Deggendorf/Dömitz (RP). Der Bundespräsident spricht den Bewohnern in Bayern Mut zu. In Mecklenburg-Vorpommern dürfen Biber, die Deiche zerstören, gejagt werden.
In Mecklenburg-Vorpommern ist ab sofort die Jagd auf Biber erlaubt. Die streng geschützten Tiere um Dömitz und Boizenburg (etwa eine Autostunde südöstlich von Hamburg) sind im Hochwasser-Gebiet zum Abschuss freigegeben Die untere Jagdbehörde und die untere Naturschutzbehörde erteilten die Ausnahmegenehmigungen. Sie gelten so lange, bis das Hochwasser gewichen sei.
Die Jäger dürften die Biber aber nur dann töten, wenn eindeutig sei, dass die Tiere einen Deich gefährden, betonten die Behörden. In der Region leben nach Zählungen des Amtes für das Biosphärenreservat Flusslandschaft Elbe etwa 30 Biberfamilien. Sie haben ihre Burgen normalerweise direkt am Fluss, weil sie einen Zugang unterhalb der Wasserlinie benötigen, wie Dezernatsleiterin Anke Hollerbach erklärte. “Aufgrund des Hochwassers mussten sie ihre Burgen aufgeben und suchen nun neue Plätze.” Dabei gerieten auch die Deiche in ihr Blickfeld.
Mehr als 600 Kilometer weiter südlich haben Bundespräsident Joachim Gauck und seine Lebensgefährtin Daniela Schadt die niederbayerische Stadt Deggendorf besucht. Dort informierten sie sich bei Einsatzkräften des Technischen Hilfswerks und der Bundeswehr, ebenso bei den Bewohnern der 31 000-Einwohner-Stadt an der Donau. Der 73-Jährige sprach ihnen seine Bewunderung aus. “Das Allerbeeindruckendste ist: Du schaust die Menschen an – die sind total erschöpft, aber nicht traurig. Die sind innerlich bewegt.”
Auch wenn die Pegelstände in den Hochwassergebieten in Süd- und Ostdeutschland sinken, so drohen aufgeweichte Deiche weiter zu brechen. Mancherorts belasteten auch Regenschauer die Schutzwälle besonders an der Elbe zusätzlich. In Niedersachsen durften die Bewohner der Altstadt-Insel von Hitzacker in ihre Häuser zurück, auch die Evakuierung des brandenburgischen Wittenberge wurde aufgehoben. Die 300 Bewohner der betroffenen Stadt Lauenburg in Schleswig-Holstein können wohl im Laufe des Wochenendes zurück in ihre Häuser.
In Sachsen-Anhalt standen nach wie vor mehr als 200 Quadratkilometer unter Wasser – eine Fläche mehr als doppelt so groß wie der Chiemsee in Bayern oder etwa so groß wie Düsseldorf. 2000 bis 3000 Menschen mussten aus ihren Häusern. Probleme bereitete ein Umspannwerk in Sandau, Sorge eine Schweinemastanlage in Scharlibbe mit 8000 Tieren. Für einen schnelleren Abfluss aus dem Gebiet im Elbe-Saale-Winkel soll ein Teil des Deichs bei Barby gesprengt werden. Geplant sind 50 Bohrungen im Deich, die Löcher sollen mit Sprengstoff und Sand gefüllt werden. Durch das Loch soll das Wasser aus den überfluteten Gebieten schneller zurück in die Saale gelangen.