Die Gemeinde Unterhaching stößt an ihre Grenzen


Unterhaching – Unter den Gemeinden in Bayern ist Unterhaching mit aktuell 23 753 Einwohnern die größte. Und der Ort vor den Toren Münchens wächst weiter – mit Konsequenzen für die Infrastruktur. Deren Grenzen sind teilweise schon jetzt erreicht.

Unterhaching – Schon vor einigen Jahren hatte Unterhaching eine Obergrenze definiert. Bei 28 000 Einwohnern, so hieß es, müsse Schluss mit Zuzug sein. Weil ansonsten die Balance zwischen Einwohnerzahl und der dafür nötigen Infrastruktur aus dem Gleichgewicht gerate. Dieses Szenario bahnt sich schon früher an. Nämlich jetzt: An manchen Stellen platzt Unterhaching aus allen Nähten. Ortsentwicklungsplanung – dieses Wort stand vor diversen Tagesordnungspunkten in der Bauausschuss-Sitzung. Allein auf der Stumpfwiese entstehen fast 200 neue Wohneinheiten, am Grünwalder Weg und in der Grünau sollen Grundstücke neu überplant werden für Gewerbe und Wohnungen. Und dazu kommt das schwer kalkulierbare Potenzial in puncto Nachverdichtung, wenn das Ein- plötzlich zum Mehrfamilienhaus wird. Mehr Menschen, mehr Bedürfnisse, mehr Abwägungsprobleme, mehr Herausforderungen. Ein Überblick.


Gemeindebücherei

Als die Bibliothek 1984 errichtet wurde, ging man von einem Medienbestand von 20 000 aus, verteilt auf 600 Quadratmeter, ausgerichtet auf 80 Besucher pro Tag. Die Lage im Jahr 2015: Der Medienbestand (Bücher, DVDs, Filme, Zeitungen und Zeitschriften) hat sich auf über 40 000 verdoppelt, es kommen pro Tag 400 bis 500 Nutzer. „Wir hinken weit hinterher und bräuchten mittlerweile das Doppelte an Fläche“, sagt Bücherei-Leiterin Tanja Keller (44). Abgesehen von Sanitäranlagen und Büros (für die inzwischen 5,5 Vollzeitkräfte) geht es um attraktivere Räume: Gefragt sind altersgruppenspezifische Rückzugsmöglichkeiten, neue Technologien, Lern- und Kommunikationsorte oder Barrierefreiheit. „Ein großer Traum“, sagt Keller, „Wäre ein eigener Veranstaltungsraum, damit zum Beispiel die Leseförderung für Kinder nicht während des Ausleih-Trubels stattfinden muss.“ Rund 220 000 Ausleihen pro Jahr verzeichnet die Bibliothek. Die Gemeinde will nun ein langfristiges Konzept entwickeln.

Sportstätten

 Ebenfalls ans Limit geraten die Sportstätten. Im Bereich des Schul-, Jugend- und Breitensports sind Umkleidemöglichkeiten schon jetzt zu 100 Prozent ausgelastet. Noch ein bisschen Luft herrscht bei den Sporthallen und Sportplätzen. Ein wenig Druck abfangen soll der (private) Bau des „Sportpark Süd“ an der Ottobrunner Straße (beim Gelände von „Kids to life“) – für diese Anlage existiert ein städtebaulicher Vertrag. Der Präsident des TSV Unterhaching, Volker Panzer, schätzt die Lage aus Sicht des 3400 Mitglieder starken Vereins (davon 1200 Kinder und Jugendliche) so ein: „Wir stoßen bei den Hallenkapazitäten an Grenzen, jede freie Minute ist ausgebucht. Natürlich könnten wir mehr Platz gebrauchen, aber im Prinzip sind wir ganz gut bedient.“

Straßenverkehr

 Im Stau zum Einkaufen? Im Gewerbegebiet am Grünwalder Weg gehört das samstags dazu. Nun soll das Grundstück neben dem Geothermiekraftwerk, wo sich bislang Baulagerplätze befinden, neu überplant werden. Für weitere Gewerbeansiedlungen. Darüber mokiert sich unter anderem die Nachbargemeinde Taufkirchen: Schon jetzt seien die vorhandenen Straßen überlastet. Unterhaching will für dieses Frühjahr noch eine Verkehrszählung in Auftrag geben – weitere Gewerbeflächen würden „zwangsläufig zu einem höheren Verkehrsaufkommen“ führen, doch in der Taufkirchner Waldstraße sei diese Mehrbelastung „kaum quantifizierbar“.

Aldi-Erweiterung

 Unter den Aldi-Filialen ist die am Grünwalder Weg die drittumsatzstärkste in ganz Bayern. Diese starke Resonanz will bewältigt werden – und Aldi deshalb seine Verkaufsfläche erweitern: um 200 auf dann 1206 Quadratmeter. Andersfalls komme es in den überfüllten Gängen zu „Engpässen und Kollisionen“, argumentiert Aldi. Das Problem: Ab 1200 Quadratmetern ist eine Ausweisung als Sondergebiet notwendig – der Bauausschuss hat ein entsprechendes Bauleitverfahren eingeleitet. Dagegen stimmten die Grünen sowie Florian Riegel (CSU), denn er fand: „Es ist nicht Aufgabe einer Kommune, die Verkaufsbedingungen örtlicher Discounter zu verbessern.“ Baubetriebshof Sanierungsstau beim Baubetriebshof am Grünwalder Weg 16: Die Liste der Maßnahmen ist acht Punkte lang, reicht von der Erweiterung der Schlosserwerkstatt über die Umgestaltung der Lagerflächen zwecks Arbeitsablauf-Optimierung bis zu neuen Fahrzeug-Unterstellmöglichkeiten. Ein Planer erstellt nun ein Konzept zur Umstrukturierung, denn ein Komplettabriss und Neubau käme laut Bürgermeister Wolfgang Panzer (SPD) mit sieben bis zehn Millionen Euro teurer.

Grünau

In der Kapellenstraße würde die Firma „HI Wohnbau“ auf ihrem Grundstück die derzeitigen Gewerbeflächen gern in Wohnbebauung umändern. Der Bauausschuss hat dieses Ansinnen aber abgelehnt. Tenor: Man müsse auch Anreize für Gewerbetreibende schaffen und nicht nur an noch mehr Wohnungsbau (mit noch mehr Bedarf an Kinderbetreuungsplätzen) denken. Hachinga-Halle Als „Herzstück von Unterhaching“ bezeichnet Bürgermeister Panzer die Hachinga-Halle: „Sie wird von unseren Vereinen genutzt, ist voll vom Keller bis unters Dach.“ Und sie ist sanierungsbedürftig. Aktuell geht es um Brandschutz und Trinkwasserhygiene – die Maßnahmen werden fast 240 000 Euro teurer als kalkuliert, sollen nun 2,9 Millionen Euro kosten. Und die energetische Instandsetzung steht noch aus. Die Gemeinde investiert, denn: „Wir haben keine Alternative, brauchen aber bis Anfang 2016 ein Gebäude, das den aktuellen Vorgaben entspricht“, so Panzer.

Wasserversorgung

Dieser Punkt stand nicht auf der Tagesordnung des Bauausschusses, aber Rathaussprecher Simon Hötzl bestätigte auf Nachfrage des Münchner Merkur: „Wenn Unterhaching auf bis zu 28 000 Einwohner wachsen sollte, müssen wir neue Lösungen für die Trinkwasserversorgungen finden. Auch beim Abwasser ließen sich die Kontingente nicht mehr bewältigen.“ Fazit: Unterhaching wächst weiter – und stellt sich in Detailabwägungen immer öfter die Frage, ob bisherige Standards beibehalten, gar erweitert oder nach unten definiert werden.

Martin Becker

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