Der FC Bayern München besucht für eine halbe Stunde junge Flüchtlinge in der …

Sie klatschen und lachen, einige zücken ihre Handys. Sicherheitsleute in blauen Pullis halten die Flüchtlinge zurück – damit sie ihrem Idol nicht allzu nah kommen.

Bastian Schweinsteiger ist am Mittwochnachmittag nicht der einzige prominente Gast in Halle sieben der Bayernkaserne: Mit ihm gekommen sind sein Teamkollege Holger Badstuber, der Bayern-Vorstandsvorsitzende Karl-Heinz Rummenigge und Markus Hörwick, Mediendirektor der Bayern. Auch der bayerische Innenminister Joachim Herrmann (CSU) ist dabei, als der FC Bayern den unbegleiteten minderjährigen Flüchtlingen seine Spende überreicht: je 250 Trainingsanzüge von Adidas, dazu 250 Kapuzenpullis, 250 Mützen und ein paar Fußbälle vom FC Bayern. Initiiert hatte die Spendenaktion ein Mitarbeiter des Münchner Merkur, dem bei einem Besuch in der Bayernkaserne aufgefallen war, dass die Flüchtlinge mit kaputten Bällen kickten.

Für den hohen Besuch haben die Flüchtlinge Halle sieben der Bayernkaserne geschmückt: Von Gartenpavillons baumeln Girlanden mit Pappfußbällen, an den Stangen sind rote und weiße Luftballons befestigt. Wie baufällig die Halle ist, lässt sich trotzdem nicht verbergen: Von der Decke tropft es, am Boden sammelt sich Wasser. Ein Gebläse brummt wenig erfolgreich gegen die Kälte an.

Wegen Überfüllung habe man die Halle noch im September zum Mittagessen genutzt, erzählt Andreas Dexheimer von der Jugendhilfe Oberbayern, die sich um die Betreuung der unbegleiteten minderjährigen Flüchtlinge kümmert. Inzwischen habe sich die Lage entspannt. Das überrascht angesichts der Katastrophenmeldungen aus der Bayernkaserne. Doch überfüllt ist derzeit nur der Teil der Bayernkaserne, in dem Erwachsene wohnen. Als die Spenden des FC Bayern am Dienstag ankamen, seien die Flüchtlinge in Jubel ausgebrochen, erzählt Dexheimer: „Das ist der einzige warme Pulli, den die haben.“ Zum Teil hätten den Jugendlichen vor Freude Tränen in den Augen gestanden.

Bayern-Mediendirektor Markus Hörwick beteuert, dass der Termin nicht nur PR sei. Man komme ja gerade vom Papst, da sei die Aktion „gelebte Nächstenliebe“. Und Bastian Schweinsteiger kommentiert: „Cooler Empfang. Das ist mal was Neues.“ Wie dramatisch die Lage der Flüchtlinge gerade ist, habe er schon mitbekommen. Holger Badstuber findet die Situation in der Bayernkaserne „schlimm“. Zu sehen, wie die Menschen hier leben, erde einen. „Da weiß man das, was man hat, mehr zu schätzen.“ Andreas Dexheimer tritt zu den Spielern. Ob sie nach der offiziellen Übergabe noch ein bisschen mit den Kids kicken würden? Schweinsteiger runzelt die Stirn. „Also dass da so ein bisschen Interaktion stattfindet?“, probiert es Dexheimer noch einmal. „Eher nicht“, murmelt Schweinsteiger. Dexheimer schnappt sich ein Mikrofon, jetzt kommt der offizielle Teil des Termins. Er bedankt sich im Namen der Flüchtlinge für die Spende und übergibt dann an Karl-Heinz Rummenigge. Der wendet sich direkt an die Flüchtlinge, die immer noch von den Sicherheitsleuten auf Distanz gehalten werden: „Wir alle müssen ein Stück dazu beitragen, dass es Euch leichter fällt, Euch in Deutschland einzuleben.“ Er hoffe, dass andere Unternehmen dem Beispiel des FC Bayern folgen würden.

Nächster Programmpunkt: Offizielle Übergabe eines Fußballs durch Bastian Schweinsteiger. Andreas Dexheimer pickt sich drei Flüchtlinge heraus, die die Spende in Empfang nehmen sollen. Doch auch die anderen wollen zu Schweini und sich mit ihm fotografieren lassen. Sie stürmen los, die paar Security-Leute können sie nicht halten. Bastian Schweinsteiger verschwindet in der johlenden Masse, ein paar Flüchtlinge fassen ihn um die Schultern, hüpfen mit ihm auf und ab, johlen: „Super Bayern“. Bastian Schweinsteiger lächelt. Einige Mitglieder der Bayern-Entourage machen besorgte Gesichter. Das war im Protokoll nicht vorgesehen.

Einer aber hat die ganze Zeit über gestrahlt: Innenminister Joachim Herrmann. Als die Flüchtlinge wieder brav hinter der Absperrung stehen, ergreift er das Wort: „Zunächst möchte ich dem FC Bayern zu seinem Sieg gegen Rom gratulieren. Der FC Bayern ist der Größte!“ Als der Trubel abgeklungen ist, findet der immer noch lächelnde Innenminister Zeit für ein Gespräch. Ob es nicht mehr Betreuer brauche, um die Situation der Flüchtlinge zu verbessern? Nein, sagt Herrmann. Man dürfe schließlich nicht immer nur nach dem Staat rufen. „Wir brauchen ein breites Engagement aus der Bürgerschaft.“ Also sollen die Bürger das ausbügeln, was der Staat vermasselt hat? Davon könne keine Rede sein. Aber Mitmenschlichkeit sei nicht nur eine Frage der staatlichen Organisation. Ob die Integration der Flüchtlinge gelinge, „entscheiden die Menschen, die hier zu Hause sind“. Wobei: „Wer mit einer FC Bayern-Mütze rumläuft, der ist mitten in Bayern angekommen“, sagt Herrmann und strahlt.

Wenig später fahren die Bayern auch schon wieder. Der ganze Termin hat eine halbe Stunde gedauert. Die Flüchtlinge sind trotzdem zufrieden: Er habe sich so auf dieses Treffen gefreut, erzählt etwa der 16-jährige Khaled (Namen der Flüchtlinge geändert) aus Syrien. Der 17-jährige Ali aus Somalia hat es sogar geschafft, sich mit Schweini fotografieren zu lassen. „Das ist etwas ganz Besonderes in meinem Leben“, schwärmt er. Daran werde er sich immer erinnern. „Schade nur, dass sie nicht länger geblieben sind“, sagt Khaled.

Katharina Mutz

This entry was posted in DE and tagged by News4Me. Bookmark the permalink.

About News4Me

Globe-informer on Argentinian, Bahraini, Bavarian, Bosnian, Briton, Cantonese, Catalan, Chilean, Congolese, Croat, Ethiopian, Finnish, Flemish, German, Hungarian, Icelandic, Indian, Irish, Israeli, Jordanian, Javanese, Kiwi, Kurd, Kurdish, Malawian, Malay, Malaysian, Mauritian, Mongolian, Mozambican, Nepali, Nigerian, Paki, Palestinian, Papuan, Senegalese, Sicilian, Singaporean, Slovenian, South African, Syrian, Tanzanian, Texan, Tibetan, Ukrainian, Valencian, Venetian, and Venezuelan news

Leave a Reply