Svetislav Pesic, ehemaliger Trainer von Alba Berlin und derzeit Coach der Basketballer des FC Bayern München, ist in dubiose Wohnungsgeschäfte verwickelt. Das Landgericht Berlin hat ihn zur Rückabwicklung von zwei Wohnungsverkäufen verurteilt. Er und seine Frau hätten Wohnungen zu einem sittenwidrig überteuerten Preis verkauft. Finanziert wurden die Geschäfte von der DKB, die bereits in ähnlichen Fällen eine unrühmliche Rolle spielte. Beteiligt waren auch dubiose Vertriebsfirmen.
Gericht: Wohnungspreise sittenwidrig überhöht
Geklagt hatten zwei Käufer, denen das Ehepaar Svetislav und Vera Pešić im Jahr 2006 jeweils eine knapp 64 Quadratmeter große Wohnung in Berlin zur Kapitalanlage verkauft hatte. Die Käufer hatten erkannt, dass die Wohnungen viel zu teuer waren und verlangten ihr Geld zurück. Vor Gericht hatten sie Erfolg: Das Landgericht Berlin hat die Verträge, die die Käufer mit dem Ehepaar Pešić geschlossen hatten, jetzt für nichtig erklärt (Landgericht Berlin vom 23. 08.2013, Az. 23 O 582/09 und vom 18.09.2013, Az. 14 O 471/11, beide Urteile noch nicht rechtskräftig). Das Gericht hatte einen Gutachter bestellt, der die Immobiliengeschäfte analysierte. Auf Grundlage des Gutachten kam das Gericht zum Schluss: Die Kaufpreise von jeweils etwa 120 000 Euro für die Wohnungen im Berliner Stadtteil Mariendorf waren „sittenwidrig überhöht“. Von einer sittenwidrigen Erhöhung geht das Gericht in der Regel aus, wenn der gezahlte Preis fast doppelt so hoch ist wie der eigentliche Wert der Wohnung.
Gutachter ermittelt Wohnungswert von nur 53 000 Euro
Für eine der beiden – fast identischen – Wohnungen hatte der Gerichtsgutachter einen seinerzeit aktuellen Verkehrswert von 53 000 Euro ermittelt. Auf der Grundlage des Gutachtens, wonach der Verkehrswert der Wohnungen also nicht einmal die Hälfte der Kaufsumme betrug, verurteilten zwei unterschiedliche Kammern des Landgerichts Berlin das Ehepaar Pešić zur Rückabwicklung der Wohnungskaufverträge. Erstritten hat die beiden Urteile der Berliner Rechtsanwalt Thomas Storch.
Pešić und der Berliner Immobiliensumpf
Wie Svetislav Pešić in den Berliner Immobiliensumpf der Schrottimmobilienverkäufer geraten sein könnte, lässt sich leicht nachvollziehen. In seiner Funktion als Trainer des Basketballteams von Alba Berlin in der Zeit von 1993 bis 2001 lernte er nach eigenen Angaben auch den Immobilienkaufmann Thomas Friese kennen. Friese war von 1995 bis 2006 Vizepräsident bei Alba. Frieses Unternehmensberatung, die als „Partner der DKB“ fungierte, vermittelte damals überteuerte Wohnungskäufe an Verbraucher. Die Geschäfte wurden von der Deutschen Kreditbank (DKB) in der Regel anstandslos finanziert – und so nahmen viele Opfer an, dass die Geschäfte in Ordnung seien. Die DKB ist eine Tochter der Bayern LB und Sponsor von Alba Berlin. Sie bestreitet die überteuerten Preise ihrer Vertriebspartner gekannt zu haben. Finanztest vorliegende Belege zeigen allerdings, dass die Bank weit mehr über die miesen Geschäfte wusste, als sie zugibt Neue Fakten gegen die Bank.
Pešić: „Hätte nie rechtswidriges Geschäft abgeschlossen“
Pešić selbst erklärte auf Nachfrage gegenüber test.de, dass er nichts von dem sittenwidrig überhöhten Kaufpreis gewusst habe: „Ein rechtswidriges Geschäft hätten wir niemals abgeschlossen“. Das gesamte Geschäft sei von seinem „damaligen Freund Thomas Friese“ abgewickelt worden. Der habe ihm und seiner Frau im Jahr 2001 zum Kauf der Wohnungen als Kapitalanlage geraten. Friese habe dann auch den späteren Verkauf der Wohnungen organisiert. Und ihm habe das Ehepaar Pešić „vollständig vertraut“, erklärte Pešić gegenüber test.de.
Auch kriminelle Vertriebler am Pešić-Geschäft beteiligt
Noch brisanter wird die Geschichte der Pešić-Immobilien, weil am Verkauf der Wohnungen auch dubiose Vertriebsfirmen wie die Firma Treuconcept Financial Consulting sowie die kriminelle Vertriebsfirma KK Royal Basement beteiligt waren. Davon habe er nichts gewusst, erklärte Pešić. Sein einziger Ansprechpartner sei Thomas Friese gewesen. Der Geschäftsführer der KK Royal Basement und einige seiner Komplizen wurden inzwischen wegen Betrugs in mehreren Fällen zu Haftstrafen verurteilt. Die Firma Treuconcept Financial Consulting ist unter der angegebenen Telefonnummer mittlerweile nicht mehr zu erreichen.
Die Rolle der DKB
Wenn es um die Finanzierungen von überteuerten Wohnungen als Kapitalanlage geht, spielt die DKB immer wieder eine unrühmliche Rolle. Sie hat neben den sittenwidrigen überhöhten Kaufpreisen für die Pesic-Wohnungen auch viele andere überhöhte Kaufpreise voll finanziert. Eine Vielzahl von Opfern hatte gegen die Bank geklagt. Sie werfen der Bank vor, sie im Zusammenspiel mit dubiosen Vertrieben finanziell ruiniert zu haben. Die DKB hätte doch wissen müssen, dass die Kaufpreise für die Wohnungen viel zu hoch waren. Das bestreitet die DKB. Sie will von den überhöhten Kaufpreisen nichts bemerkt haben. „In den Jahren 2005 und 2006 erfolgte eine einfachere Wertermittlung auf Basis einer Plausibilisierung des Kaufpreises anhand öffentlich zugänglicher Quellen“ teilt sie mit. Inzwischen habe sie „die eingesetzten Verfahren der Vergangenheit verändert und den heutigen aufsichtsrechtlichen Rahmenbedingungen angepasst“.
DKB: „Eine Menge Vergleiche geschlossen“
Ein gutes Gewissen, was die Immobilienfinanzierungen angeht, hat die DKB aber offenbar nicht. Nach Mitteilung von DKB-Bereichsleiter Stefan Popp hat sie inzwischen mit vielen älteren Geschädigten und sozial belasteten Opfern „eine Menge Vergleiche geschlossen“, um die finanziellen Belastungen zu mildern. Mit Großzügigkeit hat das nach Einschätzung des Berliner Rechtsanwalts Thomas Storch aber nichts zu tun: „Die DKB versucht rechtskräftige Urteile zu ihren Lasten zu vermeiden. Die Bank lenkt nur ein und vergleicht sich, wenn ihr im konkreten Fall eine Schuld nachgewiesen wird oder ihr ein Urteil droht.“ So sieht es auch Thomas Kerscher vom bayerischen Privatinstitut für Bankdiplomatie in Mering. Er bietet besonders belasteten Opfern von Immobilienverkäufern außergerichtliche Hilfe an Der lange Kampf mit der DKB.
DKB führte hausinterne Warnliste
Dass die DKB viel mehr vom Verkauf überteuerter Eigentumswohnungen an arglose Anleger wusste als sie zugibt, zeigt auch eine hausinterne Warnliste, auf der etwa 380 dubiose Firmen und Vermittler stehen. Hinter den Namen der Firmen heißt es zum Beispiel: Nachgewiesener Betrug, gefälschte Bonitätsunterlagen oder Kreditbetrug. Zu den Unternehmen und Personen auf der Warnliste sollten keine Geschäftsbeziehung aufgebaut oder gepflegt werden, teilt die Bank auf Nachfrage mit. Mindestens in einem Fall, der test.de vorliegt, hat die Bank ihre eigenen Warnungen ignoriert. Obgleich die Liste bereits Anfang 2007 mit der Bemerkung „Nachgewiesener Betrug hinsichtlich der Bonitäten von Darlehensnehmern“ vor Horst Bogatz warnte, hat sie geraume Zeit später Wohnungsverkäufe der Census Grund GmbH Co zweite KG finanziert, deren Gesellschafter Bogatz war.
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