Ein Bayern-Spieler Wie Kein Anderer Darum schmerzt „Schweinis“ Abschied die … – Nordwest

Oldenburg/München
Viele bezweifeln ja, dass Bayern-Fans so etwas wie eine Fan-Seele haben. „Kunden statt Fans“, wird gern aufgrund der großen Erfolge und der Wirtschaftskraft der Münchner gespottet. Und wenn Fans – dann höchstens Erfolgsfans. Dass dem nicht so ist, dürfte man jetzt beim Fall Bastian Schweinsteiger sehen. Die Fan-Seele kocht, weil der Club ihren „Fußballgott“ an Manchester United verkauft hat, ihren Liebling einfach hat gehen lassen, die Seele der Mannschaft aussortiert hat.


Natürlich wollte „Schweini“ von sich aus gehen. Aber warum? Ahnte der 30-Jährige, dass er nicht mehr von Pep Guardiola gebraucht wurde? Spürte er, dass der große Rückhalt, die Wärme von den Vereinsoberen nicht mehr so ist, wie sie früher einmal war? „Mit Uli wäre das nicht passiert“, hört man aus allen Ecken. Der wegen Steuerhinterziehung als Freigänger einsitzende Ex-Bayernpräsident Uli Hoeneß hat immer auf die große Bayernfamilie geachtet, ließ es in diesem auf Erfolg und Professionalität getrimmten Club trotzdem menscheln.

Seitdem Hoeneß nicht mehr das Zepter schwingt, sehen Fans die Identität des Vereins Stück für Stück abbröckeln. Vorläufiger Höhepunkt war der Eklat um den Vereinsarzt und Medizin-Guru Dr. Müller-Wohlfahrt. Nach langen Querelen mit Guardiola und einem Streit mit Vorstands-Chef Rummenigge schmiss „der Doc“ entnervt hin – nach fast 40 Jahren im Club. Wer derzeit bei Twitter den Hashtag #hoeness eingibt, spürt sofort den Zorn der Fans auf die derzeitigen Führungskräfte im Verein – die Sehnsucht nach dem Ex-Präsidenten, der über allen die schützende Hand gehalten hat.

Und nun Schweinsteiger, der „Bua“, der in Kolbermoor vor den Toren Münchens aufwuchs, als 14-Jähriger zum FC Bayern kam und alle Jugendmannschaften durchlief. Im Gegensatz zum Bayern-Kapitän Philipp Lahm, der quasi den gleichen Werdegang hat, aber zwei Jahre nach Stuttgart ausgeliehen wurde, spielte Schweinsteiger als Profi nur für die Bayern. Am Anfang noch der freche Lausbub – mit verrückten Frisuren und wilden Aktionen – reifte er unter den Augen der Fans zusehends zum Mann, zum Anführer. Eine Entwicklung, die Lahm so nie durchmachte. Seine Art zu reden wirkte schon immer erwachsener, durchdachter, emotionsloser.

Beide gingen durch das Stahlbad des „Dramas dahoam“ 2012. Doch Schweinsteiger war es, der den entscheidenden Elfmeter gegen Chelsea im Champions-League-Finale verschoss. Sein leidvolles Gesicht wurde zum Sinnbild dieser „Mutter aller Niederlagen“. Viele sahen ihn als gebrochenen Mann, bezweifelten, ob er sich davon noch mal erholen könne.

Doch wie er sich erholte: Ein Jahr später fuhr er mit den Bayern das Triple ein. Gekrönt vom Champions-League-Sieg über Dortmund in London. Von ganz unten nach ganz oben. Emotionen pur. Und Schweinsteiger setzte noch einen drauf: Die Weltmeisterschaft 2014 in Brasilien. Im Finale kämpfte er von allen deutschen Spielern wohl am leidenschaftlichsten. Er wurde Mal um Mal umgetreten, geschlagen – warf sich mit blutiger Wunde im Gesicht trotzdem noch in jeden Zweikampf, in jedes Kopfballduell.

Der Münchner war nach dem Spiel so kaputt, so fertig, dass er monatelang nicht mehr spielen konnte. Alles für die Mannschaft. Dieser Aufopferungswille, diese Leidenschaft und diese Emotionen, verbunden mit seinem immer noch leicht lausbubenhaften Charme, machten ihn schon vorher zur Identifikationsfigur der Bayern-Fans. Ihn riefen sie „Fußballgott“, nicht Philipp Lahm. Auch andere Vereinslegenden und Champions-League-Sieger, wie Olli Kahn oder Stefan Effenberg, konnten diesen Helden-Status, diese große Identifikation nie erreichen. Sie spielten nicht in der Bayern-Jugend – wurden stattdessen für viele Millionen geholt. Schweinsteiger dagegen erinnert an Franz Beckenbauer. Auch der Kaiser kam vom Münchner Nachwuchs und machte bei den Bayern Weltkarriere. Mit ihm wird er eines Tages im gleichen Atemzug genannt werden.

Nach acht Meisterschaften, sieben Pokalsiegen, dem Champions-League-Triumph 2013, dem Gewinn der Fifa-Club-WM und des Europäischen Supercups nimmt der erfolgreichste Titelsammler der Bundesliga seinen Hut. Vielleicht das Beste für ihn und für den Club. Die sprichwörtlichen Spatzen pfeifen es schon lange von den Dächern, dass Schweinsteiger im System von Guardiola keinen festen Platz mehr hat. Lahm, Alonso und vor allem Thiago sind Peps Lieblinge in Schweinis Herrschaftsgebiet – dem zentralen, defensiven Mittelfeld. Die zahlreichen Verletzungen Schweinsteigers in den letzten Jahren haben die Situation auch nicht verbessert.

Dem fast 31-Jährigen und dem Club bleibt nun womöglich ein würdeloses Ende erspart. Er kann erhobenen Hauptes – und nicht als frustrierter Bankdrücker – noch mal den Club wechseln. Zu einem absoluten Spitzenclub. In Manchester wartet sein alter Förderer und Ex-Bayern-Trainer Louis van Gaal schon sehnsüchtig auf ihn. Schweinsteiger hat nie einen Hehl daraus gemacht, dass ihn ein Top-Club im Ausland reizen könnte. Das dürfen Bayern-Fans bei allem Frust nicht vergessen. Trotzdem glauben viele, dass die Club-Ikone bei entsprechendem Rückhalt von Trainer und Vorstand nicht gegangen wäre. Wohl zu recht.

Aber: Dieser Abschied ist vermutlich nur einer auf Zeit. Zu sehr ist Schweinsteiger mit den Bayern verbunden. Eines Tages wird der „Fußballgott“ zurückkommen und seinen Platz in der Bayern-Familie in einer anderen Funktion wieder einnehmen.

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