Rund eine Woche nach dem überraschenden Rücktritt von Mannschaftsarzt Dr. Hans-Wilhelm Müller-Wohlfahrt glätten sich beim FC Bayern München die Wogen. Zwei Tage nach dem 6:1-Triumph im Champions-League-Viertelfinale gegen den FC Porto verriet der Vorstandsvorsitzende Karl-Heinz Rummenigge, mit dem 72-Jährigen ein klärendes Gespräch geführt zu haben.
“Ich habe inzwischen mit ihm telefoniert. Wir haben da ein absolut intaktes Verhältnis. Ich habe ihm gesagt, dass wir ihn in stilvoller Form ‘bayern-like’ verabschieden wollen, wenn sich alles beruhigt hat”, sagte Rummenigge der “Bild”-Zeitung.
Rummenigge spricht vom “Kabinengeheimnis”
Dass er bei der Hinspiel-Pleite in Porto einen Disput mit Müller-Wohlfarth hatte, wie es in verschiedenen Medien kolportiert worden war, wollte der FCB-Boss nicht bestätigen: “Es gibt ein Arztgeheimnis und ein Kabinengeheimnis. Dabei möchte ich es belassen.”
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Der überraschende Rücktritt des Arztes sei auch dessen Impulsivität geschuldet, so Rummenigge weiter: “Das war auch einer gewissen Emotionalität bei ihm geschuldet. Ich bin erst informiert worden, als der Schritt schon vollzogen war. Das war alles sehr emotional, und ist leider nicht mehr zu ändern.”
Der 72-jährige soll nun in die Überlegungen einbezogen werden, welcher Mediziner den FCB in Zukunft betreuen soll. “Vielleicht kann er da Ratschläge geben. Er ist ja ein Mann mit hohen Erfahrungswerten”, sagte Rummenigge der “Bild”-Zeitung.
Bis zum Sommer wird der Verein mit Dr. Volker Braun zusammenarbeiten, der kurzfristig für Müller-Wohlfahrt eingesprungen war. “Wir werden uns bald Gedanken machen, wie die medizinische Abteilung in Zukunft ausgerichtet sein soll, wo der Standort ist. Wir werden Fachleute hinzuziehen, um uns beraten zu lassen”, sagte Rummenigge.
Arztwahl wird respektiert
Dass sich verletzte Spieler auch weiterhin bei ehemaligen Doc behandeln lassen, stört die die Verantwortlichen an der Säbener Straße nicht. “Wir sind ja nicht kleinkariert. Wir versuchen, auf allen Gebieten Profis zu sein. Wenn ein Arjen Robben, oder wer auch immer, das Vertrauen zu unserem Doktor hat, dann werden wir das nicht nur akzeptieren, sondern auch respektieren”, so der Vorstandsvorsitzende.
Die Karriere von Dr. Müller-Wohlfahrt in Bildern
Das gelte auch für Trainer Pep Guardiola, dem in den letzten Monaten immer wieder ein kompliziertes Verhältnis zum Arzt nachgesagt worden war. “Pep hat kein persönliches Problem mit Dr. Müller-Wohlfahrt”, sagte Rummenigge.
Robben vertraut dem “besten Doktor”
Zuletzt war schon Matthias Sammer auf Kuschelkurs zum Mediziner gegangen. “Es wissen doch alle, dass wir ein fantastisches Verhältnis zu Doktor Müller-Wohlfahrt haben“, hatte der Sportvorstand vor der Partie gegen Porto bei Sky gesagt. Persönlich habe er ebenfalls ein “wunderbares Verhältnis” zu dem prominenten Arzt “und das wird auch immer so bleiben”. Zu einer möglichen Versöhnung hatte Sammer gesagt: “Alles andere zeigt die Zukunft, ich kann das jetzt nicht seriös beantworten.”
Vor allem die Spieler trifft der Rücktritt hart. Müller-Wohlfahrt ist nicht nur bei den Bayern-Akteuren sehr beliebt, sondern auch viele weltbekannte Spitzensportler gehen in seiner Praxis ein und aus. “Das ist etwas ganz Schlimmes gewesen“, sagte Arjen Robben zu dem Eklat um den langjährigen Bayern-Doc. Er werde natürlich bei ihm in Behandlung bleiben. “Für mich ist er der beste Doktor, den es gibt. Er ist sehr wichtig für mich, ich vertraue ihm zu hundert Prozent – und das wird immer so bleiben.”








