München – Schon mitgekriegt? Im Internet wird vor Betrügern gewarnt, die sich unter dem Vorwand, Rauchmelder kontrollieren zu wollen, Zugang zu Wohnungen verschaffen. In Bayern ist aber bislang kein Fall bekannt. Im Gegenteil: Hier und da wird sogar vor der Warnung gewarnt.
Zwei Männer klingeln an einer Tür, eine ältere Frau öffnet. Sie seien hier, um die Rauchmelder zu überprüfen, sagt der eine, kurz darauf stehen sie in der Wohnung. Die 79-Jährige denkt sich nichts dabei, alles scheint seine Richtigkeit zu haben. Sie plaudert mit einem der Männer, während der andere seine Arbeit macht. Erst als die beiden weg sind, merkt die Frau: Ihr fehlen ein Goldring und Bargeld. Die Kontrolleure waren Betrüger.
Die Polizei in Bremen berichtete vor einer Woche darüber; in Hannover hat es zwei ähnliche Fälle gegeben. In anderen Teilen Deutschlands raten Polizeidirektionen ebenfalls zur Vorsicht. Und auch im Internet haben sich blitzschnell Meldungen verbreitet, die vor einer neuen Betrugsmasche warnen: Getarnt als falsche Feuerwehrleute, streiften Betrüger durch die Straßen und gäben vor, im Auftrag der Feuerwehr Rauchmelder kontrollieren zu wollen. Sogar von einer organisierten Bande ist die Rede. Viele Menschen sind alarmiert – aber warum eigentlich?
Bis dato ist in Oberbayern kein einziger Fall dieser Art bekannt. „Fehlanzeige“, heißt es aus dem Präsidium Nord. „Bei uns bisher kein Problem“, sagt ein Sprecher des Präsidiums Süd. Hier wie dort ist die Polizei nur über Facebook auf die Meldung aufmerksam geworden. Dort hatte sie eine große Dynamik entwickelt: Besorgte Menschen teilten die Warnung und verschickten sie weiter – meist ohne Quelle und Hinweis auf Fälle in ihrer Region.
Also sehr viel Wind um sehr wenig Gefahr?
Zumindest ist das Ganze einigermaßen undurchsichtig. Im baden-württembergischen Aalen spricht die Polizei sogar von einer „astreinen Falschmeldung“. Und auch in Bayern mahnt die Polizei dazu, vorsichtig mit solchen Warnmeldungen umzugehen. In einer Mitteilung des Präsidiums Unterfranken heißt es, die Mitteilung sei im „Stille-Post-Prinzip“ angereichert, man könnte auch sagen: dramatisiert worden. Die Polizei rät, „immer ein gesundes Misstrauen an den Tag zu legen“, bevor man solche Meldungen online verbreitet.
Verharmlosen will die Polizei das Ganze indes nicht. Schließlich sind zahlreiche ähnliche Maschen bekannt, mit denen sich Diebe Zugang zu Wohnungen verschaffen: getarnt als Handwerker oder unter dem Vorwand, kurz auf die Toilette zu müssen. Beliebt ist auch der Enkeltrick, bei dem Betrüger sich am Telefon als Angehörige oder Bekannte des meist älteren Opfers ausgeben und um Geld bitten. Allein im Kreis Bad Tölz-Wolfratshausen wurden am Montag drei Fälle bekannt.
Auch die Rauchmeldermasche ist nicht neu. Mitte 2015 riet die Aktion „Rauchmelder retten Leben“ bundesweit zur Vorsicht, nachdem erste Fälle bekannt geworden waren. Dabei ist eines klar: Rauchmelder-Kontrollen gibt es nicht. „Und selbst wenn“, sagt der Geschäftsführer des Landesfeuerwehrverbands Uwe Peetz, „wäre es nicht Aufgabe der Feuerwehr, das zu tun.“ Abgesehen davon sind Rauchmelder längst nicht in jeder bayerischen Wohnung Pflicht: Seit 2013 müssen Neubauten ausgestattet werden, für Bestandsbauten gilt eine Übergangsfrist bis Ende 2017.
Trotzdem raten die Beamten zur Vorsicht, auch vor falschen Feuerwehrleuten. Arbeiten in der Wohnung würden in der Regel von der Hausverwaltung angekündigt. Im Zweifel sollten Bewohner die Polizei rufen.
Marcus Mäckler
Marcus.Maeckler@merkur.de