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Die Entscheidung in München: Arjen Robben verwandelt den Elfmeter zum 2.1 für die Bayern gegen Dortmund
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Die Entscheidung in München: Arjen Robben verwandelt den Elfmeter zum 2.1 für die Bayern gegen Dortmund
Sie sind die großen Massenphänomene, die die Unterhaltungsindustrie des 20. Jahrhunderts hervorbrachte: bewegte Bilder und bewegte Beine, der Film und der Fußball. Sie unterscheiden sich in einem entscheidenden Punkt, in der Vorhersehbarkeit ihres Ausgangs.
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Autor: Christian Eichler, Jahrgang 1959, Sportkorrespondent in München.
Ansonsten haben sie viel gemeinsam, und nicht zuletzt der FC Bayern wurde ja auch einmal „FC Hollywood“ getauft. Die wichtigste Gemeinsamkeit aber betrifft nicht den Glanz und Glamour der Personen, sondern die Kraft der Geschichten, die sie erzählen. Wie in jedem packenden Film braucht auch im Fußball jeder strahlende Held einen gefährlichen Gegenspieler. Dortmund ist das den Bayern. Der einzige Gegner, der es immer ist, in jedem Spiel. Tendenz abnehmend, aber immer noch wirksam.
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So wurde es endlich wieder ein Spiel mit einer Dramaturgie, mit einem Spannungsbogen, der mehr war als nur das übliche Drehbuch ihrer Siege – die meist eine Art blutdrucksenkendes Ballett am Ball sind. Deren einzige offene Frage lautet, wann das erste, zweite und dritte Bayern-Tor fällt,und ob es damit erledigt ist oder nicht.
Da wird man dankbar für solch ein Spiel, ein Spitzenspiel wie lange nicht in der Bundesliga. Eine offene, temporeiche erste Halbzeit. Ein Rückstand. Ein Gegner, der taktische Probleme stellt, mutig ist, die Lebensgeister weckt. Ein Rivale, an dem selbst die Münchner wachsen können.
Die Bayern brauchen Dortmund. Dieser Gegner gibt ihnen das Gefühl, das der stinknormale Routine-Sieg ihnen längst nicht mehr gibt – nämlich etwas Besonderes geleistet zu haben. Etwas erbeutet zu haben. Und nicht nur ein überlegenes Potential „abzurufen“ wie einen, ebenso überlegenen, Kontostand.
Die Borussen taugen immer noch als Maßstab dessen, woran die Bayern in den letzten fünf Jahren gewachsen, wie sie sich aufgeschwungen haben zum heutigen Potential. Die frühen fünf Niederlagen gegen Dortmund. Die ersten Siege unter Heynckes.
Das dramatische Champions-League-Finale 2013, das den Bayern erstmals das Gefühl gab, ein Spiel gegen dieses Starkstrom-Team mit einer Energieleistung zu gewinnen. Und das Pokalfinale 2014, in dem sie, mit Guardiolas Dreier-Kette, zum ersten Mal das Gefühl bekamen, den Klopp-Kickern auch taktisch einen Schritt voraus gewesen zu sein.
Am Samstag nun haben sie beides gebraucht, um die Wende zu schaffen, taktische Finesse und aggressive Energie. Es war ein Sieg, bei dem Guardiolas Elf taktisch dem Gegner erst hinterher hechelte und von der Einstellung, der Aggressivität her auch – ehe es das in der zweiten Hälfte umdrehte. Ein Spiel wie ein Spiegel der letzten fünf Jahre.
Selten hat es dabei ein Team in der Bundesliga gegeben, dessen spielerisches Können so sehr im Gegensatz zur tabellarischen Ausbeute stand, wie derzeit der BVB. Gefühlt sind sie immer noch die Zweitbesten, gezählt die Zweitschlechtesten. Doch wer für diese Momentaufnahme nun das Wort „Krise“ findet, sollte zehn Jahre zurückblicken, um die wirkliche Dortmunder Krise zu finden, jenen tiefsten Abgrund, in den je ein Bundesliga-Klub schaute.
Es ist nahezu ein Wunder, wie dieser Traditionsklub, einen Millimeter vom Abgrund der Insolvenz und dem Verschwinden aus dem Profifußball stehend, finanziell überlebt hat und sportlich eine bewunderte Größe des europäischen Fußballs geworden ist. Sie wurden der große Gegenspieler des FC Bayern in einer Rivalität, die den deutschen Fußball zum besten der Welt gemacht hat. Am Samstag durfte man sich von dieser filmreifen Rivalität wieder hinreißend unterhalten lassen – und auf die Fortsetzung hoffen.
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