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So hat man den Rekordmeister unter Trainer Pep Guardiola selten spielen sehen: Die Bayern verlieren ihr Testspiel beim Zweitligisten Karlsruher SC nach schwacher Leistung mit 1:2.
Jérôme Boateng hatte erstaunlich schnell eine Antwort parat. Richtig gut gespielt, sagte also der Nationalspieler nach dem Abpfiff des einzigen Testspiels des FC Bayern München in dieser Winterpause beim Karlsruher SC, habe nur einer: “Dorsch.” Der Vorname dieses jungen Mannes lautet Niklas und das Lob des Weltmeisters wird dem am Freitag gerade mal 18 Jahre jung gewordenen Nachwuchsspieler gut tun.
Ob aber Boatengs Bewertung nun stimmte, oder nicht – im Aussprechen dieses bislang nur Insidern bekannten Namens lag für die Bayern die Essenz dieses nasskalten Nachmittags von Karlsruhe: Von den 21 eingesetzten Weltmeistern, deutschen Meistern und Talenten hatte außer Niklas Dorsch nämlich niemand gut gespielt, auch Boateng nicht, der sich in der 73. Minute nicht hatte anders helfen können, als den KSC-Stürmer Jimmy Hoffer im Strafraum umzurempeln, um diesen am Torschuss zu hindern. Die Folge: Rote Karte für Boateng, Dimitrij Nazarov verwandelte den Elfmeter zum 2:1-Siegtreffer für den KSC.
Mit dem 1:2 ist der FC Bayern noch gut bedient
Man muss es so deutlich sagen: Mit dem 1:2 waren die in der zweiten Halbzeit konfusen Bayern an diesem Tag noch gut bedient. “Die Ordnung stimmte nicht, die erste Halbzeit war noch okay, die zweite war aber gar nicht okay, wir sind viel zu oft in Konter gelaufen”, haderte Boateng und forderte: “Wir müssen aufwachen.” Sechs Tage vor dem Rückrundenstart kommenden Freitag beim Hamburger SV analysierte Boateng: “Heute waren wir noch nicht bereit.”
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Ob die Pleite beim Zweitligisten aber Anlass zu großer Besorgnis gibt für die Fans des Rekordmeisters, der in den kommenden fünf Monaten am liebsten Meisterschaft, Pokal und Champions-League gewinnen möchte, ist eine andere Frage. Testspielleistungen sollten in keinem Falle überbewertet werden, findet jedenfalls KSC-Manager Jens Todt und stellte für seinen Klub klar: “Wir werden nicht so naiv sein, und den Sieg überbewerten.” Und Bayerns Kapitän Philipp Lahm meinte neben aller Selbstkritik: “Wir müssen besser werden – und wir werden besser werden.”
Steckt noch Katar in den Knochen?
Eine Woche Training, gerade in der Vorbereitung, kann viel bedeuten. In Karlsruhe wirkten die Spieler noch müde, nicht spritzig, langsam in ihren Aktionen und auch geistig nicht wach. Ganz so, als stecke noch das Trainingslager von Katar in ihren Körpern, von dem sie erst Ende der vergangenen Woche wieder nach München zurückgekehrt waren.
Guardiola schien den Test auch dazu nutzen zu wollen, allen Profis Spielpraxis zu geben. Nur Torwart Manuel Neuer (“Jetzt sind wir auf jeden Fall wach.”) und Innenverteidiger Holger Badstuber spielten 90 Minuten durch, der in der Halbzeit eingewechselte Rafinha musste nur 20 Minuten später vom Platz. Er verletzte sich ohne Einwirkung eines Gegenspielers am Knie.
So hat man die Bayern unter Guardiola sehr selten gesehen
Bei allen Vorbehalten zur Deutung von Testspielen bleibt dennoch festzuhalten: So hat man die Bayern unter Trainer Pep Guardiola selten herumstolpern sehen. Javier Martinez zum Beispiel fiel in der 17. Minute auf Höhe der Mittellinie ohne erkennbaren Grund einfach hin, woraufhin sich der Karlsruher Boubacar Barry den Ball schnappte und so lange unbedrängt laufen durfte, bis er den Ball schließlich zur Führung ins Tor schoss. Der Ausgleich durch Arturo Vidals wunderbaren Schlenzer aus 20 Metern ins lange Eck (21.) blieb eine der wenigen guten Aktionen der Bayern. Guardiola sagte nur. Er hoffe, dass seine Spieler “die Lektion” gelernt haben. Ansonsten hielten sich die Bayern nicht lange in Karlsruhe auf. Sie verließen das Stadion schnell nach dem Abpfiff.
Der Auftritt des Starensembles hatte für einen riesigen Wirbel gesorgt, das Spiel war mit über 28 000 Zuschauern ausverkauft, zu den Ligaspielen des KSC kommen normalerweise nur rund die Hälfte ins alte Wildparkstadion. Für die Karlsruher war der Besuch der Bayern eine große Sache, auch wenn er die Anhänger schmerzhaft daran erinnerte, wie knapp der KSC vor der Saison in den Relegationsspielen gegen den Hamburger SV am Aufstieg gescheitert war.
In Hamburg wollen die Bayern wieder “besser in die Zweikämpfe gehen”
Bei jenem Hamburger SV, so verspricht jedenfalls Philipp Lahm, wollen die Bayern nächsten Freitag wieder “aggressiver und besser in die Zweikämpfe gehen”. Die Bayern brauchen ihre Topform nicht heute, aber spätestens Ende Februar im Achtelfinale der Champions-League gegen den italienischen Meister Juventus Turin.
Anfang Februar werden laut Sportvorstand Matthias Sammer auch wieder die in Karlsruhe fehlenden Franck Ribery, Mario Götze, Medhi Benatia und Juan Bernat wieder zur Verfügung stehen. Hoffentlich ohne Verletzte werde man dann versuchen, Titel zu gewinnen, so Sammer. Aber das dürfe man nicht verkrampft angehen, mahnt Sammer, der auch am Samstag wiederholte, was er schon oft in letzter Zeit gesagt hatte: Der Gewinn aller drei Titel sei schließlich auch dem FC Bayern nur einmal in seiner 105-jährigen Erfolgsgeschichte gelungen.
Damit will Sammer die Deutungshoheit zurückgewinnen. Die herrschende Meinung nämlich, Pep Guardiolas im Sommer endende Zeit in München sei nach drei Jahren nur dann als vollendet zu bewerten, wenn dieser die Champions-League gewinne, teilt Sammer nicht. Die Guardiola-Triple-Diskussion will Sammer klein halten, er sagt: Es gehe jetzt erst einmal darum, geistig und körperlich schnellstmöglich in den Wettkampfmodus zu kommen. Nach der Leistung von Karlsruhe gilt das umso mehr.