Es ist Zeit, ihn gehen zu lassen« Südafrika steht in der Zeit nach seinem …


Anwalt für die Schwarzen und ANC-Kämpfer, Häftling und erster schwarzer Präsident Südafrikas: Nelson Mandela hat sein Land geprägt und wurde zum Vorbild für Versöhnung.

  Nelson Mandela im Jahr 2012.

        

Wenn Charles erklärt, wo er wohnt, sagt er nur »Mandela Park«. Der rundliche junge Mann mit Schirmmütze und abgetragenen Turnschuhen, der sich nur mit seinem Vornamen vorstellt, lebt in einer von Kapstadts größten Schwarzensiedlungen. Das Armenviertel namens Imizamo Yethu heißt bei den Menschen nur »Mandela Park«, zu Ehren des ersten schwarzen Präsidenten Südafrikas. »Mandela ist für alle im Land ein Held, besonders für die Schwarzen«, sagt Charles. Er zeigt auf ein Bild, das junge Künstler auf die Wand des Gemeindezentrums gemalt haben. Wie der kubanische Revolutionär Che Guevara, die Kontraste der Gesichtszüge in Schwarz und Weiß, blickt Nelson Mandela auf die Hütten am Hang herab.

Die meisten Südafrikaner können sich ihr Land ohne den Friedensnobelpreisträger nicht vorstellen. Der frühere anglikanische Erzbischof Desmond Tutu rief die Südafrikaner dazu auf, Gott zu danken, dass er ihnen die außergewöhnliche Persönlichkeit Mandela geschenkt habe.

Erst mit einem erneuten Klinikaufenthalt rückte in den vergangenen Tagen allmählich die Einsicht ins Bewusstsein, dass auch eine so große Persönlichkeit wie Mandela sterblich ist. Am vergangenen Sonntag, einen Tag nachdem er in eine Klinik in Pretoria eingeliefert wurde, titelte die Sunday Times: »Es ist Zeit, ihn gehen zu lassen«.

Es klang, als würde Mandela ein zweites Mal entlassen. 27 Jahre saß Mandela während des rassistischen Apartheidregimes in Haft, die längste Zeit davon in einer kleinen, windigen Zelle auf Robben Island im Meer vor Kapstadt. Während seiner langen Haft auf der Insel soll seine Lunge so geschädigt worden sein, dass sie sich davon nie ganz erholt hat. In den vergangenen Monaten wurde Mandela immer wieder wegen einer anhaltenden Lungeninfektion ins Krankenhaus gebracht. Die Abstände dazwischen wurden immer kürzer.

Für viele Südafrikaner ist Mandela der Inbegriff für Freiheit, für Tapferkeit, Aufrichtigkeit und Mut. Eine der größten Persönlichkeiten des 20. Jahrhunderts. In Soweto trafen sich am vergangenen Sonntag Hunderte Gläubige zu einem Gottesdienst in der Regina-Mundi-Kirche, wo während der Rassentrennung Studenten den Widerstand organisierten. In Kapstadt legten Menschen Steine bei einer der vielen Mandela-Statuen nieder. Schon im März hatte Südafrikas Präsident Jacob Zuma öffentlich vom Tod Mandelas gesprochen. »In Zulu sagt man über alte Menschen, dass sie heimkehren, wenn sie sterben. Ich denke, wir sollten in dieser Weise denken«, sagte Zuma in einem Interview.

Zumas Worte machen die Bedeutung des »Vaters der Regenbogennation« für das Land am Kap deutlich. Viele Südafrikaner fürchten, dass der Tod Madibas, so sein Clanname, das relativ friedliche Auskommen zwischen den Bevölkerungsgruppen gefährden könnte.

Band zwischen Schwarzen und Weißen

»Wenn Madiba stirbt, stirbt die Freiheit«, lautete vor über einem Jahr die Überschrift einer Times-Kolumne. Die Schreckensvision neuer rassistischer Konflikte scheint nach 19 Jahren Demokratie und angesichts des relativ friedlichen Zusammenlebens von Schwarz und Weiß kaum realistisch – auch wenn die tiefen Wunden des Apartheidsystems sicher noch nicht verheilt sind.

Ein Südafrika ohne Mandela steht nach Meinung des bayerischen Landesbischofs Heinrich Bedford-Strohm vor großen Herausforderungen. Mandela stehe als »integratives Band zwischen Schwarzen und Weißen« für das neue Südafrika, sagte Bedford-Strohm, der eine Professur in dem Land innehat. »Er hat sich nie als Spalter zwischen den Rassen gesehen, sondern als Versöhner.«

Südafrika ist mit seinem Helden untrennbar verbunden. Er riskierte sein Leben für die Freiheit der Schwarzen, saß 27 Jahre im Gefängnis – und verzieh danach seinen Unterdrückern. Anders als viele andere afrikanische Staatschefs gab er nach nur einer Amtszeit 1999 den Stab an seinen Nachfolger Thabo Mbeki weiter.

Unvergessen ist seine Rede am Tag seiner Freilassung am 11. Februar 1990: Vor 120 000 Zuhörern im Stadion von Soweto leitete er öffentlich seine Politik der Versöhnung ein, indem er »alle Menschen, die die Apartheid aufgegeben haben«, zur Mitarbeit an einem »nicht rassistischen, geeinten und demokratischen Südafrika mit allgemeinen, freien Wahlen und Stimmrecht für alle« einlud.

Es folgten zähe Verhandlungen für ein gemeinsames Südafrika, für deren Erfolg Mandela 1993 den Friedensnobelpreis erhielt. Mandela gelang es mit seiner berühmten Mischung aus Charme und Sturheit, in die erste »Regierung nationaler Einheit« sowohl rechte Weiße als auch schwarze Kriegsherren zu integrieren. Nach den Wahlen 1994 wurde er Präsident.

Südafrika entfernt sich heute immer weiter von der Romantik der »Regenbogennation« der ersten demokratischen Jahre. Inflation, Fremdenfeindlichkeit, Aids und Arbeitslosigkeit quälen das Land. Kritische Stimmen in den Armenvierteln werfen Mandela vor, er habe die Apartheid nur politisch, aber nicht wirtschaftlich beendet. Desmond Tutu hält dagegen: Alles wäre »für die Katz« gewesen ohne Mandela und seine Vermittlung, die größeres Blutvergießen am Kap verhinderten.

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