Stefan Kraft – ein glühender Bayern-Fan, furchtloser Draufgänger und bescheidener Familienmensch, der seinem Vater gerne einmal eine Flasche Whiskey schenkt.
Hebt ein Athlet wie Stefan Kraft von null auf hundert Richtung Sport-Zenit ab, dauert es keinen Tag, ehe die kreativen Köpfe per Fuß stehen. Und so verbreiteten sich Sprüche wie „Volle Kraft voraus“, „Mit einem Kraftakt zum Tourneesieg“, „Stefan, das Kraftpaket“ oder „Der, der die Schwerkraft aufhebt“ wie ein Lauffeuer im Netz. Ja, Stefan Krafts Ego war in den letzten zwei Wochen vielen Streicheleinheiten ausgesetzt. Zu Recht, hat der Salzburger doch eines jener Märchen geschrieben, von denen der Sport und seine Fans nun einmal zehren.
Der Kreis
Mit seinem sensationellen Tourneesieg löste der 21-Jährige den nicht minder überraschenden Gewinner aus dem Vorjahr, Thomas Diethart, ab. „Früher haben sie mich mit dem Didl verwechselt, jetzt ist es umgekehrt“, lacht Kraft, für den sich in Bischofshofen ein Kreis schloss. 2012 gab er dort am 6. Jänner sein Weltcup-Debüt, auf den Tag genau drei Jahre später feierte der Pongauer nun ebendort seinen bis dato größten Erfolg. Doch wer ist eigentlich dieser Stefan Kraft, den man bis vor dieser Saison nur als besseren Schanzen-Mitläufer wahrgenommen hatte?
ZUR PERSONStefan Kraft, geboren am
13. Mai 1993 in Schwarzach, lebt in Mitterberghütten.
Der Pongauer feierte am 6. Jänner 2012 in Bischofshofen sein Weltcup-Debüt und landete exakt drei Jahre später ebendort mit dem Tournee-Gesamtsieg seinen größten Erfolg.
Stefan Kraft, das ist der fluggewandte Salzburger, der eigentlich ein talentierter Skifahrer war und schon bei Bezirkscuprennen Gas gab, ehe er sich mit zehn Jahren erstmals ein paar Skisprung-Latten anschnallte und verkündete, einmal bei der Tournee mithüpfen zu wollen.
Stefan Kraft, das ist der glühende David-Alaba- und FC-Bayern-Fan, der seit Jahren mit seinem Onkel zu den Heimspielen der Münchner fährt und dabei zum Zeichen seiner Verbundenheit immer eine Lederhose trägt.
Stefan Kraft, das ist das Kind, das seinem Vater Rene, einem geborenen Schweizer und ÖBB-Bediensteten, zu Weihnachten eine Flasche Whiskey unter den Christbaum stellt, weil sich der Herr Papa bei jedem Podestplatz, den sein Sprössling einfliegt, ein Gläschen gönnt.
Stefan Kraft, das ist der junge Draufgänger, für den Angst ein Fremdwort ist und der Bungee-Jumping und Paragleiten zu seinen Hobbys zählt.
Die Bescheidenheit
Stefan Kraft, das ist der bodenständige und bescheidene Jungmann, der auf schnelle, protzige Autos nicht allzu große Stücke hält, sein gewonnenes Preisgeld (in dieser Saison 68.000 Euro) lieber anspart und als größten Zukunftstraum eine Familie und ein Eigenheim nennt.
Stefan Kraft, das ist der ganz normale Bursche von nebenan, der wie viele Gleichaltrige neben dem Sport gerne mit seiner Freundin Marisa abhängt, im Netz surft, Musik quer durch den Gemüsegarten hört und mit Vorliebe TV-Serien verschlingt.
Stefan Kraft ist aber auch der neue Stern am Fliegerhimmel, der wie sein Vorgänger Diethart innerhalb kürzester Zeit in die gnadenlose Maschinerie der Medienwelt geriet. Wie Diethart konnte der Jungspund aber dem enormen Erwartungsdruck bis zum finalen Sprung wie ein abgebrühter Routinier standhalten.
Bleibt Kraft nur noch zu wünschen, dass ihn nun nicht wie Diethart das G’spür für das Fliegen wieder verlässt.
ALEXANDER TAGGER
Amman erlitt Gehirnerschütterung
Simon Ammann musste nach seinem schweren Sturz beim Skispringen in Bischofshofen die Nacht im Krankenhaus verbringen. Er hat eine schwere Gehirnerschütterung erlitten, sich aber keine Knochen gebrochen.