Wenn Sie sich diesen Artikel vorlesen lassen wollen benutzen Sie den Accesskey + v, zum beenden können Sie den Accesskey + z benutzen.
20. Juni 2014
Die erstaunliche Wandlung des Bayern-Spielers Toni Kroos.
SANTO ANDRÉ. Die eigene Vergangenheit wird Toni Kroos auch am anderen Ende der Welt nicht los. Dabei hat er alles dafür getan, sie abzuschütteln: eine gute Bundesliga-Saison gespielt, in DFB-Pokal und Champions League überzeugt, im WM-Eröffnungsspiel gegen Portugal (4:0) sogar eine herausragende Leistung abgerufen. Und dann diese Frage. Woran es denn gelegen habe, dass er bisher in großen Spielen nie überzeugen konnte, will ein US-amerikanischer Journalist von Kroos wissen.
Die Stimme des Mannes klingt freundlich, fast sanft. Den 24-jährigen Bayern-Profi reizt sie dennoch bis aufs Blut. “Dann haben sie wohl noch nicht so viele Spiele von mir gesehen”, antwortet Kroos mit versteinerter Miene. Eine Nachfrage lässt er nicht zu, drängt den Medienvertreter vehement in die Defensive. “Welche Spiele meinen Sie genau?”, attackiert Kroos. “Wo lief es nicht?”
Es ist Hansi Flick, der die heikle Situation entschärft. Kroos sei ein Spieler noch jung an Jahren und habe eine positive Entwicklung hinter sich. “Und er geht jeden Morgen selbstständig zum Frühstück.” Ein Scherz, der durchaus ungewöhnlich ist für den ansonsten zurückhaltenden Assistenztrainer des deutschen Teams. Da kann selbst Kroos wieder lachen.
Werbung
Kroos’ Grundproblem ist durch Flicks komödiantischen Einwurf allerdings nicht behoben. “Anscheinend kann ich nichts tun”, sagt Kroos, als er mit seinem fußballerischen Negativimage konfrontiert wird. Er lächelt sarkastisch. Dass er behauptet, ihn interessiere nur die Einschätzung seines engsten Umfeldes, nimmt man ihm nicht ab. Zu beleidigt reagiert Kroos beim Thema Anerkennung. Sie wird ihm auch von seinem Arbeitgeber, dem FC Bayern München, verweigert. Zumindest in Gehaltsfragen.
Die Kollegen Philipp Lahm und Thomas Müller wurden gerade mit lukrativen Langzeitverträgen ausgestattet, ein Mario Götze soll mindestens doppelt so viel verdienen wie Kroos. Der wartet weiterhin darauf, dass sein bis 2015 datiertes Arbeitspapier verlängert und das Jahressalär den gezeigten Leistungen entsprechend angehoben wird. Doch es tut sich nichts. “Kein neuer Stand”, vermeldet Kroos.
Flick empfiehlt: Mehr
Tore machen!
Es ist ausgerechnet der stille und unauffällige Hansi Flick, der noch einen Lösungsvorschlag beisteuert. “Er muss mehr Tore machen, um in der Öffentlichkeit besser wahrgenommen zu werden”, sagt Flick und verweist auf das Beispiel Thomas Müller, der gegen Portugal dreifach traf. Flick will helfen – doch sein Vorschlag ist in diesem Fall nicht ganz passend. Zwar hat Kroos in der abgelaufenen Bundesliga-Saison lediglich zwei Treffer erzielt, seinen Wert fürs Spiel seiner Mannschaft aber enorm gesteigert.
“Ich habe eine gewisse Entwicklung durchlaufen”, sagt der gebürtige Greifswalder. “Er ist reifer und verantwortungsbewusster geworden”, bestätigt Joachim Löw. 2012, beim EM-Halbfinal-Aus gegen Italien, hatte der Bundestrainer dem Nörgeln des damals ungeduldigen Reservisten Kroos nachgegeben – und ihm die Aufgabe anvertraut, die Kreise des gegnerischen Spielmachers Andrea Pirlo einzuengen. Das misslang. Kroos wurde neben Löw zum Gesicht des Scheiterns. Das Vorurteil, er vernachlässige die Defensivarbeit, war bestätigt.
Inzwischen hat sich Toni Kroos längst rehabilitiert. Nicht erst im Spiel gegen die Portugiesen, das er mit 91 Ballkontakten und 97 Prozent Pass-Sicherheit prägte. Das Phlegma von einst begleitet ihn nicht mehr auf Schritt und Tritt. Kroos ist daueraktiv – auch in der Defensive. “Ballgewinne machen richtig Spaß”, hat er erkannt. “Je besser man wird, desto defensiver spielt man”, hat ihm der intelligente Bayern-Trainer Pep Guardiola irgendwann in der abgelaufenen Spielzeit mal zugeflüstert. “Da ist was dran”, hat Kroos erkannt. Sein Engagement auf dem Platz beschränkt er nicht mehr auf drei, vier Traumpässe pro Spiel. Zaubern hat nicht mehr oberste Priorität.
Die Klarheit in seinem Spiel ist es, die Kroos inzwischen unverzichtbar macht. Er strebt keine Tore an, auch nicht unbedingt das letzte, entscheidende Zuspiel. “Es ist wichtig, dass es im Zentrum wenig Ballverluste gibt”, stellt Kroos pflichtbewusst klar. Er organisiert und sorgt dafür, dass die Dinge gut vorbereitet sind. Ein Spieler wie er, erfährt der Deutsche von einem Brasilianer, werde garçom genannt: Kellner. Einer, der die anderen bedient also. Ein Begriff, den Kroos akzeptieren kann.
“Warum nicht”, sagt er. “Man kann es so sehen, dass ich meine Mitspieler gut aussehen lasse.”
Autor: René Kübler
0 Kommentare
Damit Sie Artikel auf badische-zeitung.de kommentieren können, müssen Sie sich bitte einmalig bei Meine BZ registrieren. Bitte beachten Sie
unsere Diskussionsregeln, die Netiquette.
‘);
targetEl.addClass(‘x-error’);
$(‘label[for=”‘+el+'”]’).addClass(‘x-error’);
}
}
if (typeof clearError == ‘undefined’) {
function clearError(el) {
var targetEl = $(‘#’+el);
$(‘#erBox’+el).remove();
targetEl.removeClass(‘x-error’);
$(‘label[for=”‘+el+'”]’).removeClass(‘x-error’);
}
}
‘+msg+’
