Aschaffenburg –Nachwuchssorgen, Varroamilbe, schlechte Erträge – die oberbayerischen Imker hatten die vergangenen Jahre nicht viel zu lachen. Doch langsam summt es wieder fröhlich. Und die neue Honigkönigin kommt natürlich auch aus Oberbayern.
„Summ, Summ, Summ“ ist nicht nur der Titel eines bekannten Kinderliedes. So könnte auch das Fazit des Bayerischen Imkertages lauten, der am Wochenende in Aschaffenburg stattfand. Denn im Rahmen dessen summten viele gute Nachrichten nach außen.
Etwa zu der diesjährigen Ernte. Nach drei mageren Jahren bringe 2015 zwar keinen Spitzen-, aber endlich wieder einen guten Ertrag. Und das in ganz Bayern. „Vor allem der Wald hat guten Honig gebracht“, sagt Eckard Radke, Vorsitzender des Landesverbandes Bayerischer Imker (LVBI). Der Sommer sei sehr gut gewesen, Hitze ohnehin besser als Kälte, und Trockenheit eher ein Problem für Pflanzen als für die Bienen.
Im grünen Schongau hat man laut dem Kreisvorsitzenden Norbert Moser wenig mit Trockenheit zu kämpfen. „Wenn im Juni nicht so schlechtes Wetter gewesen wäre, hätten wir jetzt noch mehr Ertrag“, so Moser. Er freut sich aber auch darüber, dass in den vergangenen drei, vier Jahren die Mitgliederzahl seines Vereins um zwölf auf 164 gestiegen ist: „Immer mehr Menschen wollen zurück zur Natur, legen immer mehr Wert auf Ernährung.“
Imkern ist wieder „in“. In ganz Oberbayern gab es 2010 noch 5200 Imker mit 37 000 Völkern. Heute sind es bereits 6660, die sich um 39 000 Völker kümmern. Ein Anstieg, der für Eckard Radke im Erfolg und der Nachhaltigkeit seines Nachwuchsprogrammes liegt. 2003 hat er „Imkern auf Probe“ gestartet, bei dem Interessierte ein Jahr lang unter Anleitung eines erfahrenen Imkers ein Bienenvolk betreuen, seit 2008 wird es vom Freistaat gefördert. „Die Neuen machen sich vor allem Sorgen um die Bienen und wollen mit ihrem Engagement erreichen, dass weiterhin alle Pflanzen bestäubt werden können“, fasst Radke zusammen. Auch immer mehr Bienen werden in Städten gehalten, wo sie auf Alleen und Friedhöfen keine so schlechten Bedingungen vorfinden. Zwei Tipps hat Radke für jeden Hobbyimker: Sie sollten ihre Völker trotz deren Selbstversorgung zur Ergänzung füttern und sie gegen die Varroamilbe schützen. Diese bildet seit 30 Jahren das größte Problem, obwohl es immer bessere Behandlungsmethoden wie organische Säuren gibt. Aktuell besteht in Geretsried (Kreis Bad Tölz-Wolfratshausen) ein Verdacht auf amerikanische Faulbrut. Das zuständige Veterinäramt ist eingeschaltet. Radke weist darauf hin, dass die Faulbrut für Bienen tödlich sei, aber keinen Einfluss auf Mensch und Honig habe.
Das ist fast die einzige besorgniserregende Nachricht für die oberbayerischen Imker derzeit. Seit Sonntag stellen sie auch die 9. Bayerische Honigkönigin. Auf dem Imkertag wurde Sabrina Moriggl aus dem Berchtesgadener Land zur Nachfolgerin von Franziska Seifert gekrönt.
Die 28-jährige Natur-Liebhaberin ist seit drei Jahren Imkerin, Mitglied im Verein Freilassing und betreut vier Völker – als Erste in ihrer Familie überhaupt. „Man lernt viel von Bienen, etwa Zusammenhänge der Natur besser zu verstehen“, sagt die Angestellte im elterlichen Wirtshaus. In den nächsten zwei Jahren wird Sabrina Moriggl die bayerische Imkerei und ihre Erzeugnisse repräsentieren, durch Bayern und Deutschland wie zur Grünen Woche nach Berlin reisen. Damit es auch künftig hierzulande weiter summ, summ, summ macht.
Marco Mach