FC Bayern München übertölpelt Borussia Dortmund mit 08/15-Spielzug – T

In England nennt man es “Kick and Rush”, in der Kreisliga “Nach vorne bolzen”: Ein langer Ball wird aus der eigenen Hälfte hinter die gegnerische Abwehr geschlagen. Eine simple Strategie, die im Fußball auf Top-Niveau nur noch selten Anwendung findet. Doch im Spitzenspiel der Bundesliga hat der FC Bayern München damit seinen Verfolger Borussia Dortmund gleich zweimal übertölpelt.

“Bei den langen Bällen waren wir wahnsinnig unaufmerksam. Das 1:3 ist eines der bittersten Gegentore, das du bekommen kannst”, sagte der sichtlich zerknirschte BVB-Trainer Thomas Tuchel nach der 1:5-Pleite bei Sky.

“Das ist ein langer Ball über zehn eigene Spieler, die komplette Mannschaft stand eigentlich hinter dem Ball, der Pass fliegt über 60 Meter”, beschrieb Tuchel die Entstehung des Gegentreffers und kritisierte: “Das darf nicht passieren ” Und doch passierte es zweimal.

Müller adelt Boateng

Etwa eine halbe Stunde lang war der Revierklub das ebenbürtige Team, wenn nicht gar besser. In der 26. Minute war die schwarz-gelbe Abwehr aber nicht auf dem Posten. FCB-Verteidiger Jerome Boateng schickte mit einem weiten Ball Thomas Müller in Richtung BVB-Tor. Der Stürmer spitzelte den Ball am Dortmunder Keeper Roman Bürki vorbei und hatte dann leichtes Spiel mit dem 1:0.

“Dortmund stand sehr hoch, fast an der Mittellinie. Da hatten wir es schwer, kurze Pässe zu spielen. Jerome hat dann die Lücke gesehen und in den Raum gespielt”, analysierte Müller und nannte seinen Vorlagengeber “Kaiser Jerome Boateng”: “Ein Innenverteidiger mit zwei Assists in einem Spiel, das kommt auch nicht alle Tage vor.”

Tuchel: “Schütteln und neu aufstellen”

Auch das besagte 3:1 leitete Boateng mit einem langen Ball ein. Mit seinem schwächeren linken Fuß passte er kurz nach dem Seitenwechsel auf den startenden Robert Lewandowski. “Da sah es erst so aus, als käme Robert nicht mehr dran, aber dann hat er den Turbo ausgepackt”, staunte Müller über seinen Knipser-Kollegen.

Zum zweiten Mal kam die Borussen-Abwehr um Kapitän Mats Hummels und Sven Bender den enteilten Gegenspielern nicht hinterher. “Da müssen wir die Schnittstelle viel schneller schließen”, ärgerte sich Tuchel: “Wir sind gut beraten, uns jetzt zu schütteln und neu aufzustellen.”

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Guardiola: Boateng überragend, aber kein Kaiser

Der Traum von einem spannenden Meisterschaftsrennen ist zumindest vorerst geplatzt, die Bayern sind davongezogen. “Das war ein Big Point. Sieben Punkte Vorsprung und die Art und Weise des Sieges, das ist schon ein Signal”, sagte Müller.

Dessen “Kaiser”-Schlag für Boateng gefiel dem eigentlichen Kaiser Franz Beckenbauer (“Boateng spielt seit zwei Jahren absolutes Weltklasse-Niveau.”), jedoch nicht dem Trainer. “Das ist nicht gut für Jerome. Beckenbauer ist Nummer eins und Jerome Boateng ist Jerome Boateng”, sagte Pep Guardiola. Doch auch der Bayern-Coach kam nicht umhin, den doppelten Vorbereiter Boateng zu loben: “Er ist überragend.”

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