Es ist gar nicht so einfach, einen Startplatz bei einem der europaweit populärsten Nachwuchs-Fußballturniere zu ergattern. Fast schon unterwürfig klingen die vielen “Dankes” oder “Thank you’s” der elfjährigen Fußballer während der Siegerehrung bei der Mini-EM im Rehauer Sportzentrum. Gerald Prell, den Organisator und Gründer der Deutsch-Tschechischen Fußballschule, erfüllt es sichtlich mit Stolz. Die Zuschauerzahlen – fast 2000 kamen am Sonntag – schnellen in die Höhe und das Niveau hat längst auch die Breite erfasst und sich auf einem konstant hohen Level eingependelt. Das wiederum sorgt für Spannung und Nervenkitzel. Wer gesehen hat, wie engagiert und ehrgeizig die Trainer der 18 Teams an der Außenlinie gestikulieren, herumfuchteln und nicht selten bis zu zwei Meter aufs Spielfeld drängen, kann erahnen, wie wichtig ihnen eine gute Platzierung ist. Das Flair, das von diesem Turnier ausgeht, ist ein ganz besonderes, weil es auch Außergewöhnliches bietet: Es wahrt den familiären Charakter, wird aber auch höchsten sportlichen Ansprüchen gerecht.
Als Luca Pinke für den FC Schalke 04 in der 14. von insgesamt 18 Minuten im Finale gegen Sparta Prag in unnachahmlicher Manier das Siegtor markierte, brachen auf dem Feld und beim lautstarken Anhang auf den Rängen alle Dämme. Verdient, ja hochverdient, lösten die Knappen den Vorjahresgewinner Ajax Amsterdam ab, der mit Platz sechs vorlieb nehmen musste. Und der Torschütze antwortet überlegt und ganz professionell: “Unser Wille war größer, und meine Freunde und ich haben genau gewusst, dass wir gewinnen.” Manch ein Bundesliga-Fußballer löst diese Aufgabe vor Sky-Reportern mit deutlich weniger Charme. Luca Pinke strahlte übers ganze Gesicht und reihte sich ein in die hüpfende und tanzende, blau-weiße Spielerschar. Zuvor hatte der so leidenschaftliche Trainer Sam Farokhi seine Jungs richtiggehend heiß gemacht, sie eingeschworen: “Einer für alle, alle für einen, jetzt wollen wir Europameister werden”, hatte er der Truppe mit Inbrunst eingeschärft. Und Sparta-Trainer Petr Macek musste später einräumen: “Wir haben zu kompliziert und ohne Kombinationen gespielt.” Dieses Finale sei “nicht unser Spiel” gewesen, “Schalke war besser”.
Fairness und gegenseitiger Respekt werden vorgelebt, prägen diese Mini-EM. Was gerade die Japaner mit ihrer ganz besonderen Lebenseinstellung zu schätzen wissen. Obwohl Estrellas Fukushima und Funroots Tokio die beiden letzten Plätze belegten, waren ihre Leistungen gar nicht so weit weg von den anderen. Der kleine Tick Schnelligkeit, der eine oder andere Haken zu viel oder der noch fehlende Tick Kaltschnäuzigkeit machten den Unterschied. Dass das Team aus Fukushima bereits zum zweiten Mal die 12 000 Kilometer lange Reise auf sich nahm, um in Rehau dabei zu sein, zeigt den Stellenwert dieses Turniers.
Und die Abordnung hatte ein ganz besonderes Geschenk dabei für den Sieger. Sozusagen der Hauptpreis neben dem Pokal: Ein Gutschein mit Flug, Unterkunft und Turnier-Einladung nach Tokio im nächsten Jahr. Was für ein Präsent, den Delegationsleiter June Hirano den Schalkern überreichte? Gar nicht unzufrieden wirkten auch die Münchner Bayern als Fünfte unter vielen Guten: “Obwohl wir 0:2 verloren haben, haben wir gegen Schalke unser stärkstes Spiel gemacht und waren am ersten Tag das beste Team”, freuten sich David Niedermeier und Önder Nazligül, die Trainer. Und Gerald Prell? Der genoss Lob und Anerkennung. Denn was gibt es Schöneres als zu hören, dass “mein” Turnier “jedes Jahr großen Glanz nach Rehau” transportiert.
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