Aus München berichtet Mark Weidenfeller
Es war schon fast Mitternacht, als Thomas Müller die Dopingprobe endlich hinter sich gebracht hatte. Während seine Teamkollegen vom FC Bayern schon lange auf der heimischen Couch lungerten und den 5:1 (3:0)-Kantersieg gegen den FC Arsenal genossen, schlich der Doppeltorschütze sichtlich erleichtert aus der Allianz-Arena.
Verantwortlich für Müllers Erleichterung war dabei neben der erfolgreich abgeschlossenen Dopingkontrolle vor allem die Leistung des Rekordmeisters und damit die Antwort auf die aufkeimende, leise Kritik der vergangenen Tage. “Die Situation vor dem Spiel war schon heißer als sonst”, sagte Müller. “Aber wir wussten, um was es geht und haben einen wichtigen Schritt gemacht.”
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Nachdem die Bayern beim 0:2 im Hinspiel in London die erste Saisonniederlage eingesteckt und beim torlosen Remis gegen Eintracht Frankfurt erstmals Punkte in der Bundesliga liegen gelassen hatten, war vor der Partie gegen die Gunners tatsächlich so etwas wie Anspannung zu spüren gewesen in München. Eine erneute Niederlage hätte die Mission Titelgewinn in der Königsklasse frühzeitig gefährdet, die bis dato nahezu perfekte Saison hätte plötzlich komplett auf der Kippe gestanden.
Selbst Sammer ist zufrieden
Von derlei Sorgen sprach nach dem beeindruckenden Auftritt vor 70.000 begeisterten Zuschauern allerdings niemand mehr. Nicht einmal Sportvorstand und Dauer-Warner Matthias Sammer hatte etwas zu mäkeln. “Wir standen schon unter Druck”, gab er zu. “Aber wir haben eine gute Reaktion und eine sehr gute Leistung gezeigt – wohlgemerkt gegen einen Gegner, der in Top-Verfassung ist.”
Mertesacker: “Da können wir nicht mithalten”
Die Gäste aus London – immerhin aktueller Zweitplatzierter in der englischen Premier League – gestanden nach Schlusspfiff sogar einen Klassenunterschied ein. “So wie die Bayern heute aufgetreten sind, konnten wir nicht mithalten”, sagte Kapitän Per Mertesacker stellvertretend für sein Team. “Wenn gegen die nur ein bisschen was nicht stimmt, hast du einfach keine Chance.”
Und so durften sich die Bayern an diesem Abend nicht nur über den dritten Sieg im vierten Gruppenspiel und den beinahe sicheren Einzug ins Champions-League-Achtelfinale freuen, sondern schickten gleichzeitig noch einen deutlichen Gruß an die Konkurrenz. Denn der Rekordmeister, bei dem im Vergleich zur Partie in Frankfurt Müller, David Alaba und Thiago für Arjen Robben, Arturo Vidal und Rafinha in die Startelf gerückt waren, ließ dem FC Arsenal von Beginn an nicht den Hauch einer Chance und untermauerte eindrucksvoll die diesjährigen Titelambitionen.
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Thiago gibt den Regisseur
Angeführt von Thiago, der mit 145 Ballkontakten, fünf Torschuss-Beteiligungen und 13 Ballgewinnen sinnbildlich für das Spiel der Bayern stand und im Mittelfeld perfekt Regie führte, fanden die Hausherren dieses Mal die optimale Balance zwischen Defensive und Offensive.
Die noch im Hinspiel so gefährlichen Londoner Konter wurden durch gezieltes Gegenpressing im Keim erstickt, gleichzeitig stellten das hohe Tempo und die Flexibilität der Münchner im Angriff die Arsenal-Abwehr immer wieder vor unlösbare Probleme. 65 Prozent Ballbesitz, 21:7 Torschüsse und eine Passquote von 91 Prozent verdeutlichten die Dominanz der Bayern.
Bayern immer wieder über die Flügel gefährlich
Vor allem die Flügelflitzer Kingsley Coman und Müller, die stets von den Außenverteidigern Philipp Lahm oder Alaba unterstützt wurden, hebelten die Defensive der Engländer ein ums andere Mal aus und sorgten mit Pässen in die Mitte immer wieder für Gefahr. Alleine in den ersten 45 Minuten erspielten sich die Bayern dank dieser Spielweise 15 Torchancen (fünf mehr als im kompletten Hinspiel), drei der fünf Treffer fielen nach Hereingaben von außen.
Nummer eins erzielte Lewandowski nach Flanke von Thiago (10. Minute), Nummer zwei dann Müller (29.) nach Flanke von Lahm, Nummer drei erzielte Robben nur 37 Sekunden nach seiner Einwechslung nach einer Hereingabe von Alaba (55.). “Wir haben heute mehr geflankt”, bestätigte Lahm. “Das war schon ein Rezept, das wir häufiger machen wollten.”
“Standardergebnis” für den FCB
Da sich zudem Alaba mit einem Distanzschuss (44.), Müller nach einem Konter (89.) und Olivier Giroud dank seines Ehrentreffer für die Gäste (69.) in die Torschützenliste eintragen durften, endete das Spitzenspiel genauso, wie bislang alle Spitzenspiele der Bayern in dieser Saison endeten: mit 5:1.
Mit exakt diesem Ergebnis hatte der Rekordmeister zuvor bereits nämlich Vizemeister VfL Wolfsburg und Dauer-Rivale Borussia Dortmund nach Hause geschickt. Ein Indiz dafür, dass der FC Bayern da ist, wenn es drauf ankommt.
Müller: “Es kann sehr weit gehen”
Richtig drauf ankommen wird es spätestens in der Rückrunde, wenn die K.o.-Partien in der Champions League anstehen. Dementsprechend selbstbewusst blickte Müller, der mit seinen Europacup-Treffern 31 und 32 in der ewigen Bestenliste an Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge vorbeizog, auf die bevorstehenden Aufgaben. “Es kann weit gehen in dieser Saison, sehr weit”, sagte er kurz bevor er sich endgültig aus dem Stadion verabschiedete: “Jetzt geh ich aber erst einmal nach Hause.”