Der gelungene Start des ambitioniertem Projekts löst Begeisterung in der Region aus.
13.08.2014, 06:00
Dreimal Daumen hoch für die dritte Liga: Trainer Bernd Hollerbach (M.), Präsident Dr. Michael Schlagbauer (r.) und Sebastian Herkert (l.), der den Vorstand der Würzburger Kickers im Wirtschaftsbeirat unterstützt, streben den Aufstieg an. Foto: R. Busch
Von Rüdiger Busch
Würzburg. “Jetzt oder nie!” – unter diesem Motto hat der Fußball-Regionalligist FC Würzburger Kickers vor einem halben Jahr seine ambitionierten Ziele verkündet. Innerhalb von drei Jahren soll die dritte Liga erreicht werden. Zwischenzeitlich wurden fleißig Sponsorengelder gesammelt, in Person von Bernd Hollerbach ein prominenter Trainer präsentiert sowie 14 Neuzugänge verpflichtet, und auch abseits des Rasens wird mit Hochdruck an der Professionalisierung des Umfelds gearbeitet. Die ersten Erfolge haben sich auch schon eingestellt: Nach sieben Spieltagen stehen die Kickers ungeschlagen an der Tabellenspitze der Regionalliga Bayern. Grund genug, sich vor Ort umzuschauen.
Vor gut zehn Jahren waren die “Rothosen” am Tiefpunkt angekommen: Bezirksliga. Dann ging es wieder stetig bergauf, und seit zwei Jahren ist die Regionalliga Bayern die sportliche Heimat der Kickers. “Wir haben in der Regionalliga schnell gemerkt, dass wir mit unseren Rahmenbedingungen in dieser Klasse an unsere Grenzen stoßen”, berichtet Präsident Dr. Michael Schlagbauer. Will man sich dauerhaft mit einem Mittelfeldplatz in der Regionalliga zufrieden geben oder eine Vision vom Profifußball entwickeln?
Info
Für das Pokalspiel gibt es noch Restkarten: www.wuerzburger-kickers.de
Die Antwort auf diese Frage gab dann ein Freundschaftsspiel gegen Borussia Dortmund, das mehr als 10.000 Zuschauer anlockte und zeigte, wie die Region nach höherklassigem Fußball giert. “Da hieß es für uns: jetzt oder nie!” Und dies wurde zugleich das Motto der Kampagne (“3 mal 3 – in drei Jahren in die dritte Liga”), mit der die Kickers Anfang des Jahres Sponsoren für das ehrgeizige Projekt suchten.
Mit prominenten Unterstützern gelang es innerhalb von wenigen Wochen, die anvisierten 3,6 Millionen Euro für die nächsten drei Jahre zu sichern: “Unsere Kampagne hat Begeisterung bei den Sponsoren und in der Region geweckt”, betont der Präsident. Somit stehen für jede Spielzeit jeweils mindestens 1,2 Millionen Euro zur Verfügung – genug, um auf Vollprofis umzustellen und den Aufstieg als realistisches Ziel auszugeben.
Die Mannschaft wurde fast komplett umgekrempelt. 14 Neue kamen, darunter in den Leistungszentren der Bundesliga ausgebildete wie die Verteidiger Dominik Nothnagel (Borussia Dortmund) und Clemens Schoppenhauer (Werder Bremen) oder erfahrene Recken wie Torwart Robert Wulnikowski (früher Kickers Offenbach) oder Christian Demirtas (einst Bundesligaspieler beim FSV Mainz 05).
Entscheidenden Anteil an der aufstrebenden Entwicklung hat natürlich Hauptsponsor und Aufsichtsratsvorsitzender Thorsten Fischer (“flyeralarm”). “Er treibt uns an, und er bringt unheimlich viel Dynamik und Energie ein”, freut sich Dr. Michael Schlagbauer. Der Zahnarzt weiß aber auch, dass eine breite Basis nötig ist, um dauerhaft Erfolg haben zu können. Umso mehr freut er sich, dass der Verein inzwischen von zahlreichen Sponsoren unterstützt wird.
“Der bemerkenswerte Start in der Liga sorgt natürlich dafür, dass wir für neue neue Sponsoren attraktiv werden”, erklärt der Präsident. Die kann der Verein auch gut gebrauchen, denn in das 1970 erbaute Stadion müsste noch rund eine dreiviertel Million Euro investiert werden, um es fit für die dritte Liga zu machen. Dabei wurde in den letzten Monaten schon viel in die Infrastruktur gesteckt: Ein VIP-Bereich wurde aus dem Boden gestampft, ein Fluchttreppe und Wellenbrecher gebaut.
Die Professionalisierung schreitet voran, ist aber natürlich noch lange nicht abgeschlossen: “Wir lernen täglich dazu”, weiß Michael Schlagbauer, der froh ist, dass er mit Bernd Hollerbach den “perfekten Mann” als Zugpferd für das Projekt verpflichten konnte. Der 44-jährige Ex-Profi arbeite mit Akribie am kleinsten Detail. Der Präsident schätzt nicht nur die hochprofessionelle Arbeit Hollerbachs und seine gute Vernetzung im Profibereich, sondern auch seine Glaubwürdigkeit: “Er kommt von hier, er kennt die Menschen, und die Kickers sind sein Verein – das alles ist für die Aufbauarbeit unheimlich wertvoll.”
Bernd Hollerbach hat zudem beste Kontakte in den Odenwald. Der Großcousin des Hardheimer Unternehmers Arnold Hollerbach (“Arnold ist für mich eine ganz wichtige Vertrauensperson in meinem Leben”) ist aber nicht der einzige Bezugspunkt zum Odenwald. Im Wirtschaftsbeirat unterstützt der aus Donebach stammende und in Hardheim lebende Unternehmer Sebastian Herkert die Arbeit des Kickers-Vorstands.
Durch die Freundschaft mit Bernd Hollerbach kam er zum Verein – und wurde schnell zum begeisterten Fan. Auch auf dem Platz ist der Raum Odenwald-Tauber vertreten: Mittelstürmer Christopher Bieber stammt aus Königshofen und führt mit zehn Treffern die Torschützenliste der Liga an. Und auch immer mehr Zuschauer aus der Region finden den Weg nach Würzburg, wie Sebastian Herkert erfreut feststellt.
Dass der eingeschlagene Weg der richtige war, zeigt den Verantwortlichen die überwältigende Resonanz. Der Zuschauerzuschnitt liegt bei rund 2000 – und damit schon doppelt so hoch wie in der vergangenen Runde. Bei aller Euphorie wissen Michael Schlagbauer und Sebastian Herkert die Erfolge aber richtig einzuschätzen: “Es wird auch Rückschläge geben”, weiß Herkert. Eine Gefahr liegt in der Aufstiegsregelung: Die Meister der fünf Regionalligen steigen nämlich nicht direkt auf, sondern müssen in die Relegation.
Das ist alles aber noch Zukunftsmusik. jetzt richten die Kickers zunächst den Blick auf den Pokalhit am Sonntag: Um 16 Uhr empfangen sie in der Flyeralarm-Arena Zweitligist Fortuna Düsseldorf. Im DFB-Pokal dürfen die Hollerbach-Schützlinge erstmals in dieser Runde die Favoritenbürde abgeben. Als nächster Höhepunkt steht am Freitag, 29. August, um 18 Uhr das Heimspiel gegen die Reserve des TSV 1860 München an. Geht die Entwicklung bei den Kickers so weiter, würde es nicht überraschen, wenn sie in einigen Jahren nicht mehr die zweite Mannschaft, sondern die erste der “Löwen” empfangen dürfen.
Die RNZ verlost für das Pokalspiel am 17. August gegen Düsseldorf zweimal zwei Sitzplatzkarten. Wer gewinnen möchte, muss folgende Frage beantworten: Was war die erste Cheftrainerstelle von Bernd Hollerbach? Die Antwort muss am heutigen Mittwoch bis 24 Uhr an folgende E-Mail-Adresse gesendet werden: ruediger.busch@rnz.de. Unter allen richtigen Einsendern entscheidet das Los.
Open all references in tabs: [1 – 3]