Angeschaut
Nach teils heftiger Kritik an der BR-Sendereihe „Schöne Oberpfalz“ macht sich Ulrich Wilhelm selbst ein Bild von der Region.
Windischeschenbach.Den Marsch habe er dem Intendanten nicht geblasen, sagt Norbert Neugirg von der Altneihauser Feierwehrkapelln. Aber „ein paar Spitzen“ habe er gesetzt. Neugirg führte am Montag den Intendanten des Bayerischen Rundfunks, Ulrich Wilhelm, durch die wegen des Zoigl-Biers weithin bekannte Ortschaft Neuhaus bei Windischeschenbach im Oberpfälzer Wald. Wilhelm sollte sich mit eigenen Augen davon überzeugen, dass es hier alles andere als hinterwäldlerisch zugeht. In einem Film für die vierteilige Reihe des BR über die „Schöne Oberpfalz“ im Januar hatte Zuschauer diesen Eindruck gewonnen – und waren empört. Nach der Ausstrahlung hatte es einen Proteststurm gegeben. Ihre Heimat sei trist und einfältig dargestellt worden, beschwerten sie sich. „Dieser Film hat uns weh getan“, fasste der Weidener Oberbürgermeister Kurt Seggewiß bei dem gestrigen Termin die Betroffenheit noch einmal in Worte. Die Botschaft sei beim BR angekommen, versicherte Wilhelm. „Wir nehmen die Kritik sehr ernst. Diese Sendung hat uns auch im Rundfunkrat beschäftigt.“
Von Zaz zum Zoigl
Der Intendant war auf Einladung des Oberpfälzer Regierungspräsidenten Axel Bartelt angereist. Die beiden kennen sich bereits aus gemeinsamen Zeiten im Innenministerium. Am Sonntag besuchte Wilhelm den Auftritt von Zaz bei den Regensburger Schlossfestspielen, am Montag ging es dann in den nördlichen Teil des Regierungsbezirkes, wo Wilhelm zwei Unternehmen besichtigte und sich zu einem Gespräch mit den Landräten und Bürgermeistern traf.
Dabei ging es noch einmal um jene Bilder und Formulierungen, die der Kulturautor Michael Zehetmair in seinem Fernsehbeitrag über die nördliche Oberpfalz gewählt hatte. Ein Kriegerdenkmal oder ein Marktplatz wurden gezeigt – aber eben nicht die Sehenswürdigkeiten, die diese Region einzigartig machen, kritisierten die Politiker. „Die Klosterbibliothek in Waldsassen, das Kloster Speinshart oder den Monte Kaolino – diese Alleinstellungsmerkmale müssen wir hervorheben und den Zuschauern zeigen“, zählte Seggewiß auf. Der fernseherfahrene Kabarettist Neugirg sieht dabei aber nicht nur das Bayerische Fernsehen in der Pflicht, sondern auch die Verantwortlichen in der Region, die dafür sorgen müssten, dass die Medien auf diese Themen aufmerksam werden. „Wer ins Fernsehen will, muss wie ein Fernsehmacher denken.“ Intendant Wilhelm machte aber auch die Grenzen der Berichterstattung deutlich. „Bei aller Kritik über den Serienteil aus der nördlichen Oberpfalz gilt es auch festzuhalten, dass es nicht Auftrag eines Journalisten ist, Werbefilme für die Tourismusbranche zu machen.“
BR sucht mehr Nähe
Die Themen und Geschichten aus den ländlichen Regionen, die interessant für alle Zuschauer des Bayerischen Fernsehens sind, die will man aber in Zukunft noch mehr umsetzen, versprach der Intendant. Er stimmte seinen Gesprächspartnern zu, dass es hier noch einigen Nachholbedarf im Vergleich zur Berichterstattung aus den Metropolen München und Nürnberg gebe. „Deshalb wollen wir im Bayerischen Fernsehen die Berichterstattung aus Bayern verstärken und in Zukunft noch mehr Berichte aus allen Teilen des Freistaats bringen. Der Ausbau unseres Korrespondentennetzes soll ermöglichen, mehr exklusive Themen und vertiefte Informationen für unsere Programme zu generieren und nach dem Motto ‚aus den Regionen für ganz Bayern‘ auch im Fernsehen für noch mehr Nähe sorgen.“ Unter anderem, so kündigte Wilhelm an, solle im Rahmen einer neuen Programmstrategie das Nachrichtenformat „Rundschau“ von 15 auf 30 Minuten verlängert werden.
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Kommentar
Heimatstolz
Schönheit liegt im Auge des Betrachters, heißt es. Für einen Oberpfälzer ist die Oberpfalz ohne Frage der schönste Fleck auf Erden. Sein Blick auf Landschaft…
Ein Thema, das es verdient hätte, noch weiter bekannt gemacht zu werden, sei das Zoiglbier, waren sich die Teilnehmer bei dem Rundgang durch Neuhaus einig. Sie statteten der Kommunbrauerei einen Besuch ab, wo gerade ein frischer Sud angesetzt wurde. In der Zoigl-Wirtschaft Schafferhof genoss die Gruppe die Oberpfälzer Gastfreundschaft. Wilhelm bestätigte den Journalisten, dass er viel Neues über diese Nordoberpfälzer Tradition erfahren habe, vieles, was sich auch für einen Fernsehbeitrag eigne, sagte er schmunzelnd.
Mit vielfältigen Eindrücken aus einer aufstrebenden Region, die vom Rand in den Mittelpunkt Europas gerückt ist, verabschiedete sich der BR-Intendant aus dem Oberpfälzer Wald. „Aus den Gesprächen heute habe ich mitgenommen, dass die Menschen in der Oberpfalz sehr stolz auf ihre Region sein können, dies können sie ruhig noch mehr als bisher zeigen.“ Es gebe in Bayern für Medien noch überall Schätze zu heben.
Mit der Altneihauser Feierwehrkapelln hat es einer dieser Schätze schon zu Kultstatus beim BR gebracht. „Bis zum nächsten Mal in Veitshöchheim“, bedankte sich Wilhelm bei seinem Reiseführer. In Veitshöchheim wird Neugirg den Franken wieder den Marsch blasen. Und wenn es sein muss, dann auch dem Intendanten des Bayerischen Fernsehens.
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