit den französischen Behörden Kontakt aufgenommen und diese über Details der Festnahme informiert. Paris reagierte zurückhaltend: die deutsche Polizei möge ein Rechtshilfeersuchen stellen, falls sie aus Frankreich Informationen benötige.
Auch aus den sichergestellten Unterlagen ergeben sich – wie Ermittlerkreise berichteten – erhebliche Anzeichen dafür, dass der Mann auf dem Weg nach Paris war. Ob der Mann möglicherweise sogar zum Kreis der Attentäter von Paris gehört, wollte der LKA-Sprecher jedoch nicht sagen. Dies sei reine Spekulation. “Waffenschmuggel ist ein gängiges Geschäft”, betonte er.
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