Die Sache mit dem Glück
“Glück liegt im Auge des Betrachters” – dass dieser Spruch einen wahren Kern hat, zeigt die neueste Zufriedenheitsstudie. Denn bis vor zwei Wochen lebten die glücklichsten Menschen noch im Norden.
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Köln Die glücklichsten Menschen sind einer aktuellen Umfrage zufolge in Baden-Württemberg, Bayern, Hessen und Nordrhein-Westfalen zu finden. Manch einer mag sich bei der Verkündung der Studienergebnisse, die im Rahmen der ARD-Themenwoche “Glück” veröffentlicht wurden, wundern. Denn keine zwei Wochen ist es her, da verkündete der “Glücksatlas”, das genaue Gegenteil. Hier machten die Norddeutschen das Rennen.
Doch der Reihe nach: Anfang November wurde der neunte “Deutsche Post Glücksatlas” veröffentlicht. Diese Zufriedenheitsstudie wurde gemeinsam mit dem Institut für Demoskopie Allensbach, dem Institut für Wirtschaftsforschung und der Universität Freiburg erhoben. Befragt wurden 12 000 Bürger ab 16 Jahren. Das Ergebnis: Schleswig-Holstein, Hamburg, und Niedersachsen führten die Glücksstudie an. Baden-Württemberg und Bayern landeten im Mittelfeld.
Doch nun, ist nichts mehr wie es war: Denn die glücklichsten Menschen leben jetzt, zwei Wochen später, in Baden-Württemberg, Bayern, Hessen und Nordrhein-Westfalen. Zu diesem Ergebnis kam das Meinungsforschungsinstitut infratest dimap, das für den ARD-Glückstrend 2013 über 50 000 Menschen, ab 14 Jahren befragt hat.
Doch wie kann das sein? Ohne die genauen Inhalte zu kennen, wollte keines der beteiligten Institute die gegensätzlichen Ergebnisse kommentieren. Beide Seiten verwiesen auf die unterschiedliche Konzipierung der Befragungen. Für den ARD-Glückstrend wurden die Probanten telefonisch befragt, der Glücksatlas setzte auf persönliche Interviews. Auch die Art der Fragestellungen könne Unterschiede im Ergebnis hervorrufen, erklärt Michael Sommer, Projektleiter beim Institut für Demoskopie Allensbach. Und Johannes Vatter vom Institut für Volkswirtschaftslehre und Finanzwissenschaft der Universität Freiburg fasst zusammen: “Ich denke, beide Studien haben in der Erhebung ihre Vor- und Nachteile. Die Qualität persönlicher Gespräche ist deutlich höher, da die Antworten der Befragten bedachter sind. Dafür wurden für die ARD-Studie weitaus mehr Menschen befragt.” Ein weiterer Punkt ist, dass sich der Glücksatlas auf Daten aus den letzten drei Jahren beruft. “Die ARD-Studie wurde hingegen von Mai bis Oktober diesen Jahres erhoben. Dabei wurde gezielt nach der gegenwärtigen Zufriedenheit gefragt”, berichtet Stefanie Schneck, vom WDR.
Während das Glück demnach wohl tatsächlich im Auge des Betrachters liegt, kann ein anderes Sprichwort widerlegt werden: Geld macht nicht glücklich. Tut es doch! Menschen mit mehr als 3000 Euro Haushaltsnettoeinkommen sind nach Angaben des “ARD Glückstrends” sehr zufrieden. Auf einer Skala von 0 bis 10 stuften sich die Gutverdiener bei 7,9 ein. Bei einem Einkommen bis 1500 Euro liegt die Zufriedenheit “nur” bei 6,8.
Berufstätige sind außerdem zufriedener als Nicht-Berufstätige (7,5 versus 7,0). Auch Familie macht laut “Glückstrend” glücklich: Menschen, die in Mehr-Personen-Haushalten leben, sind deutlich zufriedener als Singles. Weitere Erkenntnisse der Umfrage: Junge sind glücklicher als Alte, Frauen sind glücklicher als Männer und Gebildete glücklicher als Ungebildete. Die Umfrage macht dazu zwar keine Aussage, aber ausgezeichnete Voraussetzungen fürs Glücklichsein haben demnach gut verdienende junge Frauen mit festem Partner und hohem Bildungsabschluss.