FC Bayern München: Super-Bayern bringen Guardiola ins Grübeln – T

So schnell war die deutsche Meisterschaft noch nie entschieden. Acht Spieltage sind gerade einmal in der Bundesliga absolviert, nicht einmal ein Viertel ihrer Saisonspiele haben die Vereine hinter sich gebracht. Doch nach der 5:1-Gala gegen Borussia Dortmund zweifelt niemand mehr ernsthaft daran, dass der kommende Champion auch in diesem Jahr FC Bayern heißen wird.

Innerhalb von zwei Wochen zerlegten die Münchner ihre einzigen halbwegs ernsthaften Konkurrenten um die Schale. Vor der Borussia kam bereits der VfL Wolfsburg in der Allianz Arena mit 1:5 unter die Räder. Mit nunmehr 24 Punkten, der maximalen Ausbeute, führt das Team von Pep Guardiola mit sieben Zählern Vorsprung vor dem ersten Verfolger Dortmund die Tabelle an.   

Gefestigt wie kein anderer Klub

Im dritten Jahr unter dem spanischen Coach präsentieren sich die Münchner in einer Verfassung, die sie derzeit auch zum Top-Favoriten in der Champions League machen. Weder Real noch Barcelona und schon gar nicht ein Klub aus der Premier League präsentieren sich derzeit so gefestigt und siegeshungrig wie der FC Bayern.

Neun Jahre später beginnt die große Zeit des Titel-Sammelns, die bis heute andauert und München quasi im Jahresrhythmus Erfolge beschert. Im DFB-Pokal-Finale 1966 bezwingt der FC Bayern den MSV Duisburg mit 4:2. Der jugoslawische Coach Zlatko Tschik Cajkovski (li.) und Kapitän Werner Olk präsentieren den Fans den Pott - den Grundstein für den ersten internationalen Triumph im darauffolgenden Jahr. (Quelle: imago/WEREK) Damit feiert der FC Bayern 1967 seine Premiere als Europapokal-Sieger - und Torjäger Gerd Müller kann nach dem Finale in der Kabine einen ordentlichen Schluck aus der Trophäe nehmen,                                           (Quelle: imago/Sven Simon) Im zweiten Duell mit Madrid lässt das Team von Udo Lattek nichts anbrennen und gewinnt durch jeweils zwei Tore von Gerd Müller und Uli Hoeneß mit 4:0. Der Bomber stemmt den ersten Henkelpott der Bayern in die Höhe - wenige Wochen später folgt für viele Münchner Spieler eine weitere Krönung: der Triumph mit der deutschen Nationalmannschaft bei der Weltmeisterschaft 1974 im eigenen Land. (Quelle: imago/Colorsport) Nach fünf titellosen Spielzeiten in der Bundesliga führt das Duo Karl-Heinz Rummenigge (li.) und Paul Breitner unter dem ungarischen Trainer Pal Csernai den FC Bayern München in der Saison 1979/1980 wieder zur Deutschen Meisterschaft - der FC Breitnigge ist geboren. (Quelle: imago/WEREK) Im DFB-Pokal-Endspiel 1982 gegen den 1. FC Nürnberg bekommt Dieter Hoeneß bereits in Hälfte eins eine stark blutende Platzwunde am Kopf verpasst. Trotzdem spielt die Kämpfernatur mit einem Turban-artigen Verband durch und markiert sogar den 4:2-Endstand - per Kopf! Der FC Bayern ist nach elf Jahren wieder Pokalsieger. (Quelle: imago/Sven Simon) Am Ende setzt sich der FCB mit 7:6 durch und der zurückgekehrte Coach Udo Lattek (re.) kann seinen sechsten Titel an der Isar feiern. Insgesamt bringt die Trainer-Legende dem FC Bayern zehn Mal Zuwachs für die Titelsammlung. (Quelle: imago/Kicker/Eissner, Liedel) Nach seinem Wechsel an die Isar darf auch Lothar Matthäus jubeln. In der Saison 1984/1985 gelingt dem FC Bayern zum dritten Mal das Kunststück, stets auf Platz eins der Tabelle zu stehen. Trotzdem wird Meistertitel Nummer acht erst am letzten Spieltag mit einem 1:0-Sieg in Braunschweig eingefahren. (Quelle: imago/Kicker/Liedel) In der folgenden Saison 1989/1990 folgt sogleich der zweite Streich von Jupp Heynckes und die Meisterschale darf im Retro-Look like a Sir präsentiert werden. Auf dem Münchner Rathausbalkon macht der Coach den Fans dann ein Versprechen auf den Europokal-Titel, dass er erst in seiner zweiten Amtszeit einlösen kann. Niemand ahnt, dass die Bayern vier Jahre auf den nächsten Titel warten müssen. (Quelle: imago/Fred Joch) ... am Ende steht nach den beiden Finalsiegen (2:0 und 3:1) gegen Girondins Bordeaux der erste UEFA-Pokal-Titel der Vereinsgeschichte zu Buche. Als damaliger Rekord-Torschütze des Wettbewerbs darf sich Jürgen Klinsmann einen ordentlichen Schluck aus dem Pott genehmigen. Kein einfaches Vorhaben, wie man sieht. (Quelle: imago/Sven Simon)

Alle Titel-Triumphe des FC Bayern

Einzig: Das Fell in der Königsklasse wird erst im Mai nächsten Jahres verteilt. Stimmen dann einige Parameter nicht, kann man sich für die derzeitige Frühform nichts kaufen. Im vergangenen Jahr war es das enorme Verletzungspech, was die Bayern im Halbfinale gegen Barcelona stoppte. Zwölf Monate zuvor, in Guardiolas erstem Jahr in München, war es das fehlende Vertrauen zwischen Team und Trainer. Das mündete, ebenfalls im Halbfinale in einer bitteren 0:4-Heimpleite gegen Real Madrid.

Endgültig in der Weltklasse angekommen

Doch in dieser Saison ist alles anders. In seinem dritten Jahr an der Isar hat Guardiola die Mannschaft endgültig nach seinen Vorstellungen umgebaut. Die Spieler wissen mittlerweile ganz genau, was der Trainer von ihnen verlangt. Mario Götze scheint in seinem dritten Jahr unter dem Coach endlich die Kurve vom Ausnahmetalent zum Top-Spieler zu schaffen. Akteure wie Jérôme Boateng oder Thomas Müller haben noch einmal einen Leistungssprung vollzogen und sind endgültig in der absoluten Weltklasse angekommen.

Goalgetter Robert Lewandowski hat sich in seinem zweiten Jahr beim Rekordmeister mittlerweile an Klub und Coach gewöhnt und trifft nach Belieben. Der Pole (18 Tore) zeichnet sich wettbewerbsübergreifend zusammen mit Müller (10) für über 70 Prozent aller Bayern-Tore verantwortlich. Vor allem Müller, der in den beiden ersten Jahren unter Guardiola einen schweren Stand hatte, ist nach Bastian Schweinsteigers Abgang zur unumstrittenen Führungspersönlichkeit aufgestiegen.

Costa verzückt alle

Mit Douglas Costa, Arturo Vidal, Kingsley Coman und Joshua Kimmich ist es dem Klub in dieser Saison obendrein gelungen, sich noch einmal kräftig zu verstärken. Nie zuvor konnte der FC Bayern auf einen ebenso breiten wie spielstarken Kader zurückgreifen wie in dieser Spielzeit.

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Streit eskaliert: Schiedsrichter packt Pistole aus. (Screenshot: Bit Projects)Streit eskaliert: Schiedsrichter packt Pistole aus. (Screenshot: Bit Projects)


Schiedsrichter zieht Pistole statt Karte

Fehlten in der Vergangenheit die beiden Superstars Arjen Robben und Franck Ribéry, schrumpften die Bayern plötzlich auf Normalmaß zurück. Sie waren plötzlich berechenbar, ihnen fehlte die Durchschlagskraft. Von all dem ist aktuell nichts zu spüren. Im Gegenteil.

Ändert Guardiola seine Meinung?

Der Franzose und der Niederländer fehlen schon seit Wochen, doch niemand vermisst sie. Mit Costa und Coman stehen zwei Alternativen parat. Vor allem der Brasilianer Costa verzückt derzeit die Bayern-Fans so sehr, dass es schwer sein wird, ihn wieder aus der Startformation zu verdrängen.

Und so könnte sich plötzlich ein Meinungsumschwung anbahnen, den kaum noch einer auf der Rechnung hatte. Galt es bis dato als ausgemachte Sache, dass Guardiola seine Zelte nach Ablauf seines Vertrages 2016 in München abbrechen würde, gibt es derzeit immer weniger Argumente, warum er dies tun sollte. Nirgendwo in Europa findet er derzeit ein ähnlich bestelltes Feld vor wie beim FC Bayern.

Argumente sprechen für Bayern

Die Bosse versuchen ihm jeden Wunsch zu erfüllen. Im Gegensatz zu den eher unberechenbaren Oligarchen- und Scheich-Klubs aus England oder Paris kann Guardiola an der Säbener Straße seine Fußball-Philosophie voll entwickeln. Er hat ein Team geformt, dass seines gleichen sucht in Europa. Freilich fehlt noch die Krönung in der Champions League.  

Und mit dieser Mannschaft kann Guardiola in den nächsten Jahren noch jede Menge erreichen. Bei einem neuen Klub müsste er sich mühsam wieder eine solche Ausgangsposition erarbeiten. Das weiß der 44-Jährige nur zu genau und das weiß natürlich auch Karl-Heinz Rummenigge.

Beckenbauer lobt Guardiola

Daher klingen die Aussagen des Vorstandsboss in Sachen Vertragsverlängerung wieder etwas optimistischer. “Es steht viel pro Bayern München auf dem Tisch – und so ein Spiel wird den Trainer sicher auch glücklich machen”, sagte der 60-Jährige. “Ich habe immer gesagt, dass wir uns in der zweiten Jahreshälfte 2015 zusammensetzen. Es sind noch einige Monate.”

Nach der Gala gegen Dortmund hat auch Franz Beckenbauer den roten Teppich für Guardiola ausgerollt. “Was zusammengehört, soll man nicht trennen. Ich habe ihm gesagt, dass ich froh wäre, wenn er bleibt. Das hat er zur Kenntnis genommen”, sagte er bei Sky und ergänzte: “Es passt einfach zusammen.”

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