Immerhin – oder auch: ausgerechnet – Jürgen Klopp hatte auf der Pressekonferenz unmittelbar nach Bekanntgabe des Transfers kühlen Kopf bewahrt und sich nicht einmal anderthalb Jahre zurückerinnert. “Allen, die wütend sind, sei gesagt: Wir haben im letzten Jahr Marco Reus für eine festgeschriebene Ablösesumme von 17 Millionen verpflichtet. Das wird in Mönchengladbach auch nicht für Begeisterungsstürme gesorgt haben.” Es kommt selten vor, dass ein Dortmunder selbst der Scheinheiligkeit mit Blasphemie begegnet.
Im aktuellen Schmierentheater um Robert Lewandowski bedarf es eines besseren Erinnerungsvermögens, um einen ähnlichen Fall hervorzukramen. Der Pole will weg, zum FC Bayern, sofort, trotz Vertrag bis 2014, es soll eine mündliche Zusage seitens des BVB geben. Vor 18 Jahren wollte Gladbachs Stürmer Heiko Herrlich auch weg, zu Borussia Dortmund, sofort, trotz Vertrag bis 1997, es soll eine mündliche Zusage seitens des VfL gegeben haben.
Die Guten im Polarisierungs-Zirkus
Wenn man bedenkt, dass der Fall Herrlich vor dem Arbeitsgericht landete und eine Einigung erst durch Vermittlung des DFB zustande kam, steckt im Fall Lewandowski noch überraschend viel Potenzial. Dabei macht das Thema schon so lange Schlagzeilen. “Es hat sich gelohnt”, resümierte Herrlich 1995 am Tag seiner ersten Trainingseinheit beim BVB. “Vielleicht überlegen es sich manche ja jetzt vorher, ob sie ein Versprechen brechen.”