Piräus. Es ist ein Hochrisikospiel, für die Fans von Bayern München gibt es eine Reisewarnung. Die Anhänger des deutschen Fußball-Rekordmeisters werden mit Polizeischutz ins Karaiskakis-Stadion von Olympiakos Piräus gebracht. Von einer direkten Anreise werde „ausdrücklich abgeraten“, hieß es.
Grund für die ungewöhnlichen Maßnahmen vor dem Auftakt der Bayern in die Champions League sind befürchtete Ausschreitungen. Bei Spielen des griechischen Rekordmeisters kommt es immer wieder zu Krawallen. Gewalt gehört in Griechenland zum Fußball-Alltag. „Grundsätzlich lässt sich nicht verneinen, dass die Situation sehr kompliziert ist. Es wurde ja auch teilweise schon komplett das Fußballspielen eingestellt aufgrund zu heftiger Ausschreitungen“, sagt José Holebas. Der 31-Jährige muss es wissen: Holebas, früher auch bei 1860 München unter Vertrag, spielte von 2010 bis 2014 in Piräus.
Platzsturm im Pokal
Vor allem bei den Derbys sei es am schlimmsten, betonte Holebas. Der griechische Ligaspielbetrieb war im Februar 2015 wegen wiederholter Krawalle zunächst ausgesetzt worden. Anschließend wurde die Wiederaufnahme der Spiele erlaubt, jedoch ohne Fans. Kaum war der Bann aufgehoben, kam es im März bei der Pokalpartie zwischen Olympiakos und AEK Athen sogar zu einem Platzsturm und einem Spielabbruch.
Dass es heute für die Bayern-Fans gefährlich wird, glaubt Holebas, der inzwischen beim FC Watford spielt, zwar nicht. Sicher ist aber, dass die Münchner im mit 33.000 Zuschauern ausverkauften Stadion ein Hexenkessel erwartet. Dort gibt es immer noch eine Stimmung, die man heutzutage aus den modernen Arenen vielleicht gar nicht mehr kennt.
Es ist vieles anders. Während in Deutschland die Bundesliga seit Jahren boomt, ist die Situation im griechischen Fußball wegen der anhaltenden Finanzkrise „ungeheuer schwierig“, betont Griechenland-Experte Ewald Lienen. Der 61-Jährige, momentan Coach bei Zweitligist FC St. Pauli, hatte Olympiakos (2010), aber auch AEK (2012/13) und Panionios Athen (2006 bis 2008) trainiert. „Vielerorts hängt es von der Finanzkraft eines einzelnen Mäzens ab, sonst werden kaum noch Einnahmen generiert“, erzählt Lienen.
Olympiakos die Nummer eins
Durch die Lage in Griechenland sei es auch nicht mehr so leicht, internationale Topspieler nach Piräus zu holen. Aber grundsätzlich sei Olympiakos im griechischen Fußball eine absolute Ausnahme. Sie spielen seit Jahren in der Champions League, da sprudelt das Geld. Deshalb sind sie auch in der Lage, sich auf dem Transfermarkt zu bewegen und in Griechenland alles einzusammeln, was einen vernünftigen Eindruck macht.