Braunau ködert mit neuer Turbo-HTL junge Bayern
BRAUNAU. Für Realschulabsolventen wird die Ausbildungszeit von fünf auf vier Jahre verkürzt.

Eines der vielen erfolgreichen Projektteams der HTL Braunau
Die HTL Braunau ist mit einem einzigartigen Angebot ins neue Schuljahr gestartet: Der amtsführende Präsident des Landesschulrates Oberösterreich, Fritz Enzenhofer, hat sich erfolgreich im Ministerium für einen Schulversuch eingesetzt, der es der HTL Braunau ermöglicht, ihre Türen vermehrt für Jugendliche aus Bayern zu öffnen. Als Zuckerl gibt es für die Deutschen eine verkürzte Ausbildungszeit – allerdings profitieren auch Umsteiger, die nach der 6. Klasse AHS in die HTL Braunau wollen.
Den Köder hat die Schule aus guten Gründen ausgeworfen. Nicht nur in Oberösterreich sind HTL-Absolventen sehr begehrt, auch bayerische Betriebe werben intensiv um die angehenden Ingenieure aus Oberösterreich, da es diesen Schultyp in Bayern nicht gibt. Dazu kommt noch die demographische Entwicklung. Um auch künftig eine ausreichende Anzahl dieser Fachkräfte zur Verfügung zu haben, wurde der Schulversuch gestartet.
Aus zwei Jahren wird eines
Da bayerische Jugendliche mit mittlerer Reife bereits zehn Schuljahre absolviert haben, während in Österreich bereits nach acht Jahren bei entsprechender Eignung in eine HTL gewechselt werden kann, wird der Ausbildungsweg für unsere Lieblingsnachbarn eigens angepasst.
Um dem Mehr an bayerischer Ausbildung Rechnung zu tragen, werden für diese jungen Menschen die Inhalte der ersten beiden HTL-Jahrgänge in einem Schuljahr zusammengefasst. Anschließend steigen sie in den dritten Jahrgang ein und können die HTL somit in vier Jahren bewältigen.
Diese Regelung gilt auch für österreichische Schüler, die nach der sechsten Klasse einer AHS in die HTL Braunau umsteigen wollen. Auf diese Art versucht die Innviertler Talenteschmiede ihre Absolventenzahlen trotz des Geburtenrückgangs konstant zu halten.
Verantwortlich für den Schulversuch in der HTL Braunau ist Abteilungsvorstand Josef Wagner. “Wir haben einen Lehrplan und eine Stundentafel erstellt, die auf die Vorbildung der Bayern Rücksicht nehmen. Die deutschen Realschulabsolventen haben ja zwei Jahre mehr Unterricht im Bereich der Allgemeinbildung. Andererseits fehlen ihnen die Fachtheorie und die Fachpraxis. Im ,Turbo-Jahr‘ wird es daher einen deutlich höheren Technik-Anteil, kombiniert mit einem gestrafften allgemeinbildenden Unterricht, geben.”
Nach dem ersten Jahr können die bayerischen Schüler in den dritten Jahrgang der Abteilung Elektronik/Technische Informatik einsteigen. Laut Wagner biete die HTL Braunau seit Jahren ein allgemeines Abitur mit Studienberechtigung gleichzeitig mit einer vollwertigen Technikerausbildung an. Diese ideale Kombination werde immer öfter auch von Realschulabsolventen aus den bayerischen Nachbarbezirken nachgefragt. (ho)

Direktor Hans Blocher
„Griss um unsere Absolventen ist riesengroß!“
Der gestern in Braunau gestartete Turbo-HTL-Schulversuch ist vom engagierten Lehrerteam der Denkerschmiede selbst entworfen und eingereicht worden, wie Direktor Hans Blocher auf OÖN-Anfrage bestätigt. In der speziell für Jugendliche aus Bayern geschaffenen Klasse sitzen 20 Schüler, die im Einstiegsjahr den technischen Lehrstoff von zwei Jahren büffeln müssen (siehe Bericht nebenan).
“Das Griss um HTL-Ingenieure ist sowohl bei uns als auch in Bayern riesengroß. Alleine das Elektronikunternehmen Bernecker Rainer in Eggelsberg hätte einen Bedarf von 80 Ingenieuren. Derzeit ist aber der Markt völlig trocken”, so Blocher, der hofft, mit der Turbo-HTL den “Lieferengpass” wieder beheben zu können.
Auch Mädchen fühlen sich vom Schultyp angezogen. In keiner anderen in der Republik gibt es mehr junge Damen als in der HTL Braunau. Ihr Anteil ist auf inzwischen mehr als 30 Prozent angewachsen.