Im Vorfeld der anlaufenden Saison muss sich Meister Bayern München einmal mehr harsche Kritik anhören. Und dieses Mal schießen die Kugeln aus dem eigenen Lager. Ex-Bayer und Meistertrainer Felix Magath geht mit seiner ehemaligen Nemesis hart ins Gericht und sieht den Rekordmeister vor einer schwierigen Saison.
Der FC Bayern München steckt derzeit voll in der Vorbereitung auf die anlaufende Spielzeit, muss sich neben den sportlichen Anstrengungen aber auch mit zahlreichen offenen Fragen herumschlagen? Wie sieht die Kaderplanung beim Rekordmeister aus? Wie sieht Pep Guardiolas Zukunft in München aus? Wie machen sich die Neuzugänge?
Der Verein versucht sich von diesen Themen zu distanzieren, muss sich aber regelmäßig mit offener Kritik beschäftigen, da diese Themen in großer Bandbreite in der Öffentlichkeit diskutiert werden. Viele Experten meinen ihren Senf zu diesen und jenen Fragen hinzugeben zu müssen.
So auch Felix Magath, der die Bayern zwischen 2004 und 2007 zweieinhalb Jahre lang trainierte. Der Trainer, der in den vergangenen Jahren hauptsächlich im Ausland arbeitete, nimmt seinen ehemaligen Arbeitgeber nun ins Visier. Den deutschen Rekordmeister sieht Magath in einer schwierigen Ausgangslage, den Bayern prognostiziert er darüber hinaus eine schwierige Saison. Magaths Kritik gliedert sich in drei Punkte.
Wechsel ins Ausland könnte Schweinsteiger einen Schub, einen neuen Impuls geben
Punkt eins ist nicht wirklich kritisch formuliert, sondern soll eher ein Ratschlag sein. Magath legt Weltmeister Bastian Schweinsteiger einen Wechsel ins Ausland nah; Der Mittelfeldspieler wird heiß von Manchester United umworben, denkt derzeit darüber nach, wo er selber seine Zukunft sieht. Laut Magath definitiv im Ausland: “Ich kenne Bastian noch gut aus den zweieinhalb Jahren, die ich ihn bei Bayern ab 2004 trainiert habe. Ich würde ihm raten, den Schritt ins Ausland noch in diesem Sommer zu machen – nicht nur aus sportlichen, auch aus persönlichen Gründen. Solch ein Ortswechsel hilft, die eigene Persönlichkeit abzurunden, das prägt. Im Ausland zu leben und zu arbeiten, ist doch etwas anderes, als nur dorthin zu reisen”, so der Fußballlehrer. Dem kann man nur zustimmen, vor allem wenn man bedenkt, dass Schweinsteiger in seinem Alter wohl keine weitere Chance erhält auf höchstem Niveau im Ausland zu spielen.
Darüber hinaus verweist Magath allerdings auch auf die kommende Europameisterschaft:
“Ein Wechsel in die Premier League zu Manchester United wäre gut, weil Bastian in eine andere Umgebung kommen würde, einen anderen, neuen Impuls bekommt. Bei einer neuen Herausforderung muss man sich anpassen, neu orientieren und neu beweisen. Das könnte ihm mit Blick auf die EM-Endrunde 2016 in Frankreich einen Schub geben.” Dieser Schub würde allerdings zwangsläufig Hand in Hand mit einer erfolgreichen Zeit in Manchester gehen. Sollte Schweinsteiger in einer ‘anderen Umgebung’ nicht auf Anhieb zurecht kommen, könnte der Weltmeister vor der EM auch in ein Formloch fallen.
Guardiola und Rummenigge müssen für Klarheit sorgen
Zweitens nimmt Felix Magath das Thema Pep Guardiola in Angriff. Die Art und Weise, wie der Verein und der Spanier zusammenarbeiten, gefällt Magath gar nicht: “Pep Guardiola wird in seinem dritten Jahr vor allem am Abschneiden in der Champions League gemessen. Der Pott muss wieder nach München”, sagt Magath. Ein solches Ziel zu erreichen, ohne dass die weitere Zukunft des Coaches geklärt ist, sei aber schwierig. “Die Problematik ist die unklare Vertragslage über den Juni 2016 hinaus. Es ist für alle Beteiligten ratsam und sinnvoll, wenn die Situation so rasch wie möglich geklärt werden würde.” Wenn nicht bald klar ist, ob Guardiola über 2016 hinaus Trainer bei den Bayern bleibt, könne sich das auf die Leistungsstärke der Mannschaft auswirken. “Ungewissheit ist das Schlimmste für alle – für die Spieler wie für den Coach. Alle brauchen Klarheit.”
Diese mangelnde Klarheit könnte den Bayern zum Verhängnis werden, prognostiziert Magath. Und er scheint tatsächlich nicht Unrecht zu haben. Häufig wurde in der abgelaufenen Spielzeit die distanzierte Art Guardiolas kritisiert, sie soll sich auch auf das Leistungspotenzial seiner Spieler ausgewirkt haben. Die Personalie Schweinsteiger behandelt Guardiola, der häufig seine Probleme mit dem Weltmeister gehabt haben soll, aber klar und deutlich: Laut dem Spanier soll Schweinsteiger definitiv bleiben.
Douglas Costa muss geduldig behandelt werden
Der letzte Punkt Magaths bezieht sich auf die Verpflichtung Douglas Costas. Großes darf man vom Brasilianer in seiner Debüt-Saison nicht unbedingt erwarten, so der Fußballlehrer:
“Ich sehe ein gewisses Risiko bei einem Transfer eines Profis, der zuvor in der Ukraine gespielt hat. Daher denke ich, dass Costa ein Jahr Anlaufzeit brauchen wird, bis er eine feste Größe bei den Bayern wird, bis er richtig einschlägt.” Laut Magath ist zu Beginn bei Costa vor allem eines gefragt: Geduld. “Man darf zu Beginn noch keine Wunderdinge erwarten.” Und das stimmt. Mit seinen gerade einmal 24 Jahren durfte Costa zwar bereits Champions-League-Erfahrungen sammeln, erinnert allerdings an einen ähnlichen Fall. Im Sommer 2013 verpflichtete Borussia Dortmund für ebenfalls rund 30 Millionen Euro Henrikh Mkhitaryan ebenfalls von Schachtjor Donezk. Dieser hatte lange Zeit mit seiner hohen Ablösesumme zu kämpfen, zudem fiel ihm der Schritt von der ukrainischen in die deutsche Bundesliga nicht leicht. Hinzu kommt, dass Südamerikaner schon immer Schwierigkeiten hatten, wenn es darum ging, sich im kalten und regnerischen Deutschland zu akklimatisieren.
Felix Magath übt eine Kritik, die nicht von irgendwoher kommt. Seit Wochen geistern eben diese Themen durch die Allianz Arena und ihr Umfeld, die Bayern stehen im Vorfeld der Saison ordentlich unter Druck. Es muss gesagt werden, dass Magath mit seinen Aussagen den Nagel auf den Kopf zu treffen scheint. Es liegt nun an dem FC Bayern München, den vielen Kritikern das Gegenteil zu beweisen.