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Interview mit Stefanie Jaeger von der »Projektstelle Bayern Wild«

Stefanie Jaeger ist sicher, der Wolf und Bayern können zueinander finden. Foto: Stiftung
Ebersberg/München · »Bayern ist potentielles Wolfseinwanderungsland« sagt
der Bayerische Jagdverband. Auch der Freistaat hat mit seinem »Wolfmanagementplan«
erste Vorbereitungen getroffen.
Im Interview äußert sich Stefanie Jaeger von der gemeinnützigen Gregor Louisoder
Umweltstiftung zur Thematik. Dazu bietet die Stiftung auch ein kostenfreies
Infopaket Wolf an. Dieses gibt’s unter umweltstiftung.com/projekte/bayern-wild/wolfsbrueder.html
Kurier Ebersberg: In letzter Zeit sind vermehrt Wölfe in Bayern gesichtet
worden. Kann der Wolf Ihrer Meinung nach auch in Bayern eine neue Heimat
finden?
Stefanie Jaeger: Ja, der
Wolf wird auch in Bayern eine neue alte Heimat finden. Die Meldungen der
letzten Jahre bezogen sich auf Tiere die durch Foto-Dokumentation oder genetischen
Nachweis mit Sicherheit durch Bayern gezogen sind. Dazu kommt sicherlich
noch eine gewisse Anzahl, die unbemerkt umhergezogen ist. Betrachtet man
die benachbarten Wolfspopulationen können von Süden (Alpenraum, daher kamen
die Wölfe in den Landkreisen Erding und Rosenheim 2014) und Norden (Sachsen
/ Polen, daher stammt der aktuell nachgewiesene Wolf im Landkreis Ebersberg)
Wölfe einwandern. Lebensraum für den Wolf gibt es in Bayern – es liegt an
uns ihn wiederkehren zu lassen.
Wo sehen Sie das größte Konfliktpotenzial zwischen Mensch und Wolf?
Jaeger: Konflikte wird es
nur für den Menschen geben. Der Wolf ist äußerst anpassungsfähig. Dennoch:
Wenn sich Wölfe dauerhaft in Bayern ansiedeln sollen, müssen dringend Hilfestellung
und Vorgaben für Nutztierhalter bereitgehalten werden. Auch in der Jagd,
bei Wildtiergattern und Wintergattern wird man sich Gedanken machen müssen.
Für die Mehrzahl der Bevölkerung wird es kaum Berührungspunkte, damit auch
kaum Konfliktpotential mit dem Wolf geben.
In den letzten 50 Jahren sind in Europa nur neun Fälle mit tödlichen
Angriffen auf Menschen bekannt geworden. In Relation stehen 40 Todesfälle
durch Hunde seit 1989. Warum hat der Mensch solch eine Angst vor Wölfen?
Jaeger: Zu den tödlichen
Übergriffen durch Wölfe in Europa geistern verschiedene Zahlen herum. Soweit
mir bekannt, hat es in den letzten 50 Jahren lediglich vier Todesfälle durch
nicht tollwütige Wölfe gegeben. Über die Gründe für die Angst vor dem Wolf
lässt sich nur spekulieren. Vielleicht ist es eine tief verankerte und tradierte
Urangst? Denn kaum jemand kann seine Erfahrung aus einer Wolfsbegegnung
in freier Wildbahn ziehen. Wölfe treten in den Medien oft nur mit einer
»Schreckensmeldung« auf. Wenn nichts passiert, ist es ja auch keine Meldung
wert. Dabei geht dann unter, dass es Jahre und Jahrzehnte vor »Fohlenriss«
oder »Auge in Auge mit dem Wolf« gab, in denen der Wolf unbemerkt oder zumindest
unauffällig in der Region gelebt hat.
Seit 2014 gibt es in Bayern den so genannten »Wolfsmanagementplan«.
Wie beurteilen Sie den Ansatz dieser Strategie?
Jaeger: Der Ansatz ist gut.
Leider hapert es in Bayern noch immer an konkreten Festlegungen und Umsetzungen
im Bezug auf die Rückkehr von Wölfen. Naturschutzverbände haben nach Erscheinen
des Managementplans herbe Kritik daran geäußert. So ist z.B. der Herdenschutz
nicht klar erläutert, Betroffene haben nach der Lektüre des Managementplans
auch nicht mehr Information. Der Ansatz ist also gut, aber es gibt noch
viel Arbeit seitens der Bayerischen Staatsregierung.
Wie kann ein artgerechter Umgang mit dem Wolf aussehen?
Jaeger: Ein »artgerechter«
Umgang in politischer Hinsicht wäre eine frühzeitige Auseinandersetzung
mit der Rückkehr der Wölfe nach Bayern. Wie müssen sich Nutztierhalter,
z. B. Schäfer, darauf einstellen? Welche Hilfe können sie erfahren? Dafür
gibt es Überlegungen, diese müssen aber konkretisiert werden. Ein artgerechter
Umgang mit dem Wolf in freier Wildbahn: nehmen Sie den Wolf als das was
er ist – ein Wildtier. Für die einen erschreckend, für die anderen faszinierend.
Auf keinen Fall sollte man versuchen diese Tiere anzulocken oder zu füttern.
Nähert sich ein Wolf z. B. einem Gehöft sollte man im laut klar machen,
dass er nicht erwünscht ist. So lernen die Tiere gar nicht erst die Menschennähe
zu suchen. Damit kann man diese Art von »Problemwölfen« verhindern.
Kann der Wolf überhaupt im Landkreis Ebersberg heimisch werden?
Jaeger: Ebersberg ist doch
ein schöner Landkreis… Letztes Jahr wurden einzelne Wölfe in Landkreis Erding
und Rosenheim nachgewiesen. Für Durchzügler scheint das Gebiet attraktiv
zu sein. Bis zum ersten Rudel in Bayern werden noch einige Jahre vergehen.
Hoffentlich genug Zeit um uns ernsthaft damit auseinanderzusetzen.
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