Aus Doha berichtet Daniel Rathjen (Twitter: @DanielRathjen)
Am Donnerstagabend war es einmal mehr soweit. Laut klatschte Trainer Pep Guardiola an der Seitenlinie beim Testspiel gegen den Sudanesischen Meister Al Merrikh (2:0) in die Hände und rief: “Bravo, Pierre!”
Im Al-Sadd-Stadion hatte Pierre-Emile Höjbjerg, in der zweiten Hälfte überraschend als spielgestaltender Innenverteidiger aufgeboten, gerade einen akkuraten Diagonalpass auf Thomas Müller zur plötzlichen Spielverlagerung geschlagen. Ganz so, wie es Guardiola sehen wollte.
Es ist längst kein Geheimnis mehr: Der Spanier mag den Typ Höjbjerg, diesen sympathischen, ehrlichen, 18-jährigen Nachwuchsakteur des FC Bayern.
Schon im Sommer-Trainingslager im Trentino hatte der Spanier hinter vorgehaltener Hand von Höjbjerg geschwärmt. Sein robuster Körper, sein Verständnis für Situationen und seine saubere Technik prädestinieren ihn geradezu für den zukünftigen Strategen auf der “Sechser”-Position im Mittelfeld.
Angriff auf die große Konkurrenz
Allerdings warf ihn eine Außenbandverletzung danach wieder zurück. Und die Profis gewannen auch ohne ihn in Serie.
Im Trainingslager in Doha greift Höjbjerg, der sich jede Position im Mittelfeld vorstellen kann, jetzt jedoch wieder an und wirkt im Gespräch mit eurosport.yahoo.de sehr zuversichtlich.
“Ich fühle mich sehr fit und wohl. Die letzten Monate habe ich voll mitgemacht. Natürlich habe ich ein bisschen Zeit gebraucht, bis die spielerischen Fähigkeiten zurückkamen. Aber ich denke, ich bin auf einem guten Weg”, sagt er und fügt an: “In der Mannschaft bin ich akzeptiert.”
Auch seinen Kollegen ist die beeindruckende Abgeklärtheit des Youngsters nicht entgangen. Sie haben Vertrauen zu ihm, wenn er beim Trainingskick mit ihnen zusammenspielt und zieren sich nicht – im Gegensatz zu den anderen Jungstars Julian Green, Mitchell Weiser, Alessandro Schöpf oder Illy Sallahi – ihm den Ball oft zu geben.
Gleichwohl ist die Lage für den Nachwuchs beim FC Bayern so schwierig wie nie. Der Kern der Mannschaft ist im besten Fußballalter und wird dies auch noch in den nächsten Jahren sei. Parallel kamen unter anderem mit Mario Götze und Thiago hochkarätige Stars von außen dazu. Dort eine Lücke zu finden, ist eine riesige Herausforderung.
“Ich habe mir viel vorgenommen”
Höjbjerg wittert dennoch seine Chance, das geht aus seinem Blick deutlich hervor, wenn er über seine Vorsätze für 2014 spricht. “Ich habe mir viel vorgenommen, aber das ist in erster Linie privat und ich möchte das für mich behalten. Nur so viel: Ich weiß, was ich will und gehe direkt auf mein Ziel!”
Wie er die Perspektive auf mehr Einsätze bei den Profis einstuft? “Ich erwarte nichts. Ich arbeite nur jeden Tag und versuche, mein Bestes zu geben”, stellt er authentisch klar.
Gelingt ihm in diesem Jahr aufgrund der zu starken Konkurrenz noch nicht der Durchbruch, scheint wohl auch ein Ausleihgeschäft nicht undenkbar. Bei Toni Kroos (zu Bayer Leverkusen) und David Alaba (zu 1899 Hoffenheim) hat der FC Bayern in den vergangenen Jahren bereits sehr gute Erfahrungen gemacht.
In der Zukunft, so scheint es momentan, kann Höjbjerg in München in jedem Fall zu einem festen Bestandteil werden.