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Unruhiger Schlaf? Sorgen wegen dem Gegner? Nicht bei Bayern-Trainer Jupp Heynckes. Der Coach der Münchner geht das Spitzenspiel am Samstag mit großer Zuversicht an. Sein Team kann sich 14 Punkte Vorsprung auf den BVB erarbeiten – wenn dem Tabellenführer eine “überdurchschnittliche Leistung” gelingt.
Auch die Rente mit 67 hätte der Fußballtrainer Heynckes inzwischen erreicht, aber zur Ruhe setzen will er sich ja frühestens nächsten Sommer. So lange übt er noch den wichtigsten Job aus, den das Land zu bieten hat neben dem Bundeskanzler- und Bundesjogi-Amt. Die Freude am Spiel treibt ihn wohl an, obwohl man vor dem zum vermeintlichen Weltereignis stilisierten Gipfel des FC Bayern mit Borussia Dortmund schon ganz genau hinhören muss, um seine persönliche Begeisterung für solch ein Medienspektakel herauszudestillieren.
369 Spiele hat Josef Heynckes in der Bundesliga als Profi mitgemacht, als Trainer inzwischen insgesamt etwa drei Mal so viele. Schläft man da überhaupt noch unruhig vor so einem Spiel? Es dauert 16 Minuten, bis Jupp Heynckes im Gespräch zu erkennen gibt, dass dieses Duell am Samstagabend auch für ihn “kein Spiel wie jedes andere ist”.
Aber damit soll es auch reichen, aufgeregt sind ja schon alle anderen, nicht zuletzt seine Spieler, für die Thomas Müller stellvertretend einräumt, der BVB habe sie “zur Weißglut” gebracht. Fünfmal haben die Bayern zuletzt in Liga und Pokal verloren gegen den Meister, der bislang letzte Sieg glückte vor knapp drei Jahren: Im Februar 2010 hieß der BVB-Coach zwar auch Jürgen Klopp, doch beim 1:3 erwies sich seine Rasselbande noch als zu grün; daran änderte auch die späte Einwechslung eines Stürmers namens Damien Le Tallec nichts.
Monsieur Tallec, ein Franzose, kickt heute bei Goverla-Zakarpattia Uschgorod, Ukraine. Nicht mal Klopp ist demnach unfehlbar, und bei den Münchner Tabellenführern hat sich seit dem 2:0 in Freiburg und dem vorzeitig wie nie gesicherten Winterpausentitel das Verlangen verstärkt, das direkte Duell für eine grundsätzliche Klarstellung nutzen zu wollen.
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Heynckes merkt allerdings gleich an, “dass die drei Punkte in Freiburg genauso wichtig waren wie die jetzt am Samstag”. Überhaupt lässt er sich ungern in Sippenhaft nehmen. “Ich habe nur zwei Spiele gegen Borussia Dortmund knapp verloren”, sagt er. Kenner versichern indes, dass er auch beim schmerzvollsten K.o. der Bayern dabei war, beim 2:5 im Pokalfinale im vergangenen Mai.
Doch die Dinge haben sich nun gedreht, “wir sind in einer prädestinierten Situation”, sagt Heynckes mit Blick auf elf Zähler Vorsprung. Er sei dran interessiert, die Distanz auszubauen – was nach menschlichem Ermessen fast gleichbedeutend mit dem Titelgewinn wäre. Büßten seine Bayern bis Mai noch 14 Zähler auf Dortmund ein (oder den Vorsprung auf Leverkusen) – Präsident Uli Hoeneß würde wohl den Laden sofort dichtmachen und das viele Geld den Basketballern oder Keglern seines e.V. überlassen.
Heynckes ist guter Dinge, dass es anders kommt. Sein Team ist defensiv stärker, und bis auf Dauerpatient Robben sind alle dabei; Schweinsteiger rückt nach seiner Pause wieder ins Team. Aber ein bissel anstrengen müsse man sich schon, mahnt der Coach, es brauche “eine überdurchschnittliche Leistung”. Im Spitzenspiel, dem nur er gelassen entgegensieht.
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