Wolfsburg, wieso Wolfsburg? Klar, die drei Schweizer Diego Benaglio, Ricardo Rodriguez und Timm Klose geniessen unsere Sympathie. Doch das tut auch Nati-Captain Gökhan Inler beim Viertelfinal-Gegner Napoli. Der Grund ist egoistischer: Gewinnt der VfL die Europa League, steht der Schweizer Meister direkt in der Gruppenphase der Champions League 2015/16!
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Stocker trifft, Gladbach schlägt Dortmund, HSV LetzterNapoli und Wolfsburg im Viertelfinal
Uefa 5-Jahres-Wertung 2014
1. Spanien
2. England
3. Deutschland
4. Italien
5. Portugal
6. Frankreich
7. Russland
8. Niederlande
9. Ukraine
10. Belgien
11. Türkei
12. Griechenland
13. Schweiz
14. Österreich
15. Tschechien
Klingt kompliziert, ist es aber nicht: Ab der kommenden Saison wird der Sieger der Europa League mit einem Platz in der Gruppenphase der Champions League belohnt. Geht dieser Platz an einen Klub, der sich auch via nationale Meisterschaft für die CL-Gruppenphase qualifiziert hätte, rückt der Meister des bestklassierten Landes ohne direkten Zugang zur Gruppenphase nach – und das wäre der Schweizer Meister 2015! (Also der FC Basel …)
Von den acht Teams in den EL-Viertelfinals sind der VfL Wolfsburg, Zenit St. Petersburg und Dynamo Kiew auf dem Weg, sich via nationale Meisterschaft direkt für die Gruppenphase zu qualifizieren. Die Ukrainer spielen im EL-Viertelfinal gegen Fiorentina, Zenit gegen Brügge und Wolfsburg bekommt es mit der SSC Napoli zu tun.
Das Duell gegen den Nati-Captain
«Klar, gegen Napoli ist alles möglich. Wir haben schon im Achtelfinal auswärts im San Siro unsere Ambitionen aufgezeigt», so Rodriguez. Der VfL warf Inter Mailand mit einem 3:1-Heimsieg und einem 2:1-Erfolg auswärts aus dem Wettbewerb. Schafft er das gegen Napoli, hilft das auch der Schweiz.
«Der Titel ist noch sehr weit weg, aber natürlich wäre es schön, wenn wir Schweizer in Wolfsburg der Schweiz helfen könnten», sagt Rodriguez und fügt verschmitzt an: «Hopp Schwiiz!»
Das Kompliment von Nati-Coach Petkovic
Beim ambitionierten VfL Wolfsburg konnte Ricardo Rodriguez in den letzten drei Jahren unaufgeregt zu einem der Besten seines Fachs reifen. In dieser Zeit hat sich auch der Werksverein in einen Spitzenklub in der Bundesliga gemausert. Und Rodriguez kann internationale Erfahrung sammeln, die ihm bisher auf Klubebene gefehlt hat.
Das zumindest sagt Nati-Trainer Vladimir Petkovic, der Rodriguez zu den besten Linksverteidigern in Europa zählt. Ein Ausnahmetalent, von denen es nicht viele auf dieser speziellen Position gibt. Petkovic: «Er hat eine komplette Ausbildung vorzuweisen, steht taktisch sehr gut, hat einen starken linken Fuss und hat nun auch begonnen, in die Offensive zu gehen und Tore aus dem Spiel heraus zu erzielen, nachdem er schon sehr gute ruhende Bälle schlägt.»
Im Grossformat auf dem Videoportal
Nati-Coach Vladimir Petkovic über Ricardo Rodriguez. (Video: 20 Minuten)
Ein Marktwert von 30 Millionen Euro
Auch in der Nationalmannschaft habe er einen wichtigen Schritt gemacht, habe noch grösseren Einfluss auf das Spiel und sich als Leader bestätigt. Noch fehle es dem Linksverteidiger an internationaler Erfahrung, auch wenn er mit seinem Klub in der Europa League einen Schritt in diese Richtung macht. Petkovic: «Er hat enorm viel Potenzial und kann sich noch weiter entwickeln, wenn er weiter so seriös an sich arbeitet.»
Rodriguez: «Es läuft mir und der Mannschaft derzeit gut. Aber klar, ich habe noch lange nicht ausgelernt. Ich kann noch offensiver spielen, mehr Flanken schlagen, vermehrt den Abschluss suchen.» Und dennoch beträgt sein Marktwert bereits 30 Millionen Euro. Real Madrid und Manchester United haben sich nach der WM 2014 schon nach ihm erkundigt. Die Engländer sollen bereit gewesen sein, gar 40 Millionen Euro zu bezahlen. «Ich konzentriere mich auf Wolfsburg, wo ich Vertrag bis 2019 habe. Alles andere stelle ich auf die Seite.»
Bereit für den nächsten grossen Schritt?
Wäre Rodriguez für den nächsten Schritt zu einem Top-Klub bereit? Bereit, sich mit den absoluten Weltstars zum Beispiel in der Premier League oder der Primera División zu messen? Rodriguez: «Es ist schön, zu hören, wenn man mit solchen Top-Klubs in Verbindung gebracht wird, aber ich denke nicht so weit. Ich muss meinen Job auf dem Platz erledigen.» Auch, weil der Schritt noch zu gross wäre? «Nein, ich bin bereit, aber, weil ich noch vier Jahre einen Vertrag habe in Wolfsburg.»
Dass er aber noch vier Jahre in Niedersachsen bleiben wird, ist eher unwahrscheinlich. Dafür hat er mit herausragenden Leistungen zu fest auf sich aufmerksam gemacht und kann es weiter tun. Zunächst am Donnerstag im Schaufenster der Europa League.
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