Die Champions-League-Verlierer aus Schalke fürchten eine weitere Blamage, die Sorgenkinder aus Bremen und Hamburg im 100. Nordderby einen folgenschweren Tiefschlag.
Der Auftritt des Revierclubs beim Branchenprimus FC Bayern und das Duell der beiden vom Abstieg bedrohten Traditionsclubs stehen am 23. Spieltag im Fokus. Nur drei Tage nach der 1:6-Demütigung gegen Real Madrid wird der Auftritt des Tabellenvierten aus Gelsenkirchen in München zum Charaktertest. Schalke-Coach Jens Keller flüchtete sich in Galgenhumor: „Wir haben beim DFB einen Antrag gestellt, ob wir den Mannschaftsbus ins Tor stellen können.”
Auch Sportvorstand Horst Heldt schwant wenig Gutes. Laut seiner Einschätzung müssen sich die Königsblauen nach der demoralisierenden Pleite gegen das zweitbeste Team der Welt nun mit der weltbesten Mannschaft messen. Personelle Probleme erschweren die ohnehin knifflige Aufgabe. Verteidiger Felipe Santana fehlt verletzt, Sead Kolasinac, Kevin-Prince Boateng und Roman Neustädter sind angeschlagen. Es hat wohl mehr mit der Verbundenheit zu seinem einstigen Club als mit wirklicher Überzeugung zu tun, dass Bayern-Torhüter Manuel Neuer von einer schweren Aufgabe sprach: „Gerade nach so einer Pleite wollen sie ihr wahres Gesicht zeigen.”
Die Zeiten, in denen das Kräftemessen zwischen Bremen und Hamburg zu den Bundesliga-Topspielen gehörte, sind vorerst vorbei. Die Partie – noch vor fünf Jahren das UEFA-Pokal-Halbfinale – ist das Duell des 14. mit dem Drittletzten. Ein aus tabellarischer Sicht schlechteres Derby gab es seit 41 Jahren nicht. „Es geht um unglaublich wichtige drei Punkte”, sagte Werder-Geschäftsführer Sport Thomas Eichin. Schließlich könnten die Bremer den HSV mit einem Sieg auf sechs Zähler distanzieren.
Doch der Gegner scheint nach dem Trainerwechsel im Aufwind. Im ersten Spiel unter der Regie von Mirko Slomka gelang ein überraschend deutliches 3:0 über Dortmund. Mit einer ähnlich disziplinierten Vorstellung will Hamburg in Bremen einen weiteren Schritt aus der Gefahrenzone tun. „Die Brisanz hat diesmal weniger mit der Derby- als mit der Tabellensituation zu tun. Der 16. spielt beim 14., das ist brisant genug”, kommentierte Slomka. Der Coach hofft auf eine rechtzeitige Genesung seines besten Torjägers Pierre-Michel Lasogga, den zuletzt Rückenbeschwerden plagten.
Ein weiteres heikles Abstiegsduell steigt am Sonntag in Frankfurt. Nach zuletzt sieben Niederlagen in Serie stellte der VfB Stuttgart am vorigen Spieltag den Vereins-Negativrekord aus der Saison 86/87 ein. Geht auch die achte Partie verloren, dürfte die Kritik an Trainer Thomas Schneider noch lauter werden.
Von einem Schicksalsspiel für den Coach wollte Fredi Bobic jedoch nicht sprechen. „Im Moment sehe ich einen Trainerstab, in dem keiner hadert oder zaudert, und ich sehe eine Elf, die sich reinhaut”, sagte der VfB-Sportvorstand der „Süddeutschen Zeitung”. Eine Jobgarantie wollte Bobic dem Fußball-Lehrer allerdings nicht geben: „Wir denken von Spiel zu Spiel, müssen die Lage immer neu bewerten.” Beim Gegner aus Frankfurt wird viel davon abhängen, wie er das bittere Aus in der Europa League am Donnerstag gegen den FC Porto verarbeitet.
Nicht ganz so dramatisch wie beim VfB aber ebenfalls bedenklich ist die Talfahrt in Leverkusen und Mönchengladbach. Vier Pflichtspiel-Niederlagen nacheinander sorgen beim Tabellenzweiten Bayer für Kopfzerbrechen. Gelingt auch im Heimspiel gegen Mainz kein Sieg, droht der Verlust des am 13. Spieltag eroberten zweiten Tabellenrangs. Schließlich liegt Verfolger Borussia Dortmund, der es mit dem aufstrebenden 1. FC Nürnberg zu tun bekommt, nur noch einen Zähler entfernt.
Noch schlechter als für Bayer lief es zuletzt für den Hinrunden-Vierten Mönchengladbach. Nach sieben Spielen ohne „Dreier” sehnt Trainer Lucien Favre vor dem Spiel bei Schlusslicht Braunschweig eine Trendwende herbei: „Ein Sieg ist endlich fällig.”