In den vergangenen Tagen haben die beiden Bewerber um das höchste politische Amt der Stadt noch einmal alle Register gezogen, um bei der Stichwahl die Mehrheit der Wähler von sich überzeugen zu können. Die Anspannung ist hoch. Im ersten Wahlgang hatte der bisherige zweite Bürgermeister Peter Juks (UWG) mit 2564 gültigen Stimmen oder 44,8 Prozent klar die Nase vorn. Amtsinhaber Rainer Friedrich (CSU) kam auf 1647 Stimmen oder 28,8 Prozent, das entspricht einer Differenz von 917 Stimmen. Während Rainer Friedrich in den letzten Tagen vor der Stichwahl mit prominenter Unterstützung und Plakataktionen darum kämpft, diese Lücke zu schließen, glaubt Peter Juks nicht daran, dass sich durch Aktionen so kurz vor der Stichwahl noch viele Wähler umstimmen lassen.
Als sachorientiert beschreibt Rainer Friedrich den Wahlkampf, mit dem er in den vergangenen Monaten um das Vertrauen für eine zweite Amtszeit geworben hat. Es sei ihm darum gegangen darzustellen, was in den sechs Jahren seiner Amtszeit geschaffen wurde und Visionen aufzuzeigen, wie es für die Stadt weitergehen kann. „Unterhaltungswahlkampf“, wie er in Anspielung auf seinen Herausforderer sagt, sei nicht sein Ding. Klare Aussagen seien ihm wichtiger, auch wenn er damit nicht überall Applaus erntet.
Gesetzt hat Rainer Friedrich dabei vor allem auf die klassischen Mittel des Wahlkampfs mit gedruckten Informationen, Wahlveranstaltungen und persönlichen Gesprächen. „Sympathie und Bekanntheit sind die wesentlichen Parameter“, sagt Friedrich.
Deutlich emotionaler ist die Stimmenwerbung in den letzten Tagen geworden, auch auf den Plakaten und Wurfsendungen, die Friedrichs Team verteilt hat. Die CSU vertraute dabei auf die prominente Unterstützung aus der Partei. Landrat Eberhard Nuß und Bundestagsabgeordneter Paul Lehrieder waren vor wenigen Tagen noch bei einer öffentlichen Kundgebung vor dem Ochsenfurter Rathaus aufgetreten. Landtagspräsidentin Barbara Stamm spricht sich in Zeitungsanzeigen für Rainer Friedrich aus.
Um den Vorsprung seines Konkurrenten aufzuholen, müssen diejenigen mobilisiert werden, die vor zwei Wochen der Wahl noch fern geblieben waren, sagt Rainer Friedrich. Entscheidend wird aber auch sein, wie weit er die Wähler des im ersten Wahlgang unterlegenen SPD-Kandidaten Joachim Eck auf seine Seite ziehen kann.
Die 1510 Wähler, die Joachim Eck ihre Stimmen gegeben haben, sind auch für Peter Juks das entscheidende Potenzial bei der Stichwahl. Die Wahlbeteiligung lag am 16. März bei 64,9 Prozent. Aus den Erfahrungen vorangegangener Wahlen ist damit zu rechnen, dass die Quote am Sonntag geringer ausfällt als zwei Wochen zuvor.
„Ich habe versucht, den Leuten zu zeigen, wo es gegenwärtig hakt und zu vermitteln, wie es mit mir thematisch und personell weitergeht“, beschreibt Herausforderer Peter Juks die Grundzüge seines Wahlkampfs während der vergangenen Monate. Neben klassischen Werbemitteln und Wahlveranstaltungen habe sein Team dabei versucht, neue kreative Wege zu beschreiten, sagt Juks – etwa über das soziale Netzwerk Facebook oder die Verbindung von Sachdiskussion und Unterhaltung. „Das ist eine Gratwanderung, weil der Wahlkampf dadurch ein Stück unpolitischer wird“, begründet Peter Juks seine anfänglichen Bedenken. Zum Glück sei die Resonanz positiv gewesen.
Das gute Abschneiden beim ersten Wahlgang schreibt Juks aber vor allem der klaren Position zu, die er auch in kritischen Fragen bezogen habe. Etwa beim Feuerwehrhaus in Kleinochsenfurt, gegen dessen Neubau er sich angesichts der gegenwärtigen finanziellen Lage der Stadt ausgesprochen hat. „In Kleinochsenfurt habe ich dafür einen Dämpfer bekommen, aber in der Quersumme habe ich davon vielleicht sogar profitiert“, meint er.
In den Tagen nach dem ersten Wahlgang hatte Peter Juks mit Mitgliedern seines Teams noch ein paar gezielte Hausbesuche unternommen – viel mehr nicht. „Aktionismus bringt nichts“, ist er überzeugt, „wenn man seinen Stil vier, fünf Monate durchgezogen hat, ist klar, dass man ihn nicht ändert.“ Für die meisten Wähler sei die Entscheidung gefallen, zumal der Briefwähleranteil auch bei der Stichwahl vermutlich enorm hoch sein wird. „Ich glaube nicht, dass sich in letzter Sekunde noch viele Leute umstimmen lassen“, so Juks weiter. Trotzdem sei es wichtig, die Menschen noch einmal zu motivieren, gerade diejenigen, die Wahl angesichts des großen Vorsprungs schon für gelaufen halten.