Die freundlichen Herrn aus dem Süden

Ohne Ton könnte man meinen, es verhalte sich im Süden der Republik folgendermaßen: Der freundlich lächelnde Mann mit Schnauzbart und Brille regiert in Bayern, und der etwas aufgeregt wirkende Herr (ohne Brille oder Schnauzer) neben ihm versucht, ihn aus seiner regierenden Ruhe zu bringen. Dass also Christian Ude von der SPD bayerischer Ministerpräsident ist und Horst Seehofer von der CSU sein Herausforderer bei der Landtagswahl in knapp zwei Wochen. Aber tatsächlich verhält es ist ja nun doch ganz umgekehrt, das wird ja auch brav eingeblendet: Seehofer – Ministerpräsident. Ude – Oberbürgermeister von München.

Drei Tage nach Angela Merkel und Peer Steinbrück sind also nun auch die bayerischen Hauptgegner ins Fernsehen gegangen, der Bayerische Rundfunk überträgt und lässt seinen Chefredakteur Sigmund Gottlieb fragen – und ab und zu auch Antworten mitsprechen, bei Seehofer besonders gerne.

Die Sendung verdient ein wenig mehr das Gütesiegel „Duell“ als die Merkel-Steinbrück-Auseinandersetzung – immerhin setzen sich die Politiker auch immer wieder miteinander auseinander, statt nur mit dem Moderator. Aber freundlich sind sie dabei, meistens zumindest. Sie mögen sich ja eigentlich ganz gerne. Und das sagen sie auch zum Schluss. Seehofer erklärt, er schätze Udes Pragmatismus – und dass man immer wieder gut zusammengearbeitet hat. Ude sagt es so ähnlich und freut sich darüber, dass Seehofer sich so schnell ins Goldene Buch seiner Stadt eingetragen hat.

Aber natürlich gibt es auch Gegensätze. Seehofer will das Betreuungsgeld, Ude mehr Kinderbetreuung. Seehofer fordert eine Pkw-Maut für Ausländer, Ude hält das für Blödsinn und nicht durchsetzbar.

Seehofer sucht Udes Bestätigung

Die Maut ist das Hauptthema der letzten Tage gewesen, nachdem Merkel der Seehofer-Forderung erneut eine Absage erteilt hat, obwohl sie mit der CSU im Bund weiterregieren will. Für Seehofer ist es die Möglichkeit, die Durchsetzungsfähigkeit seiner Partei zu beschwören. Er wiederholt seinen Bierzelt-Reden-Text, für den er dort meist viel Beifall bekommt: Wenn die Deutschen im Ausland Maut bezahlten, müssten die Ausländer das umgekehrt auch hier tun. Seehofer will die Deutschen von der Abgabe ausnehmen. Moderator Gottlieb fragt nicht, wie die europarechtlichen Bedenken umgangen werden sollen.

Es folgen Auseinandersetzungen über Schulpolitik und Ganztagsbetreuung. Seehofer und Ude werfen sich gegenseitig vor, jeweils in Stadt oder Land zu wenig getan zu haben. Ude sagt, die Güte der Kinderbetreuung in München könne man auf seiner Facebook-Seite nachlesen. Irgendwann gegen Ende fällt Seehofer auch noch die Internetseite der Staatskanzlei ein: Wie gut das Land dastehe, könne man dort gut erkennen.

Seehofer gibt den Macher, den Staatsmann mit dem Ohr für die Nöte der Bürger, den Chef eines blühenden Landes. Zwischendurch ernennt er sich auch noch zum Architekten der Energiewende. Aber, das ist auffällig, er sucht immer wieder Udes Bestätigung, er will sich vom Herausforderer versichern lassen, dass er bei dem einen oder anderen Thema „Wort gehalten“ hat. Wort halten – das ist einer von Udes Wahlkampfsprüchen. Ude bleibt freundlich, er lobt auch mal den Ministerpräsidenten. Irgendwann sagt er dann: „Wenn Sie bei mir abschreiben, kommt wirklich was Vernünftiges raus.“

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