Düsseldorf (RP). Er wäre der Prototyp des Fußballweisen, der gelegentlich seinem Fuß(ball)volk die wesentlichen Ansichten in wohlgesetzten Worten zur Kenntnis bringt.

Lothar Matthäus: Seine besten Sprüche
Im russischen Sommerferien-Gebiet werden Winterspiele ausgetragen. Ringen ist bald nicht mehr olympisch. Und bei McDonald’s gibt’s jetzt Curry-Wurst. Das ist erschütternd. Zum Glück ist auf eines Verlass: Lothar Matthäus bleibt der größte Fußball-Kabarettist der Gegenwart.
Auf seiner langen Tournee von Fettnäpfchen zu Fettnäpfchen hat er gelegentlich auch ganz tolle Partner. Uli Hoeneß zum Beispiel. Als sich Matthäus mit Insiderwissen zum baldigen Wechsel des Dortmunder Stürmers Robert Lewandowski zu Bayern München brüstete, sagte Bayern-Präsident Hoeneß: “Lothar hat sich in den letzten Monaten ja sehr mit Frauen beschäftigt. Jetzt beschäftigt er sich offenbar mit Spielern von Bayern München. Er hat wohl sein Jagdfeld geändert.” So schön kann Fußball sein.
Dabei sind die Beziehungen des Rekordnationalspielers zu seinem einstigen Klub und seine immer wieder publikumswirksamen Auftritte nicht nur zum Lachen. Ihr tieferer Kern ist wie bei jeder komischen Aufführung echte Tragik.
Es hätte ja auch alles ganz anders verlaufen können. Nach 150 Länderspielen, einer Weltkarriere, geschmückt durch zahlreiche Titel – an vorderster Stelle dem des Weltmeisters 1990 – wäre Matthäus eigentlich der Prototyp des ehrenhaften Fußballweisen, der seinem Fuß(ball)volk gelegentlich die wesentlichen Ansichten zur Lage der Nation in gesetzten Worten zur Kenntnis bringt. Er wäre mit seinen zweifellos vorhandenen strategischen Fähigkeiten, die er als Spieler zur Genüge nachgewiesen hat, vielleicht ein brauchbarer Trainer. Selbst wenn er sich nur dem bunten Geplauder verschrieben hätte, könnte er einer sein wie Kaiser Franz, dem nicht mal seine Gegner irgendetwas übelnehmen.

Der mögliche Wechsel von Robert Lewandowski von Borussia Dortmund zu Bayern München wird nun …
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Stattdessen hat sich Matthäus schon zum Ende seiner Laufbahn zum Clown der Gesellschaftsseiten gemacht. Seine seltsame Zuneigung zu immer jüngeren, immer dubioseren Partnerinnen, seine engen Beziehungen zu Deutschlands Zeitung mit den vier ganz großen Buchstaben im Titel, seine sehr beharrliche Zurückweisung freundlich gemeinter Ratschläge und ein ausgeprägtes Misstrauen ausgerechnet jenen gegenüber, die es gut mit ihm meinen, haben den einstigen Weltstar zu einer verkrachten Existenz gemacht. In seinen mittleren Jahren ist er eine Witzfigur für Fußball-Stammtische geworden, ein stets betont jugendlich daherkommender Dampfplauderer ohne echte Freunde und vor allem ohne Zukunft im ernsten Fußballfach.
Das ist ein trauriges Schicksal. Und das Schlimmste: Matthäus wird nicht mal laut bedauert. Außer an dieser Stelle. Ausnahmsweise.
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