FC Bayern München: Entfremdungs-Vorwurf ist falsch – T

Von Maximilian Miguletz

Stolz, Heimatverbundenheit, auch eine Prise Sturheit: All dies steckt in “Mia san mia”. Dieser Slogan findet sich beim FC Bayern München überall. War der bayerische Ausspruch früher noch als subtiles Merkmal auf der Innenseite des Trikot-Kragens, prangt er heute aussagekräftig auf der Außenseite. Vor allem aber ist er in den sozialen Netzwerken als Hashtag omnipräsent. Ganz selbstverständlich twittert der Verein auch seinen US-amerikanischen oder spanischen Fans das “Mia san mia” entgegen. Doch kritische Stimmen fragen sich: Wie viel ist diese offensiv zur Schau gestellte Verwurzelung mit der Heimat noch wert?

Ganz aktuell macht sich Ottmar Hitzfeld große Sorgen um die “Mentalität” und “zu viele ausländische Spieler” beim deutschen Rekordmeister. Bereits vor einem Jahr war hitzig über ausländische Profis beim deutschen Rekordmeister diskutiert worden, über die angebliche “Spanisierung” durch Trainer Pep Guardiola.

Dazu scheint zu passen, dass der Königstransfer des Sommers mit dem “Mia san mia” nichts anfangen konnte. “Bisher kannte ich es nicht”, gab Arturo Vidal bei seiner Vorstellung an der Säbener Straße in einer Mischung aus Belustigung und Beschämung zu und goss mit dieser vermeintlichen Ignoranz gegenüber des Klub-Mantras Wasser auf die Mühlen der Kritiker. Doch beim näheren Hinsehen entpuppen sich die Bedenken als nur schwer nachvollziehbar.

“Harter Kern auf Einheimischen wichtig”

“Spieler wie Kroos und Schweinsteiger sind gegangen”, kritisierte Hitzfeld bei Sky: “Dafür kamen Alonso und Vidal, auch sehr gute Spieler, aber man entfremdet sich etwas vom deutschen Markt, da sehe ich ein Problem.” Der 66-jährige TV-Experte sehe “einen Trend, dass man vielleicht zu viele ausländische Spieler holt und die deutsche Mentalität etwas verloren geht”.

Vor allem der Abgang von Bastian Schweinsteiger sorgte für solch lautes Granteln unter den Bayern-Anhängern, dass sich ein anderes Eigengewächs zum Mahner berufen fühlte. “Ich glaube, es ist wichtig, dass ein harter Kern an einheimischen Spielern da ist”, sagte Thomas Müller zu “Goal.com”: “Für den Verein und die Fans muss darauf geachtet werden, dass die Identität des Klubs nicht verloren geht.”

Konstante Deutschquote an der Isar

Vergleicht man jedoch Guardiolas Kader mit Hitzfelds damaligem Team, entpuppen sich die Sorgen des Ex-Trainers als unbegründet, um nicht zu sagen: an den Haaren herbeigezogen. Zur ersten Mannschaft gehören derzeit 16 ausländische Profis, das entspricht rund 55 Prozent. In der Saison 2000/2001, als Hitzfeld mit dem FCB die Champions League gewann, lag dieser Anteil mit 50 Prozent nur unwesentlich darunter. Deutsche in Bayerns Startelf im Finale der Königsklasse 2001: vier.

Dem “Trend” zu vieler ausländischer Spieler lässt sich also nicht wirklich nachspüren. Der Anteil heimischer Spieler bewegte sich in den letzten Jahren stets bei etwas weniger als der Hälfte. So setzte sich auch das Triple-Sieger-Team 2012/2013 unter Jupp Heynckes aus 46 Prozent deutschen und 54 Prozent ausländischen Kickern zusammen. Ein Verhältnis, das auch innerhalb der Bundesliga den ungefähren Durchschnitt darstellt.

Freigänger Uli Hoeneß erfüllt Autogrammwünsche. (Screenshot: SID)Freigänger Uli Hoeneß erfüllt Autogrammwünsche. (Screenshot: SID)


Freigänger Uli Hoeneß erfüllt Autogrammwünsche

Sammer lobt BVB: 'Das war eine Weltklasse-Leistung'. (Screenshot: Omnisport)Sammer lobt BVB: 'Das war eine Weltklasse-Leistung'. (Screenshot: Omnisport)


Sammer lobt BVB: “Das war eine Weltklasse-Leistung”

Ex-Hoffenheim-Star verwechselt die Sportart. (Screenshot: Omnisport)Ex-Hoffenheim-Star verwechselt die Sportart. (Screenshot: Omnisport)


Ex-Hoffenheim-Star verwechselt die Sportart

Lahm über Ribéry: 'Er hatte immer Probleme'. (Screenshot: Omnisport)Lahm über Ribéry: 'Er hatte immer Probleme'. (Screenshot: Omnisport)


Lahm über Ribéry: “Er hatte immer Probleme”

Torwart gibt nach Flanke eine Witzfigur ab. (Screenshot: Bit Projects)Torwart gibt nach Flanke eine Witzfigur ab. (Screenshot: Bit Projects)


Dieser Torwart gibt hier eine Witzfigur ab

Dieter Hecking bei der PK nach dem Spiel gegen Frankfurt. (Screenshot: Omnisport)Dieter Hecking bei der PK nach dem Spiel gegen Frankfurt. (Screenshot: Omnisport)


Dieter Hecking nimmt Kevin De Bruyne in Schutz

Anwar El Ghazi verzieht aus rund 25 Metern. (Screenshot: Omnisport)Anwar El Ghazi verzieht aus rund 25 Metern. (Screenshot: Omnisport)


Dieser Schuss geht vollkommen in die Hose

Schiedsrichter bleibt nach Kartenwurf ganz gelassen. (Screenshot: Omnisport)Schiedsrichter bleibt nach Kartenwurf ganz gelassen. (Screenshot: Omnisport)


Schiedsrichter bleibt nach Kartenwurf ganz gelassen

Torlinientechnik: Hummels hat Verbesserungsvorschlag. (Screenshot: Omnisport)Torlinientechnik: Hummels hat Verbesserungsvorschlag. (Screenshot: Omnisport)


Torlinientechnik: Hummels hat Verbesserungsvorschlag

Wann sind es “zu viele Ausländer”?

Bereinigt man die Statistik vom krassen Außenseiter SV Darmstadt 98, der auf nur vier Legionäre setzt, ergibt sich für die 17 restlichen Klubs eine durchschnittliche Ausländer-Quote von rund 50 Prozent. Mit 55 Prozent liegt der FC Bayern hierbei zwar über dem Schnitt und insgesamt weit oben, aber nicht an der Spitze.

Relativ haben der VfL Wolfsburg (59 Prozent), der Hamburger SV (60) und Borussia Mönchengladbach (60) weniger deutsche Profis. Doch heißt das nun, dass diese Teams “zu viele ausländische Spieler” haben, wie Hitzfeld bei Bayern vermutet? Ab welchem Prozentsatz sind es “zu viele”?

Neun Jahre später beginnt die große Zeit des Titel-Sammelns, die bis heute andauert und München quasi im Jahresrhythmus Erfolge beschert. Im DFB-Pokal-Finale 1966 bezwingt der FC Bayern den MSV Duisburg mit 4:2. Der jugoslawische Coach Zlatko Tschik Cajkovski (li.) und Kapitän Werner Olk präsentieren den Fans den Pott - den Grundstein für den ersten internationalen Triumph im darauffolgenden Jahr. (Quelle: imago/WEREK) Damit feiert der FC Bayern 1967 seine Premiere als Europapokal-Sieger - und Torjäger Gerd Müller kann nach dem Finale in der Kabine einen ordentlichen Schluck aus der Trophäe nehmen,                                           (Quelle: imago/Sven Simon) Im zweiten Duell mit Madrid lässt das Team von Udo Lattek nichts anbrennen und gewinnt durch jeweils zwei Tore von Gerd Müller und Uli Hoeneß mit 4:0. Der Bomber stemmt den ersten Henkelpott der Bayern in die Höhe - wenige Wochen später folgt für viele Münchner Spieler eine weitere Krönung: der Triumph mit der deutschen Nationalmannschaft bei der Weltmeisterschaft 1974 im eigenen Land. (Quelle: imago/Colorsport) Nach fünf titellosen Spielzeiten in der Bundesliga führt das Duo Karl-Heinz Rummenigge (li.) und Paul Breitner unter dem ungarischen Trainer Pal Csernai den FC Bayern München in der Saison 1979/1980 wieder zur Deutschen Meisterschaft - der FC Breitnigge ist geboren. (Quelle: imago/WEREK) Im DFB-Pokal-Endspiel 1982 gegen den 1. FC Nürnberg bekommt Dieter Hoeneß bereits in Hälfte eins eine stark blutende Platzwunde am Kopf verpasst. Trotzdem spielt die Kämpfernatur mit einem Turban-artigen Verband durch und markiert sogar den 4:2-Endstand - per Kopf! Der FC Bayern ist nach elf Jahren wieder Pokalsieger. (Quelle: imago/Sven Simon) Am Ende setzt sich der FCB mit 7:6 durch und der zurückgekehrte Coach Udo Lattek (re.) kann seinen sechsten Titel an der Isar feiern. Insgesamt bringt die Trainer-Legende dem FC Bayern zehn Mal Zuwachs für die Titelsammlung. (Quelle: imago/Kicker/Eissner, Liedel) Nach seinem Wechsel an die Isar darf auch Lothar Matthäus jubeln. In der Saison 1984/1985 gelingt dem FC Bayern zum dritten Mal das Kunststück, stets auf Platz eins der Tabelle zu stehen. Trotzdem wird Meistertitel Nummer acht erst am letzten Spieltag mit einem 1:0-Sieg in Braunschweig eingefahren. (Quelle: imago/Kicker/Liedel) In der folgenden Saison 1989/1990 folgt sogleich der zweite Streich von Jupp Heynckes und die Meisterschale darf im Retro-Look like a Sir präsentiert werden. Auf dem Münchner Rathausbalkon macht der Coach den Fans dann ein Versprechen auf den Europokal-Titel, dass er erst in seiner zweiten Amtszeit einlösen kann. Niemand ahnt, dass die Bayern vier Jahre auf den nächsten Titel warten müssen. (Quelle: imago/Fred Joch) ... am Ende steht nach den beiden Finalsiegen (2:0 und 3:1) gegen Girondins Bordeaux der erste UEFA-Pokal-Titel der Vereinsgeschichte zu Buche. Als damaliger Rekord-Torschütze des Wettbewerbs darf sich Jürgen Klinsmann einen ordentlichen Schluck aus dem Pott genehmigen. Kein einfaches Vorhaben, wie man sieht. (Quelle: imago/Sven Simon)

Alle Titel-Triumphe des FC Bayern

Fan-Lieblinge aus Frankreich, Italien oder Ghana

Die so vehement geforderten Identitätsfiguren müssen nicht zwangsläufig Deutsche sein. Nur ein Beispiel der jüngsten Bundesliga-Geschichte: Beim 1. FSV Mainz 05 war mit Nikolce Noveski acht Jahre lang ein Mazedonier Kapitän und verließ den Klub im Mai unter Tränen als Publikumsliebling. Auch in der Münchner Arena jubeln und klatschen die meisten Fans seit jeher nicht nur bei gebürtigen Memmingern, Gelsenkirchenern oder Berlinern.

Das lang gezogene “Willy” für Sagnol, die innige Liebe zum “Rot-weiße Trikots”-singenden Sammy Kuffour, die bis heute durchs Stadion hallenden “Ribéry”-Rufe, der kollektive Ohrendreher-Jubel, wenn mal wieder Luca Toni traf – der gebürtige Oberbayer Müller sagte es selbst trotz seines Pochens auf “einheimische Spieler” ganz richtig: “Im Endeffekt entscheidet, wie viel Qualität ein Spieler hat.”

Schon fünf Monate verletzt 
Lahm über Ribéry: “Er hatte immer Probleme”


Lahm über Ribéry: 'Er hatte immer Probleme'. (Screenshot: Omnisport)Lahm über Ribéry: 'Er hatte immer Probleme'. (Screenshot: Omnisport)

Die Leidenszeit des Franzosen soll nach Aussagen des FCB-Kapitäns bald vorbei sein. Video

“Wos wui der Bimbo bei uns?”

Zu welchen Auswüchsen dieses absurde Pochen auf möglichst viele deutsche Spieler führen kann, verdeutlicht womöglich folgende Anekdote: “Himmeherrgodnoamoi, was spuit der do zam?” Gemeint war Douglas Costa, der soeben einen Fehlpass fabrizierte und den Zorn eines Bayern-Fans auf sich zog. Im einheimischen Dialekt grantelte der auch an seinem Outfit als Bayer zu erkennende Mann auf der Tribüne des Supercups in Wolfsburg los.

Soweit, so urig – bis er einen verstörenden Satz nachschob: “Wos wui der Bimbo bei uns?” Und so lassen sich dieser Abgesang auf eine sogenannte “deutsche Mentalität” und diese Furcht vor und Wut auf “Spanisierung” oder “zu viele ausländische Spieler” nicht anders beschreiben als grober Unfug. Zumal besagter Fan nur wenig später lautstark über Costas Vorbereitung zum Führungstor jubelte.

Open bundled references in tabs:

This entry was posted in DE and tagged by News4Me. Bookmark the permalink.

About News4Me

Globe-informer on Argentinian, Bahraini, Bavarian, Bosnian, Briton, Cantonese, Catalan, Chilean, Congolese, Croat, Ethiopian, Finnish, Flemish, German, Hungarian, Icelandic, Indian, Irish, Israeli, Jordanian, Javanese, Kiwi, Kurd, Kurdish, Malawian, Malay, Malaysian, Mauritian, Mongolian, Mozambican, Nepali, Nigerian, Paki, Palestinian, Papuan, Senegalese, Sicilian, Singaporean, Slovenian, South African, Syrian, Tanzanian, Texan, Tibetan, Ukrainian, Valencian, Venetian, and Venezuelan news

Leave a Reply