Der Leichtmacher trifft und schweigt

Dortmund.
Nach 71 Minuten war sein Einsatz beendet. Mit seinen quietschgelben Schuhen trottete Marco Reus über den grünen Rasen, der Applaus der Menschen im Stadion trug ihn dabei. Es war wieder einer dieser Abende in der Champions League, in denen Borussia Dortmund wirkte wie in wirklich guten Zeiten – oder zumindest die Ergebnisse aus guten Zeiten einfährt. 4:1 hieß es nach 90 Minuten gegen den türkischen Meister Galatasaray Istanbul. Und Marco Reus hatte nicht nur eine entscheidende Rolle gespielt bei diesem Erfolg, der Schwarz und Gelb schon nach vier von sechs Spieltagen ins Achtelfinale der Königsklasse führt. Der Nationalspieler hatte auch eine ungewöhnliche Jubel-Trilogie vervollständigen können.

39 Minuten lang biss sich die Borussia die Zähne an den Gästen aus. Sie hätten es sein müssen, die angreifen, sie benötigten die Punkte dringend, doch sie verschanzten sich größtenteils in der Defensive. Ganz so, wie es die Bundesliga-Konkurrenz der Dortmunder auch macht, was zu einer bedenklichen Krise auf nationalem Parkett führte. Die Mannschaft von Trainer Jürgen Klopp benötigte diesen einen genialen Moment, in dem die Lücke gefunden wird, in dem das Tor fällt, das alles leichter macht.

Sensationeller Steilpass

Es fiel in jener 39. Minute, als Lukasz Piszczek einen sensationellen Steilpass auf Reus spielte – und dieser kühl durch die Beine des Torwarts versenkte. 1:0 für Dortmund. „Das war der Drucklöser, den wir gebraucht haben“, sagt BVB-Sportdirektor Michael Zorc erleichtert. „Dazu gehören Schnelligkeit und Können. Marco hat das“, fügt Jürgen Klopp an. Es ist der Beginn eines schönen Dortmunder Abends. Und Reus ist der Leichtmacher.

Doch so unbeschwert sind diese Tage nicht für ihn. Das öffentliche Gerede über seine Zukunft nervt ihn. Bleibt er in Dortmund? Geht er nach München zum FC Bayern? Fragen, die die Menschen bewegen. Reus aber geht auf eine ganz spezielle Art mit diesen Gerüchten um. Er schweigt meist. Und lässt Tore sprechen. Und seinen Jubel danach. Beim Pokalspiel in St. Pauli vor einer Woche traf er – und hielt sich die Augen zu. Beim 1:2 in München traf er – und hielt sich die Ohren zu. Gestern Abend traf er – und hielt sich den Mund zu.

Es dürfte eine Einzigartigkeit in der Geschichte des europäischen Fußballs sein: ein Fortsetzungsjubel, ein Mehrteiler, eine Serie. Binnen einer Woche hatte er ihn zusammen. Es ist ein Jubel in Anlehnung an die drei berühmten Affen, die sich Mund, Ohren und Augen zuhalten.

Mittelalterliches Sprichwort

Das Bild geht zurück auf ein mittelalterliches Sprichwort: Höre, sieh und schweige, wenn du in Frieden leben willst. Und im Moment, das ist klar, will Marco Reus einfach nur in Ruhe leben. Und Fußball spielen. Für den BVB, der mal wieder einen feierlichen Abend genießen durfte auf der großen europäischen Bühne. Sokratis, Ciro Immobile und ein Eigentor machten den hohen Sieg perfekt, weil Reus den Weg geebnet hatte.

Daniel Berg

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