Lesen Sie hier: Matthias Sammer: “Haben guten Konkurrenzdruck”
In Thiago Alcántara do Nascimento, ein Name, der an Pélé erinnert, den großen Edson Arantes do Nascimento, kurz Pélé. Thiago, vor der Saison für 25 Millionen Euro Ablöse als absoluter Wunschspieler von Pep Guardiola („Thiago oder nix!“) zum FC Bayern gekommen, verzaubert mit seiner Leistung Fans, Reporter, Mitspieler und den Franz. „Thiago ist ein wunderbarer Spieler. Er ist eine Augenweide“, schwärmte Beckenbauer. Er muss es ja wissen.
Die AZ vergleicht die beiden Fußballer – Kaiser Thiago und Kaiser Franz.
Die Ballbehandlung: Der große Giesinger war Ballschlepper, liebte den Lupfer in die Spitze zu Gerd Müller. Gerne stieg er auf den Ball, streichelte die Kugel mit der Sohle. Sein Trick: Er verlangsamte das Spiel, um urplötzlich – meist mit dem Außenrist – einen Steilpass zu schlagen. Thiago dagegen spielt meist klare, einfache Bälle, kurze Pässe mit der Innenseite – das alles in höchstem Tempo. Sein Spiel hat mehr Dynamik als das von Beckenbauer damals (pardon, Kaiser!).
Das Spielverständnis: Beckenbauer hatte einen beeindruckenden Radar, nahm das Spielfeld als Schachbrett wahr, auf dem er meist ein bis zwei Spielzüge vorausdachte. Er gilt als der Erfinder des Liberos, der sich ins Spiel nach vorne einschaltet und die schnöden Ausputzer zu Auslaufmodellen machte. Thiago hat in der Barça-Schule das Kurzpassspiel verinnerlicht. In Italien als Sohn von Brasiliens 1994er Weltmeister Mazinho geboren, kam er mit 14 Jahren nach „La Masia“, in die Fußball-Schule des FC Barcelona. Sein Förderer dort: Guardiola. „Manchmal spielt er Fußball nicht einfach genug“, kritisierte der Coach seinen Liebling, „aber auf dieser Position braucht er oft nur ein, zwei Kontakte, immer nur ein, zwei Kontakte – du hast Philipp, der hilft dir.“ So ist Lahm der Neuzeit-Katsche, Thiagos Hiwi.
Die Souveränität: Eleganz und Übersicht waren die Stilmittel des Spiels von Beckenbauer. Er verlor kaum einen Ball, auch im Zweikampf führte er die Kugel mit dem Außenrist – gute Freunde konnte niemand trennen. Beim 5:0 gegen Frankfurt war zu sehen, wie sich Thiagos Spiel gegenüber den ersten Auftritten im August vor seiner Verletzung verändert hat. Jeder Ballkontakt ein Vergnügen, keine Anstrengung. Kopf oben, Brust raus, Gegner ausgespielt. Er will stets den Ball haben, aus brenzligen Situationen befreit er sich immer spielerisch – ein Befreiungsschlag auf die Tribüne? Für Thiago ein No-Go!
Die Arroganz: Keiner schüttelte Gegner lässiger ab als der Kaiser. Den Kopf behielt Beckenbauer immer oben, die Ballkontrolle lief so selbstverständlich ab wie das Geradeauslaufen. Im Pokalfinale 1969 gegen Schalke (2:1) jonglierte er 40 Sekunden mit der Kugel vor der Schalker Fankurve, kein Gegenspieler traute sich ran. Auch Thiago hat diese Prise Arroganz in seinem Spiel, dieses Selbstverständnis es ohnehin besser zu können als der Gegner.
Fehlt nur, dass Thiago bei der Meisterfeier im Mai von einem Weißbierglas auf die Torwand schießt. Vamos, Thiago, werd’ scho’!