Das bayerische Standortinformationssystem



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Josefine Beck und Christian Klling

Das Projekt Karten fr die Zukunft ist abgeschlossen. Damit stehen fr die Bayerische Forstverwaltung nun neben neuen Anbaurisikokarten fr 21 Baumarten auch viele weitere Informationen rund um das Thema Standort erstmals in einem digitalen System bereit. Gerade beginnen an den mtern fr Ernhrung, Landwirtschaft und Forsten die Schulungen fr das Standortinformationssystem. Ab Anfang Juni wird es den Frsterinnen und Frstern der Forstverwaltung als neues Beratungswerkzeug zur Verfgung gestellt. Auch die Forstlichen Zusammenschlsse werden in der Folge detailliert informiert.

Das Standortinformationssystem hilft, Chancen und Risiken bei der Zusammenstellung klimaangepasster Baumartenportfolios im Rahmen der Beratung gegeneinander abzuwgen. Als Expertensystem nimmt es dabei keine Entscheidungen vorweg, sondern liefert Grundlagen fr eine durch Informationen abgesicherte Beratung des Waldbesitzers. Eine zentrale Frage der Forstbetriebe steht dabei im Fokus: Welche Baumartenmischung birgt im Hinblick auf den Klimawandel das geringste Betriebsrisiko und kommt mit den Standortsbedingungen der Zukunft am besten zurecht?


Das neue Standortinformationssystem mit seinen zahlreichen Themenkarten ist ein wichtiges Hilfsmittel fr die Beratung der Waldbesitzer

Das Standortinformationssystem ist eine komplexe Zusammenstellung von Flchen- und Sachinformationen zu den Themen Baumartenwahl, Boden und Klima. Es baut auf verfg- und belastbaren Daten zu Bodeneigenschaften, Geologie, Vegetation, Klima etc. auf, die zum Teil in umfangreiche Modelle Eingang gefunden haben.

Die Rechenvorschriften sind entsprechend hinterlegt, so dass bei nderungen der Datenbasis und neuen Erkenntnissen, zum Beispiel ber die weitere Entwicklung des Klimas, Neuberechnungen mglich sind. Dieses Prinzip eines lernenden Systems verschafft eine groe Flexibilitt und ist ein Hilfsmittel, das bei entsprechender Betreuung stets auf dem aktuellsten Stand der Wissenschaft und Technik ist.

Fr die Anwendung als Beratungswerkzeug ist es in mehreren Schichten mit zunehmender Informationstiefe aufgebaut. Je nach Bedarf knnen regionale bersichten oder Details am gewhlten Standpunkt abgerufen werden. Die Detailschrfe hngt dabei von den Eingangsdaten ab, die in einem Mastab zwischen 1:10.000 und 1:25.000 erfasst wurden. Dies betrifft nicht nur die Angaben zum Anbaurisiko, sondern auch die Bodeninformationen.


Dargestellte Flcheninformation

Das digitale Standortinformationssystem an den mtern fr Ernhrung, Landwirtschaft und Forsten (ELF) ermglicht es, vor Ort in kurzer Zeit viele unterschiedliche Flcheninformationen zu einem Flurstck oder auch zu einer Region zu recherchieren, anzuzeigen und auszuwerten. Der Stapel an Themenkarten umfasst folgende Karten:

  • Standrtliches Anbaurisiko Boden Klima
  • Standortbersichtskarte (STUEK)
  • Kalkung
  • Bodenart und Bodenart Deckschicht
  • Fels, Block, Schutt
  • Wasserhaushalt
  • Basenausstattung

Standrtliches Anbaurisiko Boden Klima

Das Thema Standrtliches Anbaurisiko Boden Klima wird fr 21 Baumarten und die Szenarien 2000 sowie 2100 fr Fichte und Waldkiefer zustzlich 2050 dargestellt. Diese Karten bercksichtigen Klima- und Bodeninformationen und lsen die Klima-Risikokarten ab (siehe Falk et al. 2013).


Standortbersicht (STUEK)

Dieses Thema fasst die wichtigsten standrtlichen Eigenschaften (Substrat, Nhrstoffausstattung, Wasserhaushalt) des Standortinformationssystems kartographisch zusammen (Abbildung 1).

Die Standorte sind nach bayernweit einheitlichen Regeln zusammengefasst, die einerseits auf Analysewerte dem Standort entsprechender Bodenprofile und andererseits auf eine Reihung der Standorteigenschaften nach ihrer Bedeutung fr die Baumartenwahl zurckgreifen. Die Legende lehnt sich an die bekannte kologische Standortsklassifikation und an das Legendensystem der Bayerischen Staatsforsten (BaySF) an.

Trotz gewisser hnlichkeiten zur herkmmlichen Standortkarte sind die Flchenstcke der STUEK deutlich grer. Kleinrumige Besonderheiten (zum Beispiel lokale Vernssung, Tonlinsen etc.) werden hufig nicht erfasst. Daher sind in Ergnzung zum Standortinformationssystem die rtliche Erfahrung, eine Verprobung vor Ort und/oder der Blick auf die herkmmliche Standortkarte weiterhin sinnvoll und notwendig.

Abbildung 1: Beispiel der Standortbersichtskarte. Die Legende lehnt sich an die bekannte kologische Standortsklassifikation und an das Legendensystem der BaySF an.

Kalkung

Dieses Thema ist eine Aktualisierung und Verfeinerung der bisherigen Kalkungskulisse von 2010 (Stetter 2010) auf Basis der neuen Standortinformationen.


Bodenart und Bodenart Deckschicht

Dieses Thema liefert Angaben zur Krnung und Schichtung der Bden (Abbildung 2). Die Einteilung des Feinbodens in Sande, Lehme, Schluffe und Tone erfolgt gem bodenkundlicher Kartieranleitung (Ad-hoc-AG Boden 2005) aus Ergebnissen der Krnungsanalysen zugehriger Bodenprofile.

Abbildung 2: Beispiel der Bodenart-Karte

Fels, Block, Schutt

Dieses Thema leitet sich aus der bersichtsbodenkarte (BK) des Bayerischen Landesamts fr Umwelt (LfU) ab und wurde ber Reliefdaten der Bayerischen Vermessungsverwaltung an steilen Hngen (35 Neigung) verfeinert (Abbildung 3).

Abbildung 3: Beispiel der Fels, Block, Schutt-Karte

Wasserhaushalt

Das Thema Wasserhaushalt wird in vier Themenkarten (terrestrisches Bodenwasser, Lufthaushalt, Grundfeuchte und Moore) dargestellt.

Das terrestrische Bodenwasser sowie der Lufthaushalt werden von Osenstetter et al. 2013 nher beschrieben. Die Grundfeuchte und Moore leiten sich ebenso wie die Karte zu Fels, Block und Schutt aus der bersichtsbodenkarte BK des Bayerischen Landesamtes fr Umwelt ab. Die Karte zur Grundfeuchte stellt basierend auf dem mittleren Grundwasserstand dar, wo und in welchem Ausma mit oberflchennahem Grundwasser zu rechnen ist.

An einigen Standorten treten grundfeuchte Bden nicht flchendeckend, sondern im kleinrumigen Wechsel mit terrestrischen oder staunassen Bden sowie Mooren auf, was durch eine Legendensignatur auf Teilflche vorhanden verdeutlicht wird (Abbildung 4). Die Moor-Karte unterscheidet Moore und Moorbergangstypen, wobei letztere eine berdeckung mit Mineralboden von bis zu 40 cm aufweisen und somit eine bergangsform zwischen Moor und Mineralboden bilden.

Abbildung 4: Beispiel der Grundfeuchte-Karte

Basenausstattung

Dieses Thema wird in sechs Klassen je nach Tiefenverlauf der Basensttigung beschrieben und reicht von sehr basenreich bis sehr basenarm (Osenstetter et al. 2013).


Abrufbare Detailinformationen

Die bersichtskarten und ausgewhlte Karten mit jeweils einer bestimmten Information sind insbesondere geeignet, die Bedingungen in der Region oder auch berregional zu veranschaulichen. Sie sind alle bayernweit einheitlich klassifiziert und damit berregional verwendbar. Detailinformationen zu den unterschiedlichen Themen geben einen Einblick in die zugrunde liegenden Daten. Die damit erreichte Transparenz des Standortinformationssystems dient der Nachvollziehbarkeit von Klasseneinteilungen und beantwortet Fragen unter anderem nach der Anzahl der eingehenden Mess- oder Modelldaten und deren Schwankungsbereiche. Es knnen folgende Detailinformationen zum Thema Standort abgerufen werden:

  • Anbaurisiko (Falk et al. 2013)
  • Bodenart: Die Detailinformation zeigt die Krnungsverteilung im Feinboden (Sand, Schluff, Ton) des Substrats, gegebenenfalls auch der Deckschicht. Auerdem liefert die Detailinformation Angaben zur Grobbodenart (Kies, Grus, Gerll, Schutt).
  • Wasserhaushalt: Die Detailinformation stellt die Angaben aus den vier Karten zu terrestrischem Bodenwasser, Lufthaushalt, Grundfeuchte und Mooren noch einmal bersichtlich zusammen und liefert Prozentangaben zu Flchenanteilen, auf denen zum Beispiel Grundfeuchte auftreten kann. Ergnzt werden die Bodendaten mit Klima- und Reliefinformationen fr den ausgewhlten Standort. Beispielsweise wird der Standort im Kontext der aktuellen Klimahlle und einer fr 2100 prognostizierten Klimahlle dargestellt (Abbildung 5).
  • Basenausstattung: Die Detailinformation umfasst neben dem Basenverlaufstyp unter anderem Angaben zur Entkalkungstiefe, zum organischen Kohlenstoffvorrat, zur Basensttigung im Oberboden und zu Nhrstoffvorrten.

Bei allen Bodeninformationen werden bergeordnet die am Standort vorherrschende Bodenklasse und das Substrat mit angegeben.

Abbildung 5: Beispiel einer Detailinformation zum Wasserhaushalt

Anwender werden geschult

Die Daten werden aktuell an den Bayerischen mtern fr Ernhrung, Landwirtschaft und Forsten verteilt und in einem weiteren Schritt auch den Selbsthilfeorganisationen der Waldbesitzer von der Bayerischen Forstverwaltung zur Verfgung gestellt. Gleichzeitig starten die Schulungen an den mtern fr Ernhrung, Landwirtschaft und Forsten mit zwei parallel arbeitenden Teams.

Schritt fr Schritt werden darin die Neuerungen erklrt sowie Mglichkeiten und Grenzen des Systems vermittelt. Bei aller Wissenschaftlichkeit, belastbaren Datenquellen und intensiver Prfung auch durch mehrere Experten der Standortskunde hat die Genauigkeit der Angaben ihre Grenzen und der Umgang mit Unsicherheiten (zum Beispiel bei Klimaprognosen) muss geschult werden.

Ziel ist eine kompetente und auf allen verfgbaren Informationen basierende Beratung hin zu robusten Entscheidungen des Waldbesitzers, die auch dann Bestand haben, wenn sich einige der zugrunde liegenden Annahmen als falsch erweisen sollten. In die ber das laufende Jahr stattfindenden Veranstaltungen flieen die Erfahrungen aus den Waldbautrainings und anderen bisherigen Schulungen an den mtern fr Ernhrung, Landwirtschaft und Forsten ein. Die Schulungen werden an zwei Terminen pro Amtsbereich durchgefhrt.

Der erste Termin umfasst schwerpunktmig die Theorie und den Umgang mit den Daten im Gelndecomputer (Toughbook) und der zweite besonders die Anwendungspraxis vor Ort im Bestand (Abbildung 6). Zustzlich liefern Metadaten, die zu den Themen und Detailinformationen des Standortinformationssystems abrufbar sind, wichtige Hintergrundinformationen zur Anwendung und Interpretation.

Abbildung 6: Gelndetermine sind Teil der Schulungen des
Standortinformationssystems

Literatur

  • Ad-hoc-AG Boden (2005): Bodenkundliche Kartieranleitung. 5. Aufl., Hannover, 438 S.
  • Beck, J.; Dietz, E.; Falk, W. (2012): Digitales Standortinformationssystem fr Bayern. LWF aktuell 87, S. 2023
  • Falk, W.; Mellert, K.; Bachmann-Gigl, U.; Klling, C. (2013): Bume fr die Zukunft: Baumartenwahl auf wissenschaftlicher Grundlage. LWF aktuell 94, in dieser Ausgabe
  • Osenstetter, S.; Falk, W.; Reger, B.; Beck, J. (2013): Wasser, Luft und Nhrstoffe alles, was ein Baum zum Leben braucht. LWF aktuell 94, in dieser Ausgabe
  • Stetter, U. (2010): Bodenschutzkalkung? Fraget die Bume… LWF aktuell 78, S. 2527

Weiterfhrende Links

Autoren

  • Josefine Beck
    Ehemalige Mitarbeiterin in der Abteilung Boden und Klima
  • Dr. Christian Klling
    Leiter der Abteilung Boden und Klima

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