Eigentlich ist „Ein Weihnachtslied in Prosa, oder Eine Geistergeschichte zum Christfest“ zum Gruseln und zum Fürchten. Aber Charles Dickens hat die Geschichte auch mit ein wenig Humor versetzt. Und die deutsche Übersetzung hört sich entspannter an, als sie im englischen Original klingt. „Die Weihnachtsgeschichte“. Neu Interpretiert und mit viel Liebe zum Detail umgesetzt hat die Flotte Bühne den Weihnachtsklassiker in Waltershausen.
Vor allem für Kinder ist die Geschichte gedacht, weswegen die Aufführung auch auf Nachmittag verlegt wurde. Dennoch hat sich die Flotte Bühne entschlossen, die Geschichte erst ab acht Jahren anzubieten, um Kinder nicht zu sehr zu verschrecken.
Vor allem Ebenezer Scrooge, der von Lutz Mertten gespielt wurde, war wirklich eine besessene Gestalt zum Gruseln. Mertten ging auf in seiner Rolle und spielte die Wandlung Scrooges vom Weihnachten hassenden, starrsinnigen Mann zum geläuterten, warmherzigen Menschen, der seine schlechten Seiten abgelegt hat und das Fest der Nächstenliebe zelebriert.
Anja Zuber-Bördlein hat die Erzählung von Charles Dickens für die Bühne eingerichtet und führte Regie. Die zentrale Figur ist Ebenezer Scrooge. Er verkörpert auf perfekte Art und Weise die Schattenseiten des aufkommenden Kapitalismus. Raffsucht, Rücksichtslosigkeit, Egoismus sind seine hervorstechenden Charaktereigenschaften. Mitgefühl und Nächstenliebe sind ihm fremd. Da braucht es schon mehr als ein wenig Weihnachtsstimmung, um den Menschen in ihm zum Vorschein zu bringen.
In den fünf Strophen erscheinen mehrmals Geister, die dem kaltherzigen Ebenezer Scrooge die Weihnachtsabende und Weihnachtstage in Erinnerung rufen, wie er sie in früheren Zeiten erlebt hat.
Zunächst erscheint sein verstobener, kettenbehängter Geschäftspartner Jacob Marley. Der erklärt, er habe sich im Laufe seines Lebens diese Kette selbst geschmiedet, weil er sich der Gier nach Geld hingegeben habe, genauso wie Ebenezer Scrooge.
In der Folge begegnen ihm drei Geister, die ihm seine Verfehlungen und sein kaltes Herz vorhalten. Scrooge wandelt sich langsam, nachdem ihm die Augen geöffnet wurden, zu einem warmherzigen und spendablen Geschäftsmann, der Weihnachten lieben lernt.
Die Akteure der Flotten Bühne bewiesen einmal mehr ihr schauspielerisches Können. Wenn sich dann noch gestandene Männer Tränen vor Rührung aus den Augen wischen und verstohlene Blicke in den Raum warfen, kann „Die Weihnachtsgeschichte“ richtig angekommen sein.
Auch technisch war das Stück perfekt umgesetzt. Mit einem lebenden Bilderrahmen, aus dem der Geist von Jacob Marley sprach, oder einer mystisch illuminierten Lichtgestaltung wurde dem Stück das i-Tüpfelchen aufgesetzt. Auch die teilweise Doppel- und Dreifachbesetzung der Charaktere auf der Bühne zeigten, wie wandelbar die Laienschauspieler in ihren Rollen waren.
Die nachdenklich stimmende Botschaft von Charles Dickens ist in Waltershausen beeindruckend gekommen.
Die Rollen wurden dargestellt von: Ebenezer Scrooge spielte Lutz Mertten, Bob Cratchit verkörperte Joschi Schneider. Den Geist der vergangenen Weihnacht spielte André Schömig. Spendensammler William Fezziwig und den Geist der gegenwärtigen Weihnacht spielte Andreas Bördlein. Der Geist von Jacob Marley und der Geist der zukünftigen Weihnacht wurde von Tobias Hanika dargestellt. Fred, Scrooges Neffe und Scrooge als junger Mann spielte Justus Bördlein. Der singende Junge, Tim Cratchit und Scrooge als Junge stellte Benjamin Bördlein dar. Anja Zuber-Bördlein spielte Caroline Wilkins, Mrs. Fezziwig und Annie Cratchit. Julie, Freds Frau, Belle, Scrooges Verlobte und Mrs. Dilber wurde von Paulina Hüllmandel verkörpert. Sophie Bördlein spielte Fanny Scrooge und Martha Cratchit.
Für das Bühnenbild und Kostüme war Heike Hey zuständig. Die Maske hatten Ines Klör und Alexandra Willer unter sich. Für Licht und Ton waren Günter Joachim und Wolfgang Klör zuständig. Die Spezialeffekte kamen von Frank Wiesenmüller.
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