Ein Leben mit 40.000 Toten

Marianne Hildebrand sammelt Sterbebilder

Ein Leben mit 40.000 Toten

Regensburg – Marianne Hildebrand (67) sammelt seit 22 Jahren Sterbebilder. Gut 40.000 Stück hat sie schon beieinander. Jetzt hat sie das kleinste Museum Bayerns eröffnet. Ein Totenmuseum.

© fkn

Die Todesanzeige für Grace Kelly

Wer mit Marianne Hildebrand (67) spricht, merkt schnell: Diese Frau lacht für ihr Leben gern. Nach fast jedem zweiten Satz reißt die fröhliche Regensburgerin einen kleinen Witz, grinst übers ganze Gesicht. Im ersten Moment wirkt das ungewöhnlich – jedenfalls dann, wenn man die morbide Leidenschaft der Oberpfälzerin kennt: Sie sammelt seit 22 Jahren Sterbebilder. Gut 40 000 Stück hat sie schon beieinander. Die Toten – sie hängen überall an den Wänden ihres Zuhauses. Und genau aus diesem Grund hat sie nun das kleinste Museum Bayerns eröffnet. Ein Totenmuseum.

In ihrem Reihenhaus im Regensburger Ortsteil Grass stellt die ehemalige Hauswirtschaftsmeisterin die Bildchen aus. Schön gerahmt hängen sie an der Wand – meist geordnet nach Themen: „Ich habe Tote mit Hut zusammengestellt, mit Pfeife, verstorbene Adlige, Päpste, Promis oder Kinder“, erzählt die Sammlerin der tz. Oder nach lustigen Namen: Da wurden dann das Ehepaar Rindfleisch, die Frau Salat und der Herr Hunger zu Grabe getragen. „Ich will ja nicht, dass meine Ausstellung nur deprimiert. Wir alle müssen irgendwann gehen.“ Sie wolle den Tod auch als etwas Normales darstellen und das Andenken der armen Seelen bewahren.

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Ihr ältestes Sterbebildchen stammt übrigens aus dem Jahr 1845. Damals kamen die „letzten Visitenkarten“ gerade groß in Mode. „Vorher waren sie nur bei Adligen verbreitet, da ja auch kaum jemand sonst lesen konnte“, erklärt die Expertin.

Brennt natürlich eine Frage unter den Nägeln: Bei so vielen Totenbildchen – welches ist denn ihr Lieblingsabschiedgruß? „Das kann man schlecht sagen – ich mag zu viele“, so Hildebrand. Dann ringt sie sich aber doch zu einer Antwort durch: „Der von Grace Kelly ist bewegend. Der von John F. Kennedy ist auch etwas ganz Besonderes.“ Sehr außergewöhnlich ist der Fall des Bayern Anton Hetznecker: Der hat es gleich zweimal in die Sammlung geschafft. Hetznecker galt 1944 als gefallen, es gab ein Sterbebild – dann kehrte er aber aus dem Krieg heim und lebte bis 1975 in der Umgebung von Deggendorf. Als er dann wirklich starb, gab es wieder ein Sterbebild.

Nach 22 Jahren eifrigen Sammelns entschloss sich die Regensburgerin heuer, ihre Bilder jedem zugänglich zu machen. Sie eröffnete ihr eigenes Museum im Haus. „Gegen einen Eintrittspreis von einem Euro kann jeder bei mir vorbeischauen.“ Den Eintritt behält sie nicht für sich, der geht direkt an die Kinderkrebshilfe. Vor Kurzem war erst Landesmutter Karin Seehofer zu Besuch und stöberte durch die Totenbildchen. „Eine sehr nette Frau. Dass sie vorbeikam, hat mich schon sehr gefreut.“

Armin Geier

Wer Kontakt mit Marianne Hildebrand aufnehmen möchte, um ihr beispielsweise Sterbebilder zukommen zu lassen oder um einen Termin für einen Museum­sbesuch zu vereinbaren, tut dies am besten telefonisch. Die Regensburgerin ist unter 09 41/4 61 21 46 erreichbar.

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