Die Sternsinger überwinden Grenzen

Religion

Erstmals sammeln Kinder aus den Bistümern Regensburg und Pilsen gemeinsam für Bedürftige – für viele eine aufregende Premiere

Von Christine Strasser, MZ

Bischof František Radkovský aus dem Bistum Pilsen (r.) und der Regensburger Bischof Rudolf Voderholzer (l.) begrüßten jeden Sternsinger in der Klosterkirche Kladrau per Handschlag. Foto:Daniel Pfeifer

Kladrau.Goldene Sterne und edle Gewänder sind im Kofferraum verstaut. Die Haken auf der Anmeldeliste sind gesetzt. Es kann losgehen. Eine 39-köpfige Gruppe aus dem Dekanat Straubing will dabei sein, wenn die Sternsingeraktion für das Bistum Regensburg feierlich eröffnet wird – auch wenn es früh losgeht und ein ganzer Ferientag dafür draufgeht. Die meisten sind froh, dass sie sich einfach in den Bus setzen können, den die Gemeindereferentin der Pfarrei St. Jakob in Straubing, Marlene Goldbrunner, organisiert hat.

Denn in dem 1500-Seelen-Ort, in den der Regensburger Bischof Rudolf Voderholzer geladen hat, war vorher noch keiner der Gruppe. 113 Kilometer weit ist der Ort weg. Das Navigationsgerät sagt voraus, dass die Fahrt eine Stunde und 41 Minuten dauern wird. Sicherheitshalber haben alle ihren Ausweis eingesteckt, schließlich geht es über eine Landesgrenze. Der Zielort Kladrau liegt in Tschechien. Der Blick auf die Karte verrät, dass der Ort dort Kladruby heißt.

Wunsch des Bischofs erfüllt

Dass bayerische und böhmische Sternsinger gemeinsam für bedürftige Kinder sammeln, ist neu. Es war der ausdrückliche Wunsch des Regensburger Bischofs, die Sternsingeraktion diesmal gemeinsam mit dem Partnerbistum Pilsen zu eröffnen. Deshalb kamen kleine und große, deutsche und tschechische Sternsinger am Dienstag in der Klosterkirche in Kladrau zusammen. Das Kloster Kladrau ist eine ehemalige Benediktinerabtei und heute im Staatsbesitz. In der Klosterkirche finden nur noch selten Gottesdienste statt. Bischof Voderholzer ist dem Ort persönlich verbunden. Denn seine Mutter wurde dort geboren.

Die Segensbitte an der Kirche darf nicht fehlen. Foto: Daniel Pfeifer

Sophia und Marlene sind beide neun Jahre alt und beide aus der Pfarrei Alburg in Straubing. Beide fahren zum ersten Mal nach Tschechien. Den Grenzübertritt bekommen sie im Bus aber gar nicht so richtig mit. Zu sehr sind sie mit Spielen beschäftigt. Mit Stadt, Land, Fluss und Wahrheit oder Pflicht vertreiben sie sich die Zeit. Draußen sieht es nicht viel anders aus als in Bayern. Was den Kindern aber auffällt, sind die vielen Casinos und die engen Straßen. Früher als gedacht kommt der Straubinger Bus in Kladrau an.

Die Kinder wollen sich umsehen in dem unbekannten Ort. Anlaufstelle wird ein Kaufhaus, in dem alle ein Eis bekommen. Severin erzählt, dass er mit seiner Oma schon einmal in Tschechien war. So aufregend ist die Fahrt für ihn also nicht – zumindest nicht wegen des Zielortes. Was den Neunjährigen und seinen Freund Jonas mehr beschäftigt: Sie werden zum ersten Mal den Bischof sehen – und viele andere Sternsingergruppen in ihren Gewändern – auch aus Böhmen. 663 Hoheiten in festlichen Gewändern machen sich schließlich in einem langen, bunten Zug auf von der Grundschule hinauf zum Kloster.

Lesen Sie hier den Kommentar von MZ-Reporterin Christine Straßer zur Sternsingeraktion:

Kommentar

Respekt!

Das Dreikönigssingen ist eine besondere Solidaritätsaktion. Sie reißt mit. Vermutlich kamen auch deshalb mehr Sternsinger ins tschechische Kladrau als…

Eine Sternsingeraktion gibt es in Tschechien zwar auch, allerdings in wesentlich kleinerem Umfang als in Deutschland. Damit jeder weiß, wie das Sternsingen funktioniert, haben Vertreter der Jugendverbände aus Regensburg bereits vor einigen Wochen für die Kinder mehrerer Schulen im Bistum Pilsen einen Informationstag in Kladrau veranstaltet. Segen bringen, Segen sein. Respekt für Dich, für mich, für andere! Unter diesem Motto ziehen die als die Heiligen Drei Könige verkleideten Sternsinger in den Tagen rund um den 6. Januar von Haus zu Haus und sammeln bei den Menschen Geldspenden für bedürftige Kinder.

Hoffen auf gutes Wetter

Die zwölfjährige Luise war in Straubing schon vier Mal als Sternsinger unterwegs, wie sie erzählt. Dass es diesmal nicht wieder regnet, hofft sie. Wegen der Gedichte und Lieder macht sie sich keine Sorgen. Die kann sie auswendig. Severins Stirn hingegen legt sich in Falten. „Müssen wir die heute auch aufsagen?“, fragt er besorgt. Aber reden müssen bei der Eröffnungsaktion in erster Linie Bischof František Radkovský aus dem Bistum Pilsen und Regensburgs Oberhirte. Im Wortgottesdienst in der Klosterkirche sprechen sie den Sternsingern, die aus Solidarität für andere Kinder viele Stunden ihrer Freizeit opfern, ihren Respekt aus. Abgesehen davon prangt das Wort auch groß auf dem Plakat der Sternsingeraktion.

In allen Farben kamen die Könige zur Eröffnung der Sternsingeraktion in Kladrau. Foto: Daniel Pfeifer

Das mit dem Respekt hat sich Severin gut überlegt. Die Eltern muss man respektieren, sagt er. Den Pfarrer, den Bischof, ältere Menschen, jeden eigentlich. Jonas weiß außerdem, dass dieses Jahr mit den Spenden, die beim Dreikönigssingen gesammelt werden, Bedürftige in Bolivien unterstützt werden. Wer dort auf dem Land wohnt, schämt sich oft, wenn er in die Stadt kommt – wegen der ärmlichen Kleidung. Landbewohner tragen in Bolivien nämlich oft einen sogenannten Poncho. Stadtbewohner sind ganz anders gekleidet.

Das wissen die Sternsinger aus einem Film über Bolivien, den sie gesehen haben, damit sie Rede und Antwort stehen können, wenn sie den Segen in jedes Haus bringen und um Spenden bitten. Thuy fühlt sich gut gerüstet – auch wegen der feierlichen Eröffnungsaktion. Den gemeinsamen Einzug in die Kirche, an deren Portal der Bischof jeden einzelnen Sternsinger per Handschlag begrüßt hat, wird sie so schnell nicht vergessen.

Sehen Sie hier noch mehr Bilder von der Eröffnung der Sternsingeraktion in Kladrau:

Regensburg und Pilsen eröffnen Sternsingeraktion

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Christine Straßer

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