Die ganz feine Art war es nicht, mit der Trainer Armin Veh und seine Spieler die Herzen ihrer Fans zurückeroberten. Die Eintracht versuchte in einem Akt der freiwilligen Selbstbeschränkung in der ersten Halbzeit erst gar nicht, gegen Bayern München Fußball zu spielen. Es gehörte nicht zum Plan, den Ball planvoll in die gegnerische Hälfte zu bringen. Die Furcht, Kräfte für das aufwendige Nachlaufspiel vor dem eigenen Strafraum zu verpulvern oder sich durch ein Vorrücken bei einem Konter angreifbar zu machen, war zu groß.
Autor: Peter Heß, Sportredakteur.
Autor: Marc Heinrich, Sportredakteur.
Autor: Ralf Weitbrecht, Sportredakteur.
Vorstandsvorsitzender Heribert Bruchhagen fühlte sich veranlasst, nach dem überraschenden Erfolg, auf die Umstände dieses 0:0 hinzuweisen: „Ich freue mich sehr über dieses Ergebnis, aber das Spiel war trotzdem ein Beweis, dass die Spreizung zu groß geworden ist.“ Spreizung, das ist Bruchhagens Lieblingsthema – er meint damit, dass die wirtschaftlichen und sportlichen Unterschiede zwischen Groß und Klein in der Bundesliga zu groß geworden sind, dass es nicht mehr möglich ist, dass jeder jeden schlagen kann.
Drei Profis im Mittelpunkt
Den Zuschauern in der Arena, die mit der Eintracht zitterten, teilten Bruchhagens leichtes Missbehagen über die Methode in keiner Weise. Sie bejubelten jede Ballberührung eines Frankfurters, jedes Wegschlagen des Balles, Hauptsache, der FC Bayern wurde in seinem Kombinationsfluss gestört. War es Ausdruck eines Minderwertigkeitskomplexes oder großen Realitätssinnes, was Veh zur Destruktionstaktik bewog und die Fans für die erfolgreiche Ausführung jubeln ließ? Beides. Das 0:0 war ein Werk von Schadensbegrenzern, drei Profis taten sich besonders hervor.
Slobodan Medojevic: Eigentlich hätte sich Armin Veh hochleben lassen können. Schließlich gelang es vor ihm keinem Trainer in der Liga, ein Konzept zu entwerfen, an dem die Bayern verzweifelten. Doch Veh reagierte beleidigt. Die Reaktionen auf die Pokal-Blamage empfand der 54 Jahre alten Trainers als zu maßlos, obwohl vor allem er selbst sie mit Selbstkritik befeuert hatte: „Diese Stimmung“, moserte er, „ist mir teilweise zu krass.“ Sie besserte sich beim eigenen Anhang auch deswegen spürbar, weil sein Plan, die Münchner Ballvirtuosen in ein engmaschiges Abwehrnetz zu locken und darin zu verfangen, aufging.
Slobodan Medojevic, einer von drei „Sechsern“, zog sich dabei situativ zwischen die Innenverteidiger zurück; bisweilen standen sechs Eintracht-Spieler auf einer Verteidigungslinie. Das Team habe „mit großem Einsatz und viel Leidenschaft gespielt“, merkte Veh lediglich an. Sein knappes Lob durfte der lauffreudige Medojevic, der bis zu seiner Auswechslung in der 77. Minute knapp zehn Kilometer rannte und mehr als zwei Drittel der Zweikämpfe für sich entschied, auf sich beziehen. Dem Serben gelang es ein weiteres Mal, seine Perspektiven zu verbessern. Zu Saisonbeginn schienen seine Einsatzchancen ähnlich schlecht wie in der vorherigen Spielzeit, auch weil seine Achillessehne ihm Probleme bereitete. Nun aber hat er seine Fersenbeschwerden besser im Griff. Ballbehandlung, Kampfgeist und Übersicht machen ihn künftig zu einer ernsthaften Alternative zu Stefan Reinartz.
Lukas Hradecky: Alternativlos – das ist der erste Finne, der bei der Frankfurter Eintracht am Ball ist. Als sich im Sommer Kevin Trapp dazu entschied, den nächsten Karriereschritt beim französischen Abonnementmeister Paris St-Germain zu machen, war die Sorge groß, dass die Eintracht keinen adäquaten Nachfolger finden würde. Doch weit gefehlt! Das Scouting hat ganze Arbeit geleistet, und Trainer Veh hat sich aus einem Bewerberkreis von vier Kandidaten einzig und sofort auf Hradecky festgelegt. Der stets freundliche Torsteher ist der mit Abstand beste Sommertransfer der Eintracht, und seitdem der 25-Jährige zwischen den Pfosten steht, verdient er sich im Wochentakt Bestnoten.
Auch gegen die Bayern zeigte Hradecky eine Leistung ohne Fehl und Tadel. „Es ist nur ein Punkt,“ sagte er nach dem Remis gegen den Meister. „Aber der größte eine Punkt, den wir kriegen können.“ Dass Hradecky dem Team auch menschlich durch sein freundliches Wesen guttut, kann sich auch im weiteren Saisonverlauf noch gewinnbringend auszahlen.
Aleksandar Ignjovski: Taten statt Worten. Der kleine Serbe darf sich seit Wochen schon als heimlicher Gewinner fühlen. Mal rechter Verteidiger, mal auf der geliebten Sechserposition, auf der sich beim 0:0 gegen die Bayern gleich drei Frankfurter wiederfanden: Ignjovski spielt überall dort, wo er nach Ansicht des Trainers spielen soll – und er macht es zumeist zur vollsten Zufriedenheit. Rennen, rackern, kämpfen – alles kein Problem für den nimmermüden Dauerläufer, der sich seit seinem Antritt vor eineinhalb Jahren stets selbstlos in den Dienst der Mannschaft stellt. Dass Ignjovski kein Spezialist ist, der nur auf einer Position spielen kann, macht ihn derzeit so wertvoll für die Eintracht, die sich auf seine Variabilität verlassen kann.
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