Singen, klatschen und im Rhythmus auf den Boden stampfen – diese Dinge gehören zur Basis der musikalischen Erziehung von Kindern. Das Programm MUBIKIN, das für “Musikalische Bildung für Kinder und Jugendliche in Nürnberg” steht, verfolgt das Ziel, diese Grunderfahrungen möglichst vielen Kindern zu vermitteln. Denn sie gehören zur Natur des Menschen.
“Schon im Mutterleib hat jedes Kind millionenfach den Herzschlag gehört und dieser Grundpuls ist schon längst vorhanden. Er muss aber wieder geweckt werden, weil es in dieser übervirtuellen Gesellschaft abhandenkommt.”
Rainer Kramer, Musikpädagoge von MUBIKIN
Entfaltung vielseitiger Fähigkeiten
MUBIKIN bietet zusätzlichen Musikunterricht an Grundschulen in Nürnberg an.
Weil an vielen Kindergärten und Grundschulen nur wenig oder gar kein qualifizierter Musikunterricht stattfindet, fehlen vielen Kindern diese Erfahrungen. MUBIKIN versucht, mit einem zusätzlichen Musikangebot an den öffentlichen Einrichtungen dieses Defizit auszugleichen. Derzeit kommen in Nürnberg 1.600 Kinder aus den ersten drei Grundschulklassen in den Genuss des Sondermusikunterrichts. Ziel von MUBIKIN ist es nicht, Berufsmusiker zu züchten. Vielmehr sollen die Kinder ihre vielseitigen Fähigkeiten entfalten – unabhängig von Elternhaus, Herkunft oder finanziellen Möglichkeiten.
Musik begünstigt das Lernen
Unter Medizinern ist längt bekannt, dass die Beschäftigung mit Musik auch das Lernen ganz allgemein fördert. So sind beispielsweise Musikalität und Sprache eng miteinander verbunden.
“Je mehr Sie einem Kind vorsingen, je mehr Sie lautieren, je mehr Sie ihm vormachen, desto besser wird dieses Kind sprechen können. Unser Gehirn baut sich quasi wie ein Perpetuum mobile auf. Je mehr wir erwerben und erfahren, umso besser geht es. Es vernetzt sich alles.”
Prof. Dr. Gunther Moll, Leiter der Kinder- und Jugendabteilung für Psychische Gesundheit am Universitäts-Klinikum Erlangen
Fachtagung in Nürnberg
Wird der Musikunterricht an Schulen gekürzt, kann das fatale Folgen haben, erklärt Prof. Dr. Gunther Moll. Um darüber zu diskutieren und MUBIKIN bekannter zu machen, findet am 13. November ein Fachtag in Nürnberg statt. Auch der Mediziner wird sich an der Podiumsdiskussion beteiligen. Damit wieder mehr in Kindergärten und Klassenzimmern musiziert wird, will Helmut Gierse, einer der Stifter von MUBIKIN, in dem Zusammenhang auch an die Politiker appellieren:
“Ich glaube, es wäre eine sehr spannende Sache für Bayern zu sagen: Wir probieren das jetzt einfach mal aus – auf der Basis von MUBIKIN flächendeckend in Nürnberg. Von der Theorie her ist das alles niedergeschrieben. Das können Sie alles im Bayerischen Bildungsplan nachlesen.”
Helmut Gierse, einer der Stifter von MUBIKIN
MUBIKIN
Ins Leben gerufen wurde das Programm 2011 von der Stiftung Persönlichkeit und der Bouhon-Stiftung. Sie arbeiten zusammen mit der Stadt Nürnberg, der Musikschule Nürnberg, der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg und der Hochschule für Musik, um zusätzlichen Musikunterricht an Kindergärten und Grundschulen anzubieten.
Helmut Gierse ist Ingenieur und investiert selbst 100.000 Euro im Jahr in das MUBIKIN-Projekt. Für ihn steht fest, dass Musik besonders auch für den sozialen Umgang im Beruf später wichtig ist. Dass alle Kinder diese Kernkompetenzen durch musikalische Bildung erlangen können, wäre ein großer Wunsch. Ob sich nach dem Fachtag MUBIKIN tatsächlich zu einem Pilotprojekt für ganz Bayern durchsetzen wird, bleibt abzuwarten.
Fachtag “Musikalische Bildung”
Mittwoch, 13. November, 17.30 Uhr
Historischer Rathaussaal, Nürnberg
Zur öffentlichen Podiumsdiskussion mit anschließendem Empfang sind Eltern, Erzieher, Musikpädagogen und interessierte Bürger eingeladen!
Der Eintritt ist frei.
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