Sportlich läuft es so gut wie lange nicht mehr beim VfL Wolfsburg. Ein wenig schwelgen die Fans der ‚Wölfe‘ dieser Tage wieder in Gedanken an 2009, als die Niedersachsen völlig überraschend die Deutsche Meisterschaft holten und den Favoriten aus München 5:1 deklassierten. Dabei lief die Hinrunde damals allenfalls durchwachsen. Auf Platz neun ging der VfL in die Winterpause. Aktuell rangiert das Team von Trainer Dieter Hecking bereits auf Platz zwei. Erst vergangenen Sonntag konnte man den zuvor schärfsten Verfolger Borussia Mönchengladbach mit einem verdienten 1:0-Sieg in die Schranken weisen.
Trotz des Erfolgs wollen sich die Verantwortlichen in der Autostadt keineswegs darauf ausruhen. Eifrig wird der Markt nach Verstärkungen sondiert, die Wolfsburg endlich wieder einmal die Teilnahme an der Champions League sichern. Manager Klaus Allofs trifft sich nach Informationen des ‚kicker‘ zeitnah mit dem Aufsichtsrat, um den finanziellen Rahmen für mögliche Wintertransfers abzustecken. Abgesehen vom Torhüter würde der 57-Jährige gerne alle Mannschaftsteile verstärken.
Moisander ein Thema
In der Innenverteidigung ist der Kader insbesondere hinsichtlich der Dreifachbelastung nicht breit genug besetzt. Der Brasilianer Felipe fällt aufgrund von Herzproblemen auf unbestimmte Zeit aus. Backup Timm Klose ist äußerst unzufrieden mit seiner Reservistenrolle und strebt einen Wechsel an. „Die Vereine, die mich im Sommer wollten, sehen auch, dass ich nicht so häufig zum Einsatz komme“, erklärte der Schweizer zuletzt. Gemeint sind der VfB Stuttgart, der FSV Mainz 05, der SC Freiburg, der 1. FC Köln sowie der FC Basel. Der Kontrakt des 26-Jährigen ist noch bis 2017 datiert.
Als mögliche Alternative wird Niklas Moisander von Ajax Amsterdam gehandelt. Da der Vertrag des Finnen beim niederländischen Rekordmeister im Sommer ausläuft, kündigte dessen Berater, Sören Lerby, bereits an, sein Klient werde den AFC im Winter verlassen: „Für Ajax und Niklas wäre ein Transfer im kommenden Winter das Beste. Dies ist der richtige Moment in seiner Laufbahn, um in eine europäische Topliga zu wechseln. Ajax könnte dann noch eine Ablöse kassieren.“ 2,5 Millionen Euro stehen für den spielstarken Innenverteidiger im Raum. Auch der Hamburger SV gilt als Interessent.
Neuzugang aus China: PR-Gag oder Offensiv-Verstärkung?
Im Mittelfeld scheint ein Neuzugang bereits so gut wie eingetütet. Von Beijing Guoan wechselt voraussichtlich Xizhe Zhang nach Niedersachsen. Beim 23-jährigen Offensivakteur drängt sich der Verdacht auf, dass nicht die rein sportlichen Interessen der ‚Wölfe‘ im Vordergrund stehen. „Wir interessieren uns für diesen Spieler. Natürlich sportlich, das ist die Voraussetzung, aber es ist natürlich auch im Interesse unseres Sponsors VW, der ja in China einen riesigen Absatzmarkt hat“, erklärt Manager Allofs auf ‚bundesliga.de‘, „diese Kombination guter Spieler und aus China, das würde wunderbar zu Volkswagen und zum VfL passen. Wenn wir Xizhe verpflichten sollten, werden wir sehen, wie es mit der Mentalität, mit der Eingewöhnung funktioniert. Und dann kann man einordnen, was es in der Bundesliga bedeutet, ein guter Spieler in China zu sein.“
Neben dem Chinesen wurden auch Lukas Podolski vom FC Arsenal und Franco Vázquez von US Palermo in Wolfsburg gehandelt. Weltmeister Podolski machte jüngst keinen Hehl daraus, dass er die ‚Gunners‘ im Winter gerne verlassen würde, da er unter Trainer Arsène Wenger in dieser Saison kaum Einsatzzeiten bekommt.
Ein Topstürmer soll kommen
Die größte Baustelle hat der VfL aber wohl im Angriff. Nach den bitteren Absagen von Romelu Lukaku und Álvaro Morata vergangenen Sommer verpflichtete der Bundesligazweite mit Nicklas Bendtner eher eine Notlösung – wenngleich der Däne sich zuletzt in guter Form präsentierte. Gesetzt ist aber weiterhin Oldie Ivica Olic. Daher wollen die Niedersachsen einen neuen Mittelstürmer von internationalem Format. Gehandelt werden André-Pierre Gignac von Olympique Marseille, der in der Ligue 1 mit elf Toren in der Form seines Lebens ist, und Supertalent Breel Embolo vom FC Basel. Beim Schweizer Youngster ist die Spur besonders heiß. „Das ist ein Spieler, um den man sich kümmern muss. Das gehört zu den Hausaufgaben“, bestätigte Allofs bereits großes Interesse. Allerdings verlängerte der 17-jährige Angreifer erst kürzlich seinen Kontrakt bis 2019, weshalb er deutlich teurer werden dürfte als die zunächst kolportierten zwölf Millionen Euro.