“Wir haben heute nicht brillant gespielt und knapp verloren. Das kommt im Leben vor – tut nur besonders weh, weil es gegen diesen Gegner ist”, sagte Klopp, gab dann aber auch zu: “Vorgabe und Umsetzung – das hat schon mal besser funktioniert.”
Sportdirektor Michael Zorc bilanzierte noch eindeutiger: “Das war heute eigentlich fast unsere schwächste Saisonleistung.” Dass das mit Klopps taktischen Umstellungen der Defensive zu tun gehabt haben könnte, schloss auch der Trainer selbst nicht aus: “Die Niederlage geht auf meine Kappe. Ich wollte mit der Systemumstellung der Mannschaft nur helfen.”
Schalke-Coach Huub Stevens bestätigte, dass Klopps Idee vom 3-2-3-2 gefährlich war. “Wenn man hinten mit drei Leuten spielt, dann geht man ein großes Risiko”, so der Niederländer, dessen Team die richtigen Antworten auf Dortmunds Taktik wusste.
Von den Bayern verabschiedet
So richtig zu stören scheint die Dortmunder die vermeintlich verpasste Abfahrt des Zugs in Richtung Meisterschaft weniger als der Vergleich mit Schalke. Jürgen Klopp und Co. fühlen sich eher in ihrer seit Wochen vorgebeteten Meinung bestätigt, der FC Bayern sei ohnehin der große Top-Favorit.
“Wir dürfen nicht das Gefühl haben, dass wir eine fantastische Mannschaft wie Bayern München im Wochen-Rhythmus hinter uns lassen müssen”, schlug Klopp auch nach der Derby-Niederlage gewohnte Töne an.
Auch die Hoffnungen von Reinhard Rauball klingen eher nach Durchhalteparolen. “Dass jetzt alles abgeschenkt ist und Langeweile aufkommt, schließe ich aus”, sagte der BVB-Präsident. “Im letzten Jahr lagen die Bayern ähnlich weit vorn, dann haben wir Punkte geholt wie keine Mannschaft vorher.” De facto hatten die Münchener damals nach acht Spielen sechs Punkte Vorsprung, nicht zwölf.

Viel schmerzhafter als die Tatsache, dass der Kontakt nach München endgültig abgerissen ist, war für die Borussen im Signal Iduna Park, dass sie selbst im Umkreis von 50 Kilometern nicht mehr die Nummer eins sind. Dieser Schock saß tief und sorgte für eine neue Zielsetzung: Hauptsache vor Schalke sein. “Nach der Zeitschinderei der Schalker werden wir bis zum Schluss der Saison alles geben, um noch an ihnen vorbeizuziehen”, kündigte Mats Hummels trotzig an.
Schalke zeigt wie es geht
Das dürfte angesichts der aktuellen Personalprobleme schwer genug werden. Denn Schalke war im Derby die bessere Mannschaft und demonstrierte rund um die Tore von Ibrahim Afellay (14. Minute) und Marco Höger (48.) eindrucksvoll, wie man den Borussen auch im eigenen Stadion den Zahn zieht: Die “Knappen” schalteten die Kreative der Dortmunder durch starkes Pressing von Beginn an aus, machten die Zentrale dicht und spielten schnell über die Flügel – bezeichnend, dass der einzige Treffer der Schwarz-Gelben (Robert Lewandowski, 55.) in ungewohnter Manier nach einem Freistoß fiel und nicht herausgespielt wurde.
“Es war über 90 Minuten eine kämpferisch, läuferisch und fußballerisch engagierte Leistung der ganzen Mannschaft. Wie wir hier aufgetreten sind vor 80.000 – das war einfach stark”, beschrieb Mittelfeld-Regisseur und U21-Nationalspieler Lewis Holtby.
Rückenwind und Gegenwind
Mit dem Rückenwind eines “schönen Wochenendes”, wie Holtby es nannte, reist Schalke nun zum dritten Champions-League-Spiel nach London. Dort soll gegen Lukas Podolski, Per Mertesacker und den FC Arsenal (Mittwoch, ab 20:45 Uhr im Liveticker) die Führung in der Gruppe B errungen werden. Die Vorzeichen stehen gut, denn drei Stunden nach dem überzeugenden Schalker Sieg in Dortmund mussten die “Gunners” in der Premier League einen herben Tiefschlag hinnehmen: Sie verloren 0:1 bei Kellerkind Norwich City.
Dortmund hingegen bleibt in der Heimat und gleichzeitig bei seinen Problemen: Dass die Verletzungen von Marcel Schmelzer, Jakub Blaszczykowski und Mario Götze schwerer wiegen als man es glauben machen wollte, das war gegen Schalke zu sehen. “Am Mittwoch gegen Real werden wir ein ganz anderes Gesicht zeigen”, ist sich Hummels dennoch sicher. “Dann ist auch der ein oder andere heute verletzte Spieler wieder dabei.”
Ob mit oder ohne die Verletzten, Klopp wird eine bessere taktische Lösung finden müssen, wenn am Mittwoch Real Madrid in den Signal Iduna Park kommt (ab 20:45 Uhr im Liveticker). Denn die Räume, die Afellay nutzte, die dürfte auch Cristiano Ronaldo dankend annehmen.
TV-Tipp:
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