Wenn es draußen kalt ist, kuscheln auch die Bienen: Eng aneinandergerückt, in kleinen Kugel- oder Traubenformen, halten sie Winterruhe in ihrem Stock und wärmen sich gegenseitig. Nur nicht unnötig bewegen oder gar Unruhe hineinbringen, lautet die Devise daher auch am neuen Lehrbienenstand bei Schleerieth. Dort kann sich der Imkernachwuchs des Landkreises im praktischen Umgang mit Bienen üben.
Wie überwintert ein Bienenvolk? Wie kann man es im Frühjahr vermehren? Wie verhindert man einen Schwarm? Woran erkennt man Krankheiten und wie kann man ihnen vorbeugen, beziehungsweise sie behandeln? Solche Fragen beschäftigen die Neu-Imker, die sich beim Bienenzuchtverein 1872 Schweinfurt in die Materie einführen lassen.
Dieser hat in seinem 2011 gebauten Holzhaus auf einer Obstwiese bei Schleerieth zu Beginn des Jahres 2013 den Lehrbetrieb aufgenommen. „Um den Imkernachwuchs zu fördern“, erklärt Vereinsvorsitzender Karl-Heinz Gungl. Denn obwohl sich in letzter Zeit etliche Jüngere, darunter auch Frauen, für das Hobby Imkerei interessierten: Das Durchschnittsalter der knapp 130 Vereinsmitglieder aus dem Altlandkreis Schweinfurt liegt bei 60 Jahren, weiß der Heidenfelder Rentner.
Kinder und Jugendliche könne man schon für das Thema der fleißigen Honigsammler interessieren. „Aber wenn statt der sechsbeinigen die zweibeinigen Bienen erscheinen, sind sie weg“, sagt der 61-Jährige und schmunzelt. „Die kommen erst wieder, wenn sie Familie gegründet haben und beruflich und sozial etabliert sind.“
Weil aber die Honigbienen so wichtig für die Natur sind, weil sie im Frühjahr die einzigen Insekten sind, die quasi als ganzes Volk schon zur Verfügung stehen, um Obstbäume oder Rapsfelder bestäuben zu können, liegt ihm und seinem Verein am Herzen, das Wissen im Umgang mit den Tieren weiterzugeben. Für 60 000 Euro Materialkosten plus 4000 ehrenamtliche Arbeitsstunden baute der Verein daher den Lehrstand, der in den Schleeriether Obstpfad integriert ist.
Bis zu 20 Lehrgangsteilnehmer können in dem acht mal acht Meter großen Holzhaus ausgebildet werden. Was sie im modernen Schulungsraum in der Theorie lernen, können sie anschließend im daneben liegenden Bienenraum in die Praxis umsetzen. Dort können bis zu zehn Bienenvölker in ihren Zargen untergebracht werden; derzeit überwintern vier in den Holzkästen.
Bei den Kursen ergänzen fünf bis sechs Themen-Module im Praxisunterricht einen eintägigen theoretischen Einstieg. Je nach Wetter und Zustand der Bienen geht es Ende März bis Ende April mit der Praxis los. „Die vier Völker werden dann aufgebaut für 2014“, erklärt Karl-Heinz Gungl. Eine Königin wird gezüchtet, der Schwarm muss kontrolliert werden. Das Problem Varroamilbe wird untersucht, nach wie vor das Thema, das den Imkern am meisten zusetzt. Und das auch im vergangenen Jahr die Bienenbrut im Landkreis befallen hat. „Solche Völker haben den Winter nicht überlebt.“
Gezeigt wird den Jungimkern auch, wie Honig hergestellt wird, der „Lohn“ für ihre Mühen. Allerdings ist ein separater Honigkurs als Grundbestandteil für die Erteilung des Abfüllrechts im Glas des Deutschen Imkerbundes nötig, erklärt Gungl, wegen vielfältiger rechtlicher Vorschriften.
Wenn ein Jung- oder Neu-Imker mit seinem Hobby beginne, müsse er nicht gleich die volle Ausrüstung haben, meint der Vereinsvorsitzende. Er brauche zwei bis drei Stöcke und Zargen, Geschirr, Honigschleuder und Kleinmaterial. „Aber da helfen auch schon mal die Kollegen aus“, beteuert er. Den Zeitaufwand pro Bienenvolk und Jahr beziffert er auf etwa zehn Stunden, überschaubar also.
Für den 61-jährigen Vereinsvorsitzenden ist in 30 Jahren intensiver Beschäftigung mit den fleißigen Insekten ein Stück Umweltverbundenheit gewachsen. Ein Wert, den er sich auch für den Nachwuchs wünscht.
Information: Am 12. Januar startet der Bienenzuchtverein Schweinfurt einen neuen Lehrgang für Neu-Imker. Von 10 bis 16 Uhr wird in der DJK-Gaststätte in Schweinfurt, Josef Reuß-Straße 7, ein theoretischer Grundstein gelegt. Der praktische Ausbildungsteil ist an fünf bis sechs Tagen während des Jahres. Anmeldung bis 10. Januar bei Karl-Heinz Gungl, Tel. (0 97 23) 23 53.