Der Pep aus Mintard

Die Medienvertreter waren am Montag in der Münchner Allianz-Arena verblüfft, als der neue Bayern-Trainer Pep Guardiola sich mit überraschend guten Deutschkenntnissen und einem fröhlichen „Grüß Gott, meine Damen und Herren“ vorstellte. Seit Wochen fieberte die Fußballnation diesem Tag entgegen.

613 Kilometer und fünfeinhalb Autostunden von der Allianz-Arena entfernt kommt der Trainerwechsel bei der DJK Blau-Weiß Mintard viel bescheidener daher. Marco Guglielmi, dem aufgrund seiner fehlenden Haarpracht sogar eine gewisse Ähnlichkeit mit dem neuen Bayern-Trainer nachgesagt werden könnte, ist der zukünftige Coach des ambitionierten Mülheimer A-Kreisligisten. Er löst Thomas Cvetkovic, der zur Jugendabteilung der SG Wattenscheid 09 wechselt, ab.

München und Mintard – da liegen nicht nur viele Kilometer, sondern sportlich auch Welten dazwischen. Pep Guardiola sagt zum Druck in der bayerischen Metropole nach dem fantastischen Triple unter Jupp Heynckes: „Ich kann damit leben und nehme diese riesige Herausforderung an.“

Von einer „großen Herausforderung“ spricht auch Marco Guglielmi. Aber doch eben ganz anders. „Zuletzt habe ich die zweite Mannschaft der Spvgg Schonnebeck trainiert. Zum Kader zählten viele gestandene Spieler. In Mintard ist die Situation anders. Hier wollen wir gemeinsam auf die erstklassige Jugendarbeit aufbauen. Als große Herausforderung sehe ich an, die jungen Spieler zu formen und ihnen etwas beizubringen“, so der neue Blau-Weiß-Coach.

Guglielmi ist in der Essener Szene bekannt. Für Fortuna Bredeney ging er in der Landesliga auf Punktejagd, unter Karl Weiß zählte er zum Aufgebot des FSV Kettwig in der Verbandsliga. Dann verbrachte er einige Jahre in Schonnebeck – zunächst als Spieler, dann als Trainer. Mit Erfolg. Die Zweitvertretung der Spielvereinigung führte er von der Kreisliga B in die Bezirksliga. Dorthin wollen die Mintarder auch bald wieder zurückkehren. „Natürlich muss ein Verein mit so einer großen und starken Jugendabteilung wie Mintard mittelfristig in der Bezirksliga spielen. Doch wir wollen uns nicht unnötig unter Druck setzen. Jetzt geht es erst einmal darum, die Mannschaft nach einigen Abgängen neu aufzustellen. Ich werde großen Spaß daran haben“, sagt Guglielmi.

Beobachten konnte der neue Mintarder Coach seine zukünftigen Spieler fast noch gar nicht, weil der Wechsel erst gerade über die Bühne gegangen ist. Guglielmi: „Ich habe mir zumindest die A-Jugendmannschaft am Sonntag im Mülheimer Stadtpokalfinale gegen den RSV ansehen können.“

Immerhin reichte es schon für ein Händeschütteln-Foto mit dem Mintarder Vereins-Chef Christian de Nocker. Die offizielle Vorstellung des neuen Trainers soll erst im Rahmen der Saisoneröffnung in gut zwei Wochen über die Bühne gehen. Der Medienrummel wird dann in der Mintarder Aue nicht ganz so riesig sein wie am Montag in München. Und Marco Guglielmi meint dazu lachend: „Ich muss nach meinem Wechsel von Essen nach Mülheim auch keine neue Sprache lernen.“

Marcus Lemke

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