© Wonge Bergmann
Belebendes Element: Ausreißer wie Eintracht Frankfurt müssen möglich bleiben in der Bundesliga.
Die 50. Bundesligasaison ist vorbei, aber die Krönung für das Lieblingskind des deutschen Sportfreunds folgt noch: Das Champions-League-Finale zwischen Bayern München und Borussia Dortmund am kommenden Samstag ist das schönste Geschenk, das sich die Vermarkter der Liga wünschen konnten. Das Finale „away“ bietet die Gelegenheit, möglichst mit einem mitreißenden Spiel in aller Weltöffentlichkeit die Spitzenqualität des deutschen Vereinsfußballs zu demonstrieren.
Das Duell zwischen den Erzrivalen, das auf dem Weg zu einem Clasico deutscher Prägung ist, bietet eine einzigartige Möglichkeit, Werbung für kommende Verträge in der Auslandsvermarktung zu betreiben, wo die Bundesliga trotz großer Fortschritte noch weit hinter beispielsweise der Premier League hinterher hinkt. Weniger wirtschaftlich gedacht ist das Endspiel natürlich auch eine Möglichkeit, die Fußballfreunde in aller Welt noch mehr für den deutschen Fußball zu begeistern, nachdem die Nationalmannschaft bei den jüngsten Turnieren schon das Image bestens gepflegt hatte.
Für die Wirtschaftskraft der Bundesliga ist das Spiel, das auch noch an fußballhistorischer Stätte stattfindet, ein Segen. Die Liga muss nun allerdings auch die Weichen dafür stellen, was mit den neuen Möglichkeiten geschieht. Die Spitzenklubs werden vermutlich in der nahen Zukunft immer bessere Möglichkeiten haben, Talente aus aller Welt nach Deutschland zu locken. Neben den wirtschaftlichen und sportlichen Rahmenbedingungen lassen sich die Spieler auch von der Infrastruktur überzeugen: Die Stadien zählen seit der WM 2006 fast allerorten zu den besten Spielstätten der Welt und genießen unter Spielern einen guten Ruf auch wegen der guten Atmosphäre.
Kampf um Chancengleichheit
Allerdings ist eine große Besonderheit der Liga in Gefahr: Immer wieder wird gerne das Hohelied auf die Ausgeglichenheit gesungen. In der Vergangenheit wurde die These gerne mit zwei Argumenten belegt: Nur in der deutschen Erstklassigkeit könne der Letzte auch den Ersten schlagen. Zum anderen bringe keine andere Liga so viele verschiedene Meister hervor wie die deutsche.
Zwar ist Bayern München mit seinen nun 24 Meistertiteln seit jeher der unumstrittene Liga-Hegemon. Aber in der Vergangenheit durften immer wieder andere Klubs wie Bremen, Stuttgart oder gar Kaiserslautern in Schwächephasen der Münchner auch einmal Meisterehren einheimsen. In der nahen Zukunft dürfte der DFB-Graveur die richtige Schreibweise dieser Orte nicht mehr nachschauen müssen, weil vermutlich Borussia Dortmund der stete Lückenfüller sein dürfte.
So sehr die immer brisantere Rivalität der beiden Top-Klubs der Liga nützt, umso mehr birgt sie Gefahren. Unterhalb von Rang vier beginnt eine große Masse an Mittelmaß, das in der einst reizvollen Qualifikation für die Europa League keinen wirklichen Anreiz mehr findet. Von einem Sieg gegen Bayern München sind die Teams im Mittelfeld so weit entfernt wie noch nie in 50 Jahren Bundesliga.
Wembley ist auch eine Verpflichtung
Sicherlich bietet die Liga wie am letzten Spieltag auch so noch immer faszinierende Geschichten wie beispielsweise mit der märchenhaften Wiederauferstehung der TSG Hoffenheim oder das spannungsgeladene Endspiel um Rang vier zwischen Freiburg und Schalke. Zudem hat gerade Eintracht Frankfurt, dessen Vorstandschef Heribert Bruchhagen schon lange die aufgrund der unterschiedlichen Finanzkraft vermeintlich zementierten Verhältnisse in der Bundesliga kritisiert, mit der Europa-League-Qualifikation als Aufsteiger für eine belebende Überraschung im Jubiläumsjahr gesorgt. Aber grundsätzlich stimmt die Prognose Bruchhagens und sie muss bedenklich stimmen.
Das gestiegene Ansehen, dass sich die Bundesliga durch das deutsche Finale in Wembley erworben hat, ist auch eine Verpflichtung an die Liga, dass Mindestmaß an Chancengleichheit aufrechterhalten bleiben muss.
Quelle: FAZ.NET
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Bundesliga-Kommentar: Jubiläumsgeschenk als Verpflichtung
Bundesliga-Kommentar
Jubiläumsgeschenk als Verpflichtung
Von Daniel Meuren
Die Jubiläums-Saison ist vorbei. Das große Geschenk für 50 Jahre Bundesliga gibt es aber erst kommenden Samstag in Wembley. Die Liga muss ihr gewachsenes Ansehen nutzen, um auf die Chancengleichheit zu achten.
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